Auf diesem Foto ist eine Nahaufnahme einer Hand zu sehen, die eine TV-Fernbedienung vor dem Disney Plus-Logo hält.
Disney ändert für Kundinnen und Kunden die Bedingungen, um hinter den Titelbildschirm zu gelangen.
IMAGO/Zoonar.com/rafapress

Schlechte Nachrichten für Streamerinnen und Streamer: Disney steht kurz davor, Maßnahmen gegen die gemeinsame Nutzung von Passwörtern einzuleiten, ähnlich wie es Netflix bereits getan hat. Während einer Telefonkonferenz kündigte Disney-CEO Bob Iger an, dass das Unternehmen aktiv nach Wegen suche, dieses "Problem" anzugehen, und dass Disney im Lauf dieses Jahres mit der Aktualisierung der Abonnentenvereinbarungen und der Richtlinien für die gemeinsame Nutzung beginnen werde. Auch eine Preiserhöhung dürfte in diesem Zusammenhang bevorstehen.

Iger verweigerte in diesem Zusammenhang die Angabe konkreter Nutzerzahlen zum Passwort-Sharing, sagte jedoch, dass die Zahl "signifikant" sei. Er betonte auch, dass Disney die Technologie habe, um Anmeldungen zu überwachen, und beabsichtigt, das Problem im Jahr 2024 anzugehen, obwohl die Arbeiten möglicherweise nicht innerhalb eines Kalenderjahrs abgeschlossen sein dürften.

Video: Streamingdienst Disney+ verliert fast zwölf Millionen Abonnenten
AFP

Neues Abo-Modell, höhere Preise

Der Unterhaltungskonzern will aber nicht nur dem Teilen von Passwörtern einen Riegel vorschieben, wie "The Verge" berichtet. Für die USA ist ein neues Abo-Modell geplant, und an der Preisschraube will man auch drehen. Ab 6. September soll in den USA ein neues werbefreies Paket mit Disney+ und (dem hierzulande nicht offiziell erhältlichen) Hulu für 19,99 Dollar pro Monat starten. Der Preis für das Einzelabo von Disney+ soll ab 12. Oktober steigen, in den USA wird es 13,99 Dollar kosten (statt 10,99 Dollar).

Zwar gibt es von Disney noch keine offizielle Ankündigung, dennoch ist davon auszugehen, dass sich die Abo-Preise auch in Europa erhöhen dürften. Derzeit gibt es in Österreich lediglich die Variante des monatlich abbuchenden Einzelabos für 8,99 Euro und des jährlichen für 89,90 Euro. Weder eine Kombination mit Hulu noch ein werbegestütztes Modell stehen für Kundinnen und Kunden hierzulande zur Auswahl – im Rahmen der bevorstehenden Monetarisierungspläne des Unternehmens könnte zumindest die Option für ein günstigeres Abo mit Werbung ergänzt werden.

Vorbild Netflix

Mit diesen Überlegungen dürfte Disney dem Vorbild von Netflix folgen. Der Streaminganbieter war schon seit langer Zeit unzufrieden damit, dass Nutzer ihre Accounts über verschiedene Haushalte teilten. Deshalb hat er am 23. Mai Maßnahmen ergriffen, um diese Praxis zu stoppen – auch in Österreich. Die Zahl erboster Kundinnen und Kunden, die das Abo deshalb gekündigt haben, nahm man offenbar bewusst in Kauf.

Eine Rechnung, die beim Vorgehen gegen das Teilen von Passwörtern für Netflix voll aufgegangen sein dürfte: Im zweiten Quartal konnte der Streamingdienst 5,9 Millionen neue Kunden hinzugewinnen. Zwar gibt es keine genauen Angaben darüber, wie viele dieser Neukunden zuvor Passwort-Teiler waren und nun ein eigenes Konto eröffnet haben. Netflix betont aber, dass es in jeder Region eine Zunahme sowohl bei den Abonnenten als auch beim Umsatz gegeben habe. Dies zeige, dass die Strategie erfolgreich sei.

Rotstift und KI-Auslagerung für Micky Maus

In einem CNBC-Interview im vergangenen Monat legte Iger seine Zukunftspläne für Disney dar, einschließlich möglicher Kürzungen der Ausgaben für Marvel- und "Star Wars"-Produktionen und des Verkaufs einiger Kabelnetzwerke wie ABC, FX und National Geographic, die nicht zum Kerngeschäft von Disney gehören. Er identifizierte drei Geschäftsbereiche, die in den nächsten fünf Jahren das größte Wachstum bei der Wertschöpfung erzielen werden: Filmstudios, Parkgeschäft und Streaming. Diese Bereiche sind eng mit den Marken und Franchises von Disney verbunden und gelten als Schlüsselbereiche für das zukünftige Wachstum des Unternehmens.

Nicht zuletzt scheint Disney eine spezielle Arbeitsgruppe für künstliche Intelligenz ins Leben gerufen zu haben. Diese Gruppe soll untersuchen, wie man KI in den vielen Bereichen des Medienkonzerns strategisch nutzen kann. Die Arbeitsgruppe soll außerdem versuchen, mit Start-ups, die auf KI spezialisiert sind, zusammenzuarbeiten, um verschiedene Automatisierungsansätze in die vielen Dienstleistungen und Marken des Unternehmens zu integrieren. Dazu zählt auch eine Reduzierung der Kosten in den Bereichen digitale Unterhaltung und Filmherstellung. Kater Karlo dürfte sich vermutlich jetzt schon die Hände reiben. (bbr, 10.8.2023)