Das Bild zeig Lilith aus
Der aktuelle Patch zu "Diablo 4" treibt selbst Dämonin Lilith die Tränen aus den Augen.
Blizzard

Neue Questreihe, neue Items, neue Spielmechaniken: Die Vorfreude auf die erste Season von "Diablo 4" hätte so schön sein können. Stattdessen hat es Hersteller Blizzard kurz vor Beginn geschafft, so manchen Spielerinnen und Spielern den inneren Beelzebub zu entlocken. Die Ursache dafür ist ein Patch, der das Spiel auf die Season vorbereitet – und zahlreiche Änderungen an der Spielbalance vornimmt.

Nur zwei Tage vor dem Start der ersten saisonalen Inhalte namens "Season of the Malignant" wurde der Patch 1.1.0 für "Diablo 4" veröffentlicht. In dieser Season müssen die Spieler neue Charaktere erstellen, um eine neue Questreihe und einen Battlepass durchzuspielen. In den umfangreichen Patch-Notizen nachzulesen sind jedoch auch zahlreiche Änderungen, die die Effektivität vieler beliebter Charakter-Builds erheblich beeinträchtigen.

Der Strudelteig aus der Hölle

Konkret bedeutet das, dass der Schaden, den sie austeilen, teils erheblich reduziert wurde. Zusätzlich wurden Anpassungen an der Schwierigkeitskurve und am Belohnungssystem vorgenommen, um das Mid- beziehungsweise das Endgame des Spiels noch "herausfordernder" zu gestalten – man könnte es auch als "spaßbefreiter" bezeichnen.

Zu den Änderungen gehören allgemeine Schwächungen aller Charakterklassen wie eine Verringerung des kritischen Trefferschadens, der Boni zur Reduzierung der Abklingzeit und nicht zuletzt der Erfahrungsboni für das Töten von Gegnern höherer Stufen. Kurzum: Vieles soll offenbar unnötig in die Länge gezogen werden. Nahezu alle Klassen sind mit mindestens einer Build-Ausrichtung betroffen, vom Eissplitter-Magier bis zum Knochensplitter-Nekromanten.

Durchwachsene Änderungen im Hauptspiel

Als ob dieser Eingriff die Laune von Spielerinnen und Spielern nicht schon genug strapaziert hätte, nahm Blizzard auch Änderungen an den Spielarten des Hauptspiels vor. So wurde bis zuletzt die Höllenflut massiv zurechtgestutzt – dabei handelt es sich um ein regelmäßig wiederkehrendes Ereignis ab der Weltenstufe 3, bei dem höherstufige Spielerinnen und Spieler auf die Jagd nach legendären und einzigartigen Gegenständen gehen konnten.

Nicht nur dass die besten Belohnungstruhen ("Gequältes Geschenk der Geheimnisse") nach dem Patch deutlich mehr Gluteinheiten kosten (250 statt 175), nach dem Besiegen der Gegner hinterlassen sie auch deutlich weniger Einheiten. Bei einem zeitlich begrenzten Ereignis bleibt der Spielspaß so recht überschaubar.

Immerhin hat sich Blizzard nicht nur Bosheiten ausgedacht, um Spieler zu bremsen: Die Albtraumdungeons sollen ab sofort mehr legendäre Gegenstände bereitstellen. Bei einem kurzen Selbstversuch konnten die Eingriffe in das Hauptspiel (leider) bestätigt werden. Innerhalb einer verbleibenden knappen halben Stunde der Höllenflut droppten gerade einmal so viele Gluteinheiten, dass sich eine Belohnungstruhe ausging. Deutlich effektiver dürften tatsächlich Albtraumdungeons sein: Zwei Durchgänge resultierten in sechs legendären und einem einzigartigen Item.

Fans sind sauer

Erwartungsgemäß sorgten diese Änderungen für jede Menge Ärger unter den Spielerinnen und Spielern. Auf Reddit, Youtube und im offiziellen Forum lassen sie ihrem Ärger freien Lauf. Auch die Userbewertungen auf Metacritic sprechen eine deutliche Sprache: Innerhalb kürzester Zeit ist der Metascore des Spiels für die PC-Version auf 2.8 Punkte gesunken.

Dieser Unmut dürfte an Blizzard nicht vorbeigeangen sein, weshalb der Community-Verantwortliche Adam Fletcher einen "Campfire Chat" für Freitag angesetzt hat, um auf die Anliegen der Spielerinnen und Spieler einzugehen. Das hätte man freilich auch durchaus schon vor vollendeten Tatsachen in Betracht ziehen können. Mittlerweile hat Blizzard angekündigt, die Droprate der Gluteinheiten bei der Höllenflut wieder zu erhöhen, es handle sich lediglich um einen Fehler, der sich in dem Patch eingeschlichen habe.

Nicht zuletzt kann man die Sache jedenfalls auch ganz pragmatisch angehen, wie ein Spieler auf Reddit schreibt: "Danke, Blizzard, bis zur Veröffentlichung von 'Baldur's Gate 3' werde ich eben den Early Access dazu spielen." (bbr, 20.7.2023)