Cannabis Pflanze
Die Kriminalisierung von Cannabis ist nicht mehr zeitgemäß.
AP/Jim Mone

Sie sind zwei der gefährlichsten Drogen der Welt, machen süchtig und begünstigen Krebs. Eigentlich, würden wir eine konsequente Drogenpolitik verfolgen, müssten sie schon längst verboten sein. Aber dem ist nicht so: Alkohol und Nikotin sind legal. Cannabis mit Tetrahydrocannabinol (THC), der Substanz, die berauschend wirkt, ist es nicht.

Das ist ein Widerspruch, der sich immer weniger rechtfertigen lässt. Mag sein, dass Alkohol vor allem aus historischen und nicht aus gesundheitspolitischen Gründen geduldet wird – schließlich ist er seit vielen Jahren die Volksdroge Nummer eins.

Drogenpolitik ist stets Schadensbegrenzung

Doch die gleiche Argumentation lässt sich mittlerweile für Cannabis anwenden. Fast ein Drittel aller Menschen in Österreich hat laut Zahlen aus dem Vorjahr schon einmal gekifft. Bei den Jungen sind es sogar fast 40 Prozent. Der Bann hat sein Ziel verfehlt: Anstatt weite Teile der Bevölkerung vom Konsum abzuhalten, macht er sie zu Kriminellen.

Die Freigabe von Drogen basiert stets auf einem gesellschaftlichen Konsens. Der lautet heute, dass ein großer Teil der Bevölkerung die Risiken von Cannabiskonsum in Kauf nehmen will. Aufgabe der Politik ist, dafür zu sorgen, dass der Schaden durch den Konsum von Substanzen – und der liegt in der Natur der Sache – so klein wie möglich bleibt. Daran scheitert sie.

THC ist nicht harmlos

Das soll nicht heißen, dass THC legalisiert werden sollte, weil es harmlos ist. Im Gegenteil: Zwar ist das Suchtpotenzial weitaus niedriger als bei Alkohol und vor allem bei Nikotin. Doch gerade bei jungen Menschen kann Cannabis die Entwicklung des Gehirns schädigen. Und: Hanf erhöht das Risiko, psychisch zu erkranken – speziell dann, wenn er viel THC enthält.

Was auf den ersten Blick für ein Verbot spricht, täuscht: Konsumenten kaufen Cannabis aktuell stattdessen auf dem illegalen Schwarzmarkt. Dort gibt es keine Kontrollen des THC-Gehalts – potenziell kiffen sie sich unwissentlich in eine Psychose. Hinzu kommt, dass Drogendealer teilweise das Cannabis mit noch gefährlicheren Substanzen strecken, um höhere Gewinne zu erzielen.

Zweifelhafte "Alternativen" am legalen Markt

Zugleich versuchen legale Hanfshops laufend, das Verbot zu umgehen. Sie verkaufen neuartige Cannabisprodukte, die berauschend wirken sollen. Zu diesen Substanzen gibt es allerdings – im Gegensatz zu THC – kaum wissenschaftliche Forschung, wodurch gänzlich unklar ist, welche Risiken sie bergen. Jene, die Cannabis konsumieren, aber nicht in die Kriminalität abrutschen wollen, gehen also absurderweise ein Risiko ein, das sie mit dem illegalen THC nicht eingehen würden.

All diese Entwicklungen sprechen dafür, einen geregelten Cannabismarkt zu schaffen. Dieser müsste klar beschränkt werden, zum Beispiel bei der Menge an THC im Hanf. Oder beim Alter, indem der Konsum erst ab 18 oder sogar 25 Jahren ermöglicht wird, wenn das Gehirn vollständig entwickelt ist. Auch könnte anhand von Qualitätskontrollen sichergestellt werden, dass das Cannabis nicht verunreinigt wurde.

Zugleich könnte der Staat Hanf zweckmäßig besteuern – und mit den Einnahmen Präventionsangebote fördern. Ein Ende der Kriminalisierung würde der Stigmatisierung von Suchtbetroffenen entgegenwirken.

Klar ist: Die öffentliche Meinung zu Cannabis hat sich gewandelt. Für die Politik ist es Zeit gleichzuziehen. (Muzayen Al-Youssef, 4.8.2023)