Innsbruck – In der Causa rund um die Pleite des Dienstleistungsunternehmens des Tiroler Gemeindeverbands, Gemnova, nimmt das Bestreben des Landes, die rund 580 Mitarbeiter der 100-Prozent-Tochter Bildungspool Tirol GmbH aufzufangen, konkrete Formen an. Die Landesregierung aus ÖVP und SPÖ werde in einem Umlaufbeschluss die Gründung einer gemeinnützigen GmbH beauftragen, die sich um die Bereiche Freizeitbetreuung, administrative Assistenz sowie Schulassistenz kümmert, hieß es am Mittwoch.

Landeshauptmann Anton Mattle vor Österreich Fahne
"Das Land nimmt das Heft selbst in die Hand", sagt Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP).
APA/EXPA/JOHANN GRODER

Bisher habe das Land Tirol keine Freizeitpädagogen und Schulassistenzkräfte beschäftigt. Nun soll die bestehende Tiroler Kinder und Jugend GmbH, die sich im Eigentum des Landes befindet, um eine gemeinnützige Tochtergesellschaft erweitert werden. "Mit Schulbeginn im Herbst werden dringend Freizeitpädagogen und Schulassistenzkräfte zur Unterstützung an den Schulen gebraucht. Das Land nimmt das Heft selbst in die Hand und wird sich um das Angebot für die Schülerinnen und Schüler, Eltern und Schulerhalter kümmern", konkretisierte Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) das Vorhaben. Es hätten sich bereits über 550 interessierte Personen gemeldet. Qualifiziertes Personal werde auch weiterhin gesucht. Es handle sich um eine der größten Personalsuchen, die das Land Tirol bzw. ein Tochterunternehmen jemals in so kurzer Zeit durchgeführt habe, wurde betont.

Zustimmung von Bürgermeistern nicht erreicht

Ausgearbeitet werde das neue Angebot federführend von Bildungslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) und Soziallandesrätin Eva Pawlata (SPÖ). Als Landeshauptmann trage man jedenfalls "auch in schwierigen Situationen Verantwortung", auch wenn die Gemnova dem Tiroler Gemeindeverband gehört, meinte Mattle.

Indes berichtete die "Tiroler Tageszeitung", dass das Landesgericht Innsbruck die Betriebsschließung sowohl für das Mutterunternehmen Gemnova-Dienstleistungsgesellschaft als auch die Bildungspool Tirol GmbH angeordnet hatte. Die beiden Unternehmen, die dem Tiroler Gemeindeverband gehören und Kern der Gemnova-Gruppe mit weiteren fünf 100-Prozent-Tochtergesellschaften bilden, wiesen Verbindlichkeiten von rund 8,8 Millionen Euro auf. 65 Dienstnehmer waren bei der Gemnova-Dienstleistungsgesellschaft von der Betriebsschließung betroffen, 17 wurden bereits beim AMS zur Kündigung angemeldet, hieß es.

Die Gemova-Pleite endgültig besiegelt hatte eine Bürgermeisterkonferenz des Tiroler Gemeindeverbands Mitte Juli. Dort war die geforderte Zustimmung von 90 Prozent der 276 Ortschefs für die Anhebung der Mitgliedsbeiträge um 1,1 Millionen Euro nicht erreicht worden und damit die von Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf (ÖVP) angestrebte Sanierung gescheitert. Die vom Landtag wenige Tage zuvor in einer Sitzung freigegebene Millionenhilfe war somit auch hinfällig. Die Causa hatte auch zu starken Verwerfungen im Gemeindeverband geführt und vor allem den ÖVP-Teil der Landesregierung in den vergangenen Monaten politisch stark unter Druck gesetzt. (APA, 2.8.2023)