Bei Österreichs größtem Zeitungsverlagskonzern Mediaprint ist das Ergebnis im jüngsten Jahresabschluss eingeknickt, im Konzernabschluss liegt es knapp unter null. Nach unbestätigten Informationen aus dem "Krone"-"Kurier"-Konzern dürfte es im gerade erst abgeschlossenen Geschäftsjahr zum 30. Juni 2023 deutlich negativ ausfallen, kolportiert wird ein zweistelliges Millionenminus*. Damit dürften die deutsche Funke-Gruppe und die Signa wieder einmal der Familie Dichand als "Krone"-Mitgesellschafter Gewinngarantien überweisen müssen. 

Kronen Zeitung Kurier
Rückläufiges Ergebnis beim "Krone"-"Kurier"-Verlagskonzern Mediaprint.
Harald Fidler

Ergebnis um Nulllinie

Der vor wenigen Tagen beim Firmenbuch deponierte Jahresabschluss dokumentiert das Geschäftsjahr 2021/22 bis 30. Juni 2022. Der Abschluss kam weit später als in den Jahren zuvor, die deutliche Verzögerung dürfte laut Quellen im Konzern am Streit der Gesellschafter liegen. 

Laut Jahresabschluss der Mediaprint ging das Ergebnis vor Steuern von 2020/21 noch zwei Millionen Euro auf 982.000 Euro im Geschäftsjahr 2021/22 zurück, der Bilanzgewinn von 20,3 Millionen Euro auf 157.000 Euro.

Im Konzernabschluss der Mediaprint sank das Ergebnis vor Steuern von 22,2 Millionen auf minus 326.567,88 Euro. Der ausgewiesene Bilanzgewinn im Konzern drehte von knapp 200.000 Euro über null auf rund eine Million minus.

Nach Informationen des STANDARD aus dem Konzern kalkulierte die Mediaprint intern im Frühsommer für das Geschäftsjahr 2021/22 noch mit rund 14 Millionen Euro. Für das aktuell abgeschlossene Geschäftsjahr 2022/23 bis zum 30. Juni 2023 indes gingen mehrere Konzernquellen von einem Minus in der Größenordnung von mehr als zehn Millionen Euro aus. Kolportiert werden aus der Mediaprint massive Sparmaßnahmen in zweistelligem Millionenvolumen. Beim "Kurier" wurde im Frühjahr 2023 die Kürzung von 20 Jobs in der Redaktion kommuniziert. Auch andere Medienunternehmen ergriffen in den vergangenen Monaten Sparmaßnahmen beim Personal. Werbekonjunktur und Kostenentwicklung belasten die gesamte Branche schwer. 

Die Einnahmen der Mediaprint laut Jahresabschluss blieben mit 398 Millionen im Jahresabschluss 2021/22 gegenüber 400 Millionen im Vorjahr stabil, im Konzernabschluss wird der Umsatz mit 402 nach 405 Millionen Euro ausgewiesen.

Funke-Überweisung fällig

Die Mediaprint gehört zu je 50 Prozent der "Kronen Zeitung" und dem "Kurier", die Gewinne werden im Verhältnis 70 zu 30 an die beiden Zeitungen ausgeschüttet.

Der "Kurier" gehört zu 50,66 Prozent Raiffeisen, zu 49,44 Prozent einer Holdinggesellschaft der deutschen Mediengruppe Funke und der Signa-Gruppe von Immobilienmilliardär René Benko.

Die "Kronen Zeitung" gehört zu 50 Prozent der Gründerfamilie Dichand und zu 50 Prozent der Holdinggesellschaft von Funke und Signa.

Die Verträge zwischen Dichands und Funke sehen eine Gewinngarantie für die Familie Dichand, unabhängig vom Geschäftsgang der "Krone", vor. Sie beträgt zumindest einen hohen einstelligen Millionenbetrag pro Jahr. Wirft die "Krone" ihn nicht ab, müssen die Mitgesellschafter – also die Holding von Funke und Signa – den Dichands die Differenz überweisen. Das war schon mehrfach der Fall.

Weil Funke/Signa die Ausschüttungen in den vergangenen Jahren blockierte, riefen die Dichands in einer Reihe von Verfahren Schweizer Schiedsgerichte an, um diese zu erzwingen. Für das Geschäftsjahr 2018/19 sprach ein Schiedsgericht inzwischen den Dichands die Ausschüttung zu, ein Betrag in der Größenordnung von zehn Millionen Euro inklusive Zinsen soll Anfang dieses Jahres aus Essen nach Wien gegangen sein. Für die Geschäftsjahre seither wird die Ausschüttung der "Krone"-Gewinne ebenfalls von den Dichands bei – ebenfalls kostspieligen – Schiedsgerichten nach Schweizer Recht eingeklagt.

Das von der Mediaprint für das Geschäftsjahr 2021/22 ausgewiesene Ergebnis um die Nulllinie reicht recht offensichtlich nicht aus, um daraus den millionenschweren Garantiegewinn für die Dichands zu begleichen. Ein für 2022/23 nach internen Quellen erwarteter Verlust naturgemäß noch weniger. 

Die Funke-Gruppe versucht seit Jahren vor Schiedsgerichten und ordentlichen Gerichten die Rahmenvereinbarungen mit den Dichands aufzukündigen, ohne damit die gemeinsame Gesellschaft zu kündigen - diesfalls müsste sie ihre Anteile zum sehr niedrigen Buchwert den Dichands verkaufen. Die bisherigen Kündigungsversuche blieben ohne Erfolg, weitere laufen. 

Essens Kandidat verlässt bisherigen Job

Die Funke-Gruppe soll nun nach STANDARD-Informationen einen ausgewiesenen Sanierer ins Management von Mediaprint und "Kronen Zeitung" schicken: der Jurist Michael Tillian, der etwa schon bei der Styria die Magazingruppe und "Presse"/"Wirtschaftsblatt" nach dem Motto "Cut and Grow" leitete, bei der Russmedia-Investmentgeschäftsführer und zuletzt bei der "Freien Presse" in Sachsen Geschäftsführer war. 

Nach deutschen Medienberichten haben die Eigentümer der Chemnitzer Druck und Verlag, zu der die "Freie Presse" gehört, inzwischen bestätigt, dass Tillian das Unternehmen verlässt. Von Tillian liegt auf STANDARD-Anfrage keine Stellungnahme vor. 

Tillian dürfte die Funktionen von Christoph Niemöller in der Geschäftsführung der Mediaprint übernehmen, die Niemöller bisher mit Thomas Kralinger (Raiffeisen, "Kurier") und Gerhard Valeskini (Dichand, "Krone") leitet, und der seinen Abschied bis Anfang 2024 angekündigt hat. Niemöller ist neben der Mediaprint-Geschäftsführung auch Co-Geschäftsführer Valeskinis bei der "Kronen Zeitung". 

Bedenken der Funke-Verlegerin

Ein weiterer Wechsel im Management des Zeitungskonzerns zeichnet sich ab: Thomas Kralinger dürfte die "Kurier"-Geschäftsführung und jene der Mediaprint altersbedingt absehbar aufgeben. Als Favorit von Raiffeisen für die Nachfolge wird Richard Grasl gehandelt, derzeit Vizechefredakteur des "Kurier" und seit Jahresbeginn parallel Geschäftsführer des "Profil".

Gegen Grasls Bestellung soll Funke-Eigentümervertreterin Julia Becker zuletzt Vorbehalte geäußert haben. Eine Bestellung gegen ihre Bedenken könnte, auch wenn beim "Kurier" Raiffeisen mit Mehrheit entscheidet, zu zusätzlichen Verwerfungen unter den Gesellschaftern der Mediaprint-Blätter führen. (fid, 14.7.2023)