Jedermann, Sazburg
Michael Maertens und Buhlschaft Valerie Pachner (Buhlschaft) während der Fotoprobe zum Schauspiel "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal, das am 21. Juli 2023 im Rahmen der Salzburger Festspiele am Domplatz Premiere hat.
APA/BARBARA GINDL

Salzburg – Die Buhlschaft trägt heuer Rot, genauer gesagt leuchtendes Korallenrot. "Ein sehr vitales Rot", wie Schauspielchefin Bettina Hering am Montag bei der Präsentation der Kostüme für die Neuinszenierung des "Jedermann" betonte. Ein schlichtes, bauchfreies Blumenmieder, eine 70er-Jahre Schlaghose aus rotem Samt und ein duftiges Schleiercape sorgen für einen unkomplizierten Look der neuen Buhlschaft Valerie Pachner.

Die Zeit der großen Abendroben sei längst vorbei, sagte Renate Martin, die beim "Jedermann" für die Kostüme verantwortlich zeichnet. Ebenso leger wie seine Buhlschaft kommt auch der neue Jedermann Michael Maertens auf die Bühne: Ein schlichter Hausanzug in gedeckten Rot- und Lilatönen, dort und da glitzert es in den edlen Stoffen. Die Kleidung protzt nicht, aber zeigt den Reichtum des Trägers bei Material und Details. "Das Kostüm ist für Michael Maertens gemacht. Es unterstützt den Jedermann, wie er ihn zeigen möchte", sagte Martin.

Die Kostüme der Buhlschaft und des Todes (von links).
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Leistungsschau der Werkstätten

Die Kostüme für die "Jedermann"-Produktion sind jedes Jahr auch eine Leistungsschau der Werkstätten der Festspiele. Das aufwendigste Kleid ist heuer wohl jenes für Göttin Sarah Viktoria Frick. Die Schauspielerin – die auch den Teufel spielt und dabei zuerst in einem sehr würdigen Outfit mit Überraschungseffekt erscheint – trägt als Göttin einen dehnbaren Bodysuit mit riesigem Tellerrock. "Der Rock hat beim Nähen die halbe Fläche unseres Ballettraums benötigt", erzählte Kostümdirektor Jan Meier. Zehn Näherinnen arbeiteten zwei Wochen daran. In Patchworktechnik wurden auf leichtem Stretch gedruckte Fotos aus aller Welt zu einem Rock genäht. Ein buntes Potpourri unterschiedlichster Motive, das auf der Bühne ausgebreitet wie eine Blumenwiese wirke, meinte Martin, die Göttin in dieser Inszenierung als Gaia oder Mutter Erde sieht. Rund 300 Stunden Näharbeit steckten in diesem Kostüm, berichtete Meier.

Nicht viel weniger Handwerk und Arbeit benötigte das Geldschein-Tutu, mit dem Mammon Mirco Kreibich heuer auf der Bühne steht. Auf einem papierartigen Textilstoff wurden "1.000er"-Geldscheine – "Jedermann" lautet die eigens geschaffene Währung – gedruckt, vergoldet, zerschnitten und auf Tüll zu einem raschelnden Ballettröckchen genäht. "Wenn Mirco tanzt, sieht man das Gold, wie es glitzert und glänzt", freute sich Martin über die Effekte des Kostüms.

Die Buhlschaft hat übrigens heuer nur ein Kostüm, Pachner darf aber trotzdem in ein zweites Outfit schlüpfen. Sie spielt nämlich nicht nur die Geliebte des Jedermann, sondern auch den Tod – in einem schwarzen Pailletten-Bodysuit samt Strahlenkranz-Kopfputz, für den sich die Kostümbildnerin von den Allerheiligenfesten in Mexiko inspirieren hat lassen. Welch ein Gegensatz zum gelben Blumenkranz, den sie als Buhlschaft trägt. (APA, 17.7.2023)