Männer sind mitgemeint. Die grüne Justizministerin Alma Zadić hat also erstmals ein Bundesgesetz in rein weiblicher Form vorgelegt. Das ist schon vor zwei Monaten passiert. Damals hat das allerdings niemanden interessiert. Umso erstaunlicher ist es, wie sehr der Vorstoß im Nachhinein für Aufregung sorgt. Gerade wird nämlich versucht, Zadić auf fadenscheinige Art und Weise zurechtzuweisen.

Von einem "Ausdruck eines seltsamen Zeitgeistes" spricht da etwa ein renommierter Jurist. Seltsam ist allerdings eher, dass Frauen in österreichischen Gesetzestexten nach wie vor meist gar nicht vorkommen. Da ist in einem aktuellen Ministerialentwurf beispielsweise nur vom "wirtschaftlichen Eigentümer" die Rede, als würde es hierzulande keine einzige Eigentümerin geben.

Legte ein rein in weiblicher Form verfasstes Gesetz vor: Justizministerin Alma Zadić (Grüne).
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Selbst das österreichische Bundesverfassungsgesetz kennt in erster Linie den Staatsbürger. Wenn es um die höchsten politischen Ämter Österreichs geht, liest man darin ausnahmslos vom Landeshauptmann, vom Bundeskanzler oder vom Bundespräsidenten. Man könnte meinen, Frauen seien für diese Positionen per Gesetz gar nicht vorgesehen. Das ist längst nicht mehr zeitgemäß.

Über all das regen sich die allermeisten Männer nicht auf. Sie kommen ja vor. Was sollte ihnen denn fehlen? Aber kaum steht in einer Novelle durchgängig "Gesellschafterinnen", ist Widerstand angesagt. Das ist doch lächerlich.

Symbolischer Akt

Warum sollen sich Frauen von Gesetzestexten in rein oder dominierend männlicher Form angesprochen fühlen, wenn das in umgekehrter Weise von den Freiheitlichen nun als "anmaßend" empfunden wird? Warum plädiert die ÖVP ausgerechnet dann dafür, beide Geschlechter in Gesetzestexten zu nennen, wenn einmal bewusst Frauen in den Vordergrund gerückt werden? Und weshalb sollen sich Frauen als Kompromiss in einen neutralen Begriff wie "Personen" drängen lassen, obwohl sie ebenfalls ein Anrecht darauf haben, in einem Gesetz in gleicher Weise angeführt zu werden wie das andere Geschlecht? Männer sollen ruhig einmal spüren, wie es ist, ständig nur "mitgemeint" zu sein.

Zadić wollte mit ihrem Ansinnen für mehr Geschlechtergerechtigkeit sorgen. Das ist gut und richtig. Immerhin spielt die Sprache dabei eine wichtige Rolle. Sprache kurbelt unsere Vorstellungskraft an. Sie macht aber auch sichtbar. Darum geht es.

Zadić hat also mit zeitlicher Verzögerung eine Debatte vorangetrieben, die selbst im Jahr 2023 noch erschreckend oft vonnöten ist. Das wird allein durch Reaktionen aus der konservativen bis hart rechten Ecke deutlich. Von dort wird nun mit allen Mitteln versucht, den symbolischen Akt der Justizministerin etwa mit dem Argument verächtlich zu machen, dass sie damit Männer ausgrenzen würde. Geh, bitte!

Am Ende bleibt der Vorstoß von Zadić aber nur ein gegenderter Gesetzestext über "flexible Kapitalgesellschaften". Mehr nicht. Die SPÖ hat einen Punkt, wenn sie nun einmahnt, dass das zwar nett gemeint ist, aber nicht ausreicht. Dass es noch besser wäre, etwas an der tatsächlichen Lebensrealität von Frauen zu verändern. Da gibt es genug zu tun. Etwa wenn es darum geht, gleiche Löhne für gleiche Arbeit zu erreichen oder die Karenzzeiten zwischen beiden Elternteilen fair aufzuteilen. Ein großes Ziel für alle Bürgerinnen. Aber Achtung, liebe Männer, ihr seid auch mitgemeint. (Jan Michael Marchart, 28.7.2023)