Viele sahen mit dem offiziellen Ende der Corona-Maßnahmen in Österreich auch das Aus für die wütenden Freiluftproteste der Maßnahmengegner gekommen. Doch nachdem es zuletzt still in dieser Ecke geworden war, gibt es nun mehrere Aufrufe zu "Solidaritätskundgebungen" in Linz.

Der Grund für die neuerlichen Proteste ist die aufsehenerregende Entwicklung rund um Florian O. Der einst erfolgreiche Biokoch ließ mit Beginn der Corona-Pandemie seinen naturnahen Garten hinter sich und wurde zum Hauptorganisator der Linzer Corona-Demos. Der 39-Jährige wurde zunehmend radikaler, verglich bei öffentlichen Reden die Corona-Maßnahmen mit dem Holocaust. Im August 2022 hätte er sich wegen des Verstoßes gegen das Verbotsgesetz vor Gericht verantworten müssen. Doch Florian O. tauchte unter – und erschien nicht zu dem Verfahren gegen ihn.

Tote Frau im Kofferraum

Am vergangenen Sonntag wurde Florian O. dann zufällig im Rahmen einer Verkehrskontrolle aufgegriffen. Im Kofferraum fanden die Beamten den Leichnam der Ehefrau. Tanja O. ist an einer nicht behandelten Krebserkrankung verstorben. Der Vater dreier Kinder sitzt nun in U-Haft – aufgrund der Vergehen nach dem Verbotsgesetz. Außerdem wird gegen den einstigen Kräuterguru wegen Störung der Totenruhe und unterlassener Hilfeleistung ermittelt.

Ein Polizeiauto vor einem Auto unter einem weißen Zelt.
Im Kofferraum des blauen Mazda lag die Leiche von Tanja O.
APA/TEAM FOTOKERSCHI / BAYER

Die Internetplattform DemoLinzFreiheit.com hat nun die "Initiative für Florian" ins Leben gerufen. Einerseits bittet man um eine monetäre Unterstützung, "damit Florian zu seinen Kindern zurückkehren kann, sie brauchen ihn jetzt unbedingt".

Zudem wird geraten, "in Liebe und Respekt" auf das Schicksal von Florian O. aufmerksam zu machen und einen persönlichen Brief an ihn in die Justizvollzugsanstalt Linz zu schicken. Und wer schon am Schreiben ist: Sinnvoll ist aus Sicht der Organisatoren auch eine postalische Bitte an das Landesgericht Linz, man möge dort in dem konkreten Fall doch "verhältnismäßig und menschlich" agieren.

"Wut-Wirtin" in Aktion

Neben den Schreibtischaktionen ruft die Initiative vor allem aber zu mehreren Solidaritätskundgebungen auf. So plant man, sich am Montag ab 13 Uhr vor dem Alten Rathaus in Linz zu versammeln, um dann durch die Innenstadt vorbei am Landesgericht zur Justizanstalt zu ziehen. Dort hätten dann Teilnehmer die Möglichkeit, Florian O. "positive Gedanken übers Mikrofon" mitzuteilen.

Federführend bei der Spendensammlung soll auch Alexandra Pervulesko sein. Die Linzer Gastronomin und Maßnahmengegnerin erlangte als "Wut-Wirtin" zweifelhafte Bekanntheit, als sie mitten im Covid-Lockdown ihr Lokal in der Altstadt öffnete – und dann in weiterer Folge eine mehrwöchige Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen musste. (Markus Rohrhofer, 31.7.2023)