Kleinwüchsige Fotografin in Aktion.
Anna Spindelndreier ist selbstständige Fotografin. Sie hat es geschafft, am regulären Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Andi Weiland

Seit 15 Jahren ist die UN-Behindertenkonvention in Österreich in Kraft. Doch laut Expertinnen und Experten gibt es große Lücken bei ihrer Umsetzung. Dass es immer noch nicht gelingt, Menschen mit Behinderung, die oft am Rand der Gesellschaft stehen, in unsere Mitte zu holen, ist ein wahres Armutszeugnis für unsere Gesellschaft.

Am größten ist das Manko am Arbeitsmarkt. Dort fehlt es an barrierefreien Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie an einem flächendeckenden Ausbau von bedürfnisgerechter persönlicher Assistenz. Viel zu viele Firmen kaufen sich immer noch frei, zahlen lieber die Ausgleichstaxe, als echte Inklusion zu wagen. Hinzu kommt, dass rund 25.000 Personen in Österreich, die in Tageswerkstätten arbeiten, weder sozial- und pensionsversichert sind. Für diese Arbeit erhalten sie nur ein Taschengeld – teilweise unter 100 Euro im Monat.

Diese Verfehlungen basieren immer noch auf der Annahme, dass Menschen mit Behinderung aufgrund ihrer Voraussetzungen nicht an der Gesellschaft oder am regulären Arbeitsleben teilhaben können. Das ist schlicht falsch. Sie könnten es, wenn wie in einigen anderen EU-Staaten der Staat die Voraussetzungen dafür schafft oder die Arbeitgeber zwingt, das dafür Nötige zu tun. So werden ihre Behinderungen zu unserem Versagen.

Ja, diese Veränderungen kosten Geld. Ja, all das braucht Zeit. Ja, es müssen Räume umgebaut und neue Kompetenzen erlernt werden. Aber als erster Schritt müssen die Barrieren in unseren Köpfen fallen. Die Betroffenen haben ein Recht darauf. (Natascha Ickert, 7.8.2023)