WKO-Chef Harald Mahrer kann sich keine Verkürzung vorstellen.
APA/TOBIAS STEINMAURER

In die Debatte rund um die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 32 Stunden hat sich nun auch Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer eingeklinkt. Als "abgehoben, realitätsfremd und weit weg von den Menschen" bezeichnet er die Forderungen in einem "Kurier"-Interview am Samstag und hält fest: "Wir werden mehr arbeiten müssen, nicht weniger."

Wen Mahrer damit meint: Alle und bei "Teilzeitarbeitenden auch jene, die keine Betreuungspflichten haben und versuchen, sich aus dem Solidarsystem des Staates zu verabschieden", sagt der WKÖ-Chef, der 2018 einer der größten Proponenten des von Blau-Türkis eingeführten 12-Stunden-Tages war – und diesen kreativ umwarb.

SPÖ will Arbeitszeit reduzieren

Aufs Tapet gebracht hat die Arbeitszeitverkürzung SPÖ-Chef Andreas Babler. Gestiegene Arbeitslast, Krankenstände, und kaum Freizeit für Erholung und Familie: Die Zeit sei reif für eine Verkürzung, so Babler, auch wenn, wie dieser gleichzeitig einräumt, eine Umstellung nicht von heute auf morgen passieren könne. Auch Arbeiterkammer und der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGK) plädieren dafür, künftig weniger zu arbeiten – die letzte Verkürzung war im Jahr 1975.

Gearbeitet wird auch jetzt schon weniger – allerdings mit finanziellen Einbußen: Lag die durchschnittliche Arbeitszeit 2004 bei 35,7 Stunden pro Woche, waren es in den beiden vergangenen Jahren 30 Stunden. Der Grund: Die hohe Teilzeitquote hierzulande. Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2019 wünschen sich jene, die weniger als 30 Stunden arbeiten, eine Aufstockung. Diejenigen, die bisher schon mehr als 30 Wochenstunden arbeiten, würden tendenziell lieber zurückschrauben. Ein ähnliches Bild lieferte auch eine AK-Umfrage Ende 2022, wonach sich 82 Prozent der Befragten für weniger Stunden pro Woche aussprachen.

Arbeitskräftemangel im Weg?

Für Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP), die Industriellenvereinigung (IV) und auch die Neos ist eine derartige Verkürzung mit Blick auf den Arbeitskräftemangel nicht drinnen. "Wir leben in einer immer älter werdenden Gesellschaft, in der mehr Menschen in Pension gehen als Menschen ins Erwerbsleben einsteigen. Das kann sich auf Dauer nicht ausgehen – und das spüren die Menschen", sagt dazu Mahrer.

Zum Arbeitskräfte-Zuzug aus Ländern außerhalb der EU über die Rot-Weiß-Rot-Karte meinte Mahrer: "Wir brauchen Menschen, die zu uns kommen wollen, weil sie arbeiten wollen. Menschen, die nicht arbeiten wollen, haben wir genug." (etom, red, 22.7.2023)