Robbie Robertson
The Band mit Robbie Robertson (Zweiter von links) am 27. November 1976 im Winterland Auditorium bei ihrem letzten Auftritt.
AP/John Storey

Kurze, prägnante, stets dem Song dienende Licks statt ausufernder Soli: Als Instrumentalist verkörperte der Kanadier Robbie Robertson meist das Gegenteil eines klassischen Rockgitarrenhelden. Und wurde doch von Kollegen wie Beatles-Gitarrist George Harrison oder Eric Clapton verehrt und bisweilen nachgeahmt.

The Band -"Up on Cripple Creek" live in 1969 (comments of Clapton, Springsteen, Mahal, Scorzese)
Lorenzo Zambelli

Als Songwriter beschwor er nach seiner Zeit als Mitstreiter des turbulenten ersten elektrischen Feldzugs von Bob Dylan Mitte der 1960er-Jahren und dem anschließenden Rückzug in das Städtchen Woodstock in Up­state New York mit den Roots-Rock-Pionieren von The Band ein mythisches, aus der Zeit gefallenes Amerika herauf.

Bob Dylan - Like A Rolling Stone (1966 Manchester)
The Top Tens

Das 1968 erschienene, überaus einflussreiche Debütalbum von The Band, Music from Big Pink, gilt als Gründungsdokument jener wurzelstarken Mischung aus Counry, Folk, Rockabilly, Mountain Music, Rock 'n' Roll, Soul und R&B, die heute als Americana bezeichnet wird. Robertsons darauf enthaltener, auch im Easy Rider-Soundtrack zu hörender Song The Weight wurde eine Art Kumbaya der Rockmusik.

The Weight | Featuring Ringo Starr and Robbie Robertson | Playing For Change | Song Around The World
Playing For Change

Robertson wurde am 5. Juli 1943 als Sohn einer Mohawk-Indianerin und eines jüdischen Profi-Gamblers in Toronto geboren. Von prägenden Besuchen im Six-Nations-Reservat erzählen die 2016 erschienene Autobiografie Testimony ebenso wie Soloalben. Seine musikalischen Sporen verdiente sich Robertson bereits als Teenager in der von Spelunken gepflasterten Schule des Rockabilly-Haudegens Ronnie Hawkins.

The Last Waltz (1978) - The Night They Drove Old Dixie Down Scene (5/7) | Movieclips
Movieclips

Als ein des Tourens müder Robertson ein letztes Konzert von The Band für Thanksgiving 1976 ausrief, setzte Martin Scorsese dem Event mit The Last Waltz mit Gästen von Muddy Waters, Van Morrison bis Dylan ein filmisches Denkmal. Während eine zunächst angestrebte Schauspielkarriere bald im Sand verlief, fungierte Robertson für Scorsese immer wieder als eine Art Soundtrack-Kurator.

Mit seinem letzten, 2019 veröffentlichten Soloalbum Sinematic samt zwei Songs für Scorseses The Irishman versuchte Robertson noch einmal eine Brücke von der Musik zum Kino zu schlagen. Am Mittwoch erlag Robertson, der noch die Filmmusik für Scorseses jüngsten Film Killers of the Flower Moon fertigstellte, laut Angaben seiner Familie in Los Angeles einer langen Krankheit. Der Roots-Rock-Pionier wurde 80 Jahre alt. (Karl Gedlicka, 10.8.2023)