Bayreuth
Philippe Jordan kehr nach Bayreuth zurück
Peter Mayr

Für den vierteiligen "Ring des Nibelungen" bei den Bayreuther Festspielen wird es im kommenden Jahr einen neuen Dirigenten geben: Philippe Jordan übernimmt, erklärte Festspielchefin Katharina Wagner. Das ist interessant. Jordan, Musikchef der Wiener Staatsoper, hatte bekundet, dass er seinen Wiener Posten nicht verlängern würde, weil er prinzipielle Probleme mit manchen Regiestile habe.

Die Bayreuther "Ring"-Version von Valentin Schwarz, die im Vorjahr Premiere hatte, ist doch sehr eigenwillig - als interessante, aber mitunter rätselhaft subjektive Umsetzung des Spiels vom Untergang der Götter. Man wird sehen, wie Jordan, der 2012 in Bayreuth "Parsifal" dirigiert hat, mit ihr klarkommt. Jedenfalls wird Publikumsliebling Klaus Florian Vogt im kommenden Jahr die "Siegfried"-Partie übernehmen.

Start mit Parsifal

Das weltberühmte Festival beginnt jedenfalls heuer mit "Parsifal", den Pablo Heras-Casado dirigieren wird. US-Regisseur Jay Scheib setzt auf die Kraft von Spezialbrillen, um das Publikum zu berücken. Allerdings stehen diese 3-D-Brillen aus finanziellen Gründen nur 330 von 2.000 Gästen zur Verfügung.

Noch Karten

Für die traditionell ausverkauften Festspiele gab es in diesem Jahr auch unmittelbar vor dem Start überraschend noch Karten. "Wir hatten beim "Ring" hier noch Karten zur Verfügung", sagte Geschäftsführer Ulrich Jagels. Er verteidigte zugleich die Preiserhöhungen, die wegen der Inflation nötig gewesen seien: "Ein Verzicht hätte umfangreiche Sparmaßnahmen in Programmbereich erforderlich gemacht."

Festspiel-Chefin Katharina Wagner hatte die höheren Ticketpreise zuvor kritisiert. Auch scheinen einige Kartenkontigente sehr spät in den Vorverkauf gekommen zu sein, was das potenzielle Publikum als zu spät vorkommen musste. Auch berichtet die Süddeutsche Zeitung, dass 2000 Neukundendaten gelöscht wurde und dies erst auffiel, "als sich manche Kunden meldeten, weshalb sie denn nichts mehr von den Festspielen hören" würden. Es scheinen als ein Bündel logistischer interner Aspekte zu sein, welche den Kartenzustand bewirkt haben.

Am Montag hatte Wagner traditionell bei einer Pressekonferenz einen Ausblick auf die kommenden Spielzeiten gegeben: 2026 werden 150 Jahre Bayreuther Festspiele groß gefeiert. Aus diesem Anlass sollen nicht nur jene zehn Werke von Richard Wagner (1813-1883) aufgeführt werden, die normalerweise zum Festival-Kanon gehören, sondern auch die Oper "Rienzi". Sie habe dies mit der Familie und dem Stiftungsrat abgesprochen, sagte Wagner. "Rienzi" wurde 1842 in Dresden uraufgeführt und gehört normalerweise nicht zum Bayreuth-Repertoire.

2024 neuer "Tristan"

2024 wird es bei den Festspielen eine Neuproduktion von "Tristan und Isolde" geben, Regie führt Thorleifur Örn Arnarsson, es dirigiert Semyon Bychkov. 2025 soll es neue "Meistersinger von Nürnberg" am Grünen Hügel geben, als Regisseur wird Matthias Davids das Werk erarbeiten, die musikalische Leitung hat Daniele Gatti inne. In zwei Jahren kehrt auch "Lohengrin" in der Inszenierung von Yuval Sharon mit der Bühne des Künstlers Neo Rauch auf den Spielplan zurück. Das Werk sei wegen der Corona-Einschränkungen nur sehr wenig gespielt worden, sagte Wagner.

Wagners Zukunft

Mittelfristig wird es in Bayreuth personell und strukturell spannend werden: Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) forderte unlängst Reformen bei den Bayreuther Festspielen. "Selbst ein noch so renommiertes Festival hat an manchen Stellen mit der Zeit zu gehen, wenn es auf Dauer erfolgreich sein will", sagte er im Interview des "Nordbayerischen Kuriers" - auch im Hinblick auf eine mögliche Verlängerung mit Katharina Wagner, deren Vertrag als Festspiel-Intendantin 2025 ausläuft.

Der "Mythos Bayreuth" sei zwar eng mit der Familie Wagner verbunden. "Aber gleichzeitig ist auch klar, dass es bei der künstlerischen Besetzung der Festspielleitung immer um die Exzellenz des künstlerischen Konzepts geht", sagte Blume. Katharina Wagner sei nicht automatisch gesetzt, nur weil sie die Urenkelin des Komponisten Richard Wagner ist. "Es gibt keinen Freibrief, sondern das klare gemeinsame Verständnis, dass die hohen Erwartungen an die Bayreuther Festspiele immer wieder neu künstlerisch eingelöst werden müssen. Das geht nur mit mutigen Konzepten und einer klaren Vision." Was genau sich aus seiner Sicht verändern soll, sagte der Minister in dem Interview nicht. Allerdings deutete er an, dass der Freistaat Bayern Gesellschafteranteile der Freunde von Bayreuth übernehmen könnte.

Sinkende Einnahmen

Der Mäzenenverein hatte Anfang des Jahres eingeräumt, künftig wegen sinkender Einnahmen nicht mehr so viel für die Festspiele zahlen zu können wie bisher. Derzeit sind die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth in der Festspiel-GmbH gleichberechtigte Gesellschafter mit Bund und Freistaat - das wird sich bei geringerer Zahlung wohl ändern. (APA,tos,25.7.2023)