Bildungsminister Martin Polaschek
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) setzt auf Quereinsteiger in die Schulklassen.
APA/GEORG HOCHMUTH

Insgesamt 200 Stellen sind an Österreichs Schulen einen Monat vor dem Schulstart noch unbesetzt. Das seien deutlich weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Freitag. Die offenen Stellen konzentrieren sich auf Oberösterreich, Wien, Salzburg und Vorarlberg – der Minister gab sich zuversichtlich, dass sie bis Schulstart im September noch gefüllt werden. In den restlichen fünf Bundesländer seien bereits alle Stellen besetzt. Insgesamt wurden heuer 6.846 Posten an den Schulen ausgeschrieben (ca. 5.000 Vollzeitäquivalente bzw. 105.000 Stunden).

Video: Lehrermangel - Noch rund 200 Stellen unbesetzt
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In Oberösterreich sind derzeit 46 Stellen an Mittelschulen, 28 an Volksschulen sowie neun im sonderpädagogischen Bereich noch unbesetzt. In Salzburg fehlen noch 32 Mittelschul- und 23 Volksschullehrer (darunter eine klassenführende Lehrkraft). In Wien sind es 50 klassenführende Volksschul- und zehn klassenführende Sonderschullehrkräfte, in Vorarlberg acht AHS/BMHS-Pädagogen sowie je drei Mittelschul- und Volksschullehrkräfte.

Abdeckung durch Überstunden

"Wir werden jede Unterrichtsstunde halten können", betonte Polaschek erneut. Insgesamt haben sich rund 11.400 Personen für die 6.846 Stellen beworben – dass das noch nicht reicht, liegt daran, dass es für viele Stellen "zu viele" Bewerber gibt, während sich für andere niemand beworben hat. Außerdem passen die Fächer nicht immer – für manche Fächer gibt es einen Überhang, für andere fehlen Bewerber. Nun wird wie in jedem Jahr versucht, jene Bewerber, die an einer Schule leer ausgegangen sind, auf jene Schulen umzuleiten, an denen es noch offene Stellen gibt. Das werde gelingen, zeigte sich Polaschek optimistisch.

Abgedeckt werden die Unterrichtsstunden wie schon in den vergangenen Jahren auch durch Überstunden von Lehrerinnen und Lehrern, den Einsatz von Lehramtsstudierenden sowie Quereinsteiger. Lediglich vereinzelt kommen auch pensionierte Pädagoginnen und Pädagogen zum Einsatz. Im Vorjahr waren es rund 70, wobei diese nur wenige Stunden hielten.

Mehr Quereinsteiger auf neuen Stellen

Stärker als in den vergangenen Jahren wird heuer auf Quereinsteiger gesetzt – heuer haben sich rund 600 zertifizierte Personen für eine Stelle an einer Schule beworben, das sind etwa doppelt so viele wie im Vorjahr. Das führte Polaschek auf das neue Quereinstiegsmodell und die Initiative "Klasse Job" zurück. Im Rahmen des Modells haben sich rund 3.300 Personen für das Zertifizierungsverfahren angemeldet. 1.300 haben bisher ein Zertifikat zum Unterrichten erhalten, rund 800 wurden abgelehnt, beim Rest läuft das Verfahren noch.

Dass rund ein Viertel der Interessenten von der Zertifizierungskommission abgelehnt wurde, wertet deren Leiter Andreas Schnider als Beleg dafür, dass die Qualität der Interessenten sorgfältig geprüft werde. Jene, die ein Zertifikat erhalten, seien tatsächlich "hochqualifizierte Leute", die vorher etwa an Unis oder in der Industrie Erfahrung gesammelt hätten, sagte Schnider.

Lehramtsstudium fünf statt sechs Jahre

Aus Sicht von Polaschek bereits fix ist, dass das reguläre Lehramtsstudium verkürzt wird. Seit einer Reform 2013 dauerte das Bachelorstudium für das Lehramt vier Jahre und das Masterstudium zwei Jahre – macht insgesamt sechs Jahre. Nun will das Bildungsministerium wieder zurück und das Bachelorstudium – wie bei allen anderen Studierenden – auf drei Jahre reduzieren, sodass die Gesamtdauer entsprechend auf fünf Jahre sinkt. Aufgrund der Verkürzung samt "Modernisierung des Studiums durch mehr Praxisanteile" erwartet Polaschek, dass sich künftig mehr Leute für ein Lehramtsstudium entscheiden – die Änderungen sind allerdings noch nicht im Parlament beschlossen worden, es gibt auch noch keinen Gesetzesentwurf.

Schulstartgeld früher gezahlt

Eine Neuerung im Zusammenhang mit der Schule verkündete am Freitag auch Familienministerin Susanne Raab (ÖVP): Das Schulstartgeld soll heuer erstmals schon im August statt wie bisher im September auf den Konten von Eltern mit Kindern im schulpflichtigem Alter landen. Damit werde eine Forderung von Familienverbänden umgesetzt, erklärte Raab: "Damit Eltern bereits frühzeitig alles Notwendige für ihre Kinder besorgen können." Das Schulstartgeld beträgt dieses Jahr 105,80 Euro und fließt für jedes schulpflichtige Kind zwischen sechs und 15 Jahren – es betrifft damit insgesamt rund 900.000 Kinder in Österreich. (APA, ta, 4.8.2023)