Grimes
Künstlerinnen wie die kanadische Musikerin Grimes versuchen jetzt schon am KI-Hype mitzuverdienen.
ANGELA WEISS/AP

Google und Universal Music verhandeln gerade darüber, Melodien und Stimmen bekannter Künstlerinnen und Künstler zu lizensieren. Hintergrund ist die Bedrohung in Form von künstlicher Intelligenz, die bereits aus im Internet verfügbaren Samples Stimmen imitieren kann. Mit dem Deal wollen die zwei Konzerne diese Gefahr monetarisieren.

Johnny Cash singt "Barbie Girl"

Die "Financial Times" zitiert vier Leute mit Insiderwissen, die von den Gesprächen erfahren haben wollen. Deepfake-Songs sollen schon länger für Unruhe in der Musikbranche sorgen, sagen sie, und diesem Diebstahl von Stimmen, Songzeilen und Melodien müsse deshalb schnell ein Riegel vorgeschoben werden.

Allein von Frank Sinatra gibt es im Netz bereits zahlreiche Interpretationen, etwa den Hip-Hop-Song "Gangsta's Pradise", oder auch eine Version von "Barbie Girl", gesungen von Johnny Cash. Egal ob auf Youtube, Tiktok oder Instagram, immer öfter tauchen diese Deepfakes auf. Immer wieder auch von Content-Creators, die ihre Services in diesem Bereich anbieten.

"Die Stimme eines Künstlers ist oft der wertvollste Teil seines Lebensunterhalts und seiner öffentlichen Persönlichkeit, und es ist falsch, sie zu stehlen, egal mit welchen Mitteln", sagte Jeffrey Harleston, General Counsel von Universal Music, letzten Monat in einer Stellungnahme zu dem Thema.

Gegenmaßnahmen

Die Gespräche seien noch in einer frühen Phase, sagen die Insider. Dennoch sollen rasch technische Mittel gefunden werden, um Fans legale Mittel zur Herstellung solcher KI-Songs in die Hand zu geben. Dafür sollen die Eigentümer allerdings eine finanzielle Entschädigung bekommen.

Die Musikbranche kennt sich mittlerweile mit dem Thema Diebstahl von geistigem Eigentum aus. Vor Jahren klagte man die Google-Tochter Youtube, weil dort Content-Creator immer wieder bekannte Popsongs als Musikuntermalung für ihre Videos nutzten. In diesem Fall einigten sich die zwei Konzerne, und so zahlt Google mittlerweile rund zwei Milliarden Dollar an die Musikindustrie pro Jahr, um genau diese Problematik auszugleichen.

Google könnte der Deal wertvollen Boden auf diesem Gebiet bringen, investierte doch Konkurrent Microsoft zehn Milliarden Dollar in die KI-Firma OpenAI, die man mittlerweile vor allem wegen ihrer Software ChatGPT kennt.

Johnny Cash sings "Barbie Girl" (A.I.)
The Man in...Pink? (AI voice model trained by martyfarty / singing by me)
There I Ruined It

Unterschiedliche Zugänge

Erstmals angestoßen wurde die Diskussion von Drake und The Weeknd, als ein Deepfake von ihnen viral ging und die Charts stürmte. Die zwei Künstler hatten natürlich keine monetäre Entschädigung erhalten, weshalb Universal Music den Song von allen Plattformen verbannen ließ.

Andere Künstler, etwa die kanadische Künstlerin Grimes, stellt ihre Stimme KI-Songs zur Verfügung, sofern diese direkt an sie einen Anteil der Einnahmen abgeben. "Es gibt da wirklich gute Sachen", erzählt Grimes erst vor wenigen Tagen "Wired". Manche Songs im Netz würden klingen, als könnten sie von ihrem nächsten Album sein. Das sei "verstörend", wie sie zugibt. Andererseits würde sie so wohl "ewig leben" und für immer neue Songs veröffentlichen können. (red, 9.8.2023)