Tauchfahrt zum Wrack der Titanic, Aufstieg zu den höchsten Gipfeln der Erde, käfigloses Rendezvous mit dem Weißen Hai, Selfie im glühenden Tal des Todes – extreme Erlebnisse sind in fast jeder Preislage zu haben. Zuweilen kosten sie allerdings zusätzlich das Leben. Wenn sie, wie im Fall des pakistanischen Hochträgers Mohammad Hassan am K2, das Leben anderer kosten, wird die Frage nach dem Sinn sehr flott von anderen Fragen überlagert. Wobei die Frage nach der Moral selbst in diesem speziellen Fall nur scheinbar leicht zu beantworten und zunächst auch nachrangig ist.

Der Gipfel des K2 ist das Sehnsuchtsziel vieler Extrembergsteiger. Sie sind dabei auf Helfer wie den pakistanischen Hochträger Mohammad Hassan angewiesen.
AFP/JOE STENSON

Die pakistanischen Behörden, die am Expeditionstourismus gut verdienen, haben Ermittlungen zu den Umständen des geschäftsschädigenden Unfalls aufgenommen. Schließlich könnte der Zug zum Berg ins Stocken geraten, wenn die stolze Gipfelstürmerin, der stolze Gipfelstürmer in den Ruch gerät, bedenkenlos über Leichen gegangen zu sein.

Geschichten über tragische Niederlagen im "Ringen mit dem Berg" füllen Bibliotheken, die Namen der in Fels und Eis Gebliebenen werden oft mit Ehrfurcht genannt. Nur der Kollateralschaden blieb bisher namen-, blieb gesichtslos. Mohammad Hassans Unglück muss das ändern. Im besten Fall werden sich Ausbildung, Ausrüstung und Arbeitsbedingungen für seinesgleichen verbessern, werden Hinterbliebene nicht mehr auf Wohltätigkeit angewiesen sein. Und in einer idealen Welt wird die Sicherheit aller wichtiger als der Erfolg weniger sein. (Sigi Lützow, 9.8.2023)