Lizzo
Lizzo während eines Konzerts in New York im Oktober 2022.
APA/AFP/GETTY IMAGES/Jamie McCar

Wer einmal in Japan erlebt hat, wie sich die Untergebenen auch noch nach Feierabend stundenlang von ihren Chefs demütigen lassen müssen, der erahnt, was drei Tänzerinnen eventuell mit ihrer Arbeitgeberin Lizzo durchgemacht haben. In Japan wird man dazu gezwungen, mit dem Boss after work in Bars komazusaufen, und muss alle müden Scherze des Alten ure lustig finden. Eventuell geht es dann auch noch, so wie mutmaßlich bei Lizzo, zur Freiwilligkeit gedrängt abschließend ins Rotlichtviertel. Unter anderem soll der afroamerikanische Popstar heuer im Februar drei seiner ihn nun wegen sexueller Belästigung, Bodyshaming und Mobbings verklagenden Tänzerinnen in einem Amsterdamer Stripclub zu sexuellen Handlungen mit den dortigen Frauen genötigt haben.

Die sittlich stets gefestigte deutsche Bild schildert dies gerade recht anschaulich mit Hinweisen auf offenbar involvierte Dildos und zum Verzehr geeignete Bananen. Triggerwarnung: Lizzo gilt als eine übergewichtige, queere und sexpositive Vorreiterin der vielleicht nicht immer auf Gesundheit sowie körperliches Wohlergehen ausgerichteten Body-Positivity-Bewegung. Sie soll allerdings gegenüber ihren speziell wegen ihrer gleichwertigen Korpulenz gecasteten Tänzerinnen bizarrerweise Bodyshaming betrieben haben.

Ein mächtiger Schatten fällt auf die Frau

Da fällt doch ein mächtiger Schatten auf die gute Frau. Immerhin hat sich die 1988 in Detroit als Melissa Viviane Jefferson geborene Musikerin öffentlich stets für die Selbstermächtigung und das Selbstwertgefühl von Menschen und ihren Diversitäten eingesetzt, die nicht ganz so geraten sind, wie es sich die normalen Leute und das gesunde Volksempfinden zumindest offiziell vorstellen. Lizzo dazu: "Ich kann nicht an einem Tag aufwachen und nicht schwarz sein. Ich kann nicht an einem Tag aufwachen und keine Frau sein. Ich kann nicht an einem Tag aufwachen und nicht fett sein."

Die 35-jährige US-Sängerin hat nach Gospelanfängen in der Kirche klassische Flöte studiert. Über Rap, Hip-Hop und R 'n' B kam sie zu ihrer originären tanzlastigen Mainstreampop-Mischung mit Hits wie Juice, Good as Hell oder Truth Hurts. Sie selbst bezeichnet ihre Kunst als "church with a twerk". Twerking ist ein sexuell aggressiv aufgeladener Tanz in hockender Haltung mit stoßenden Hüftbewegungen. Man sollte den Leuten dabei halt nicht mit dem Arsch ins Gesicht fahren. (Christian Schachinger, 2.8.2023)