Im Bild ist ein Ausschnitt des Coronavirus-Modells, das im NHM ausgestellt ist, zu sehen.
Im Naturhistorischen Museum (NHM) ist ein vom NHM mit dem Institut für molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften entwickeltes Modell des Coronavirus ausgestellt.
APA/EVA MANHART

Covid-19 hat kein eigenes "Dashboard" mehr, sondern die vom Coronavirus verursachte Erkrankung fließt ein in ein neues Online-Informationssystem über schwere Atemwegserkrankungen. Was bedeutet das für den Umgang mit dem Virus, das gekommen ist, um zu bleiben?

Frage: Was hat es mit dem neuen Dashboard, das das alte Covid-Board schluckte, auf sich?

Antwort: Das "Sari"-Dashboard soll einen Überblick darüber geben, wie viele Menschen mit schweren Atemwegserkrankungen in Spitälern behandelt werden. Die Abkürzung steht für "schwere akute respiratorische Infektionen". Im Fokus steht also nicht mehr nur Covid, sondern auch andere Erkrankungen wie Influenza und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV; befällt die Atemwege) werden dokumentiert. Befüllt wird dieses Dashboard mit Spitalsmeldungen über Aufnahmen bzw. Entlassungen von Patientinnen und Patienten.

Frage: Welchen Nutzen hat es?

Antwort: Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sieht darin eine Art "Frühwarnsystem" und verwies auf die Lage im vergangenen Winter: Damals habe man gesehen, dass nicht nur Corona-Wellen, sondern Atemwegsinfektionen die Spitäler schwer belasteten. Epidemiologe Hans-Peter Hutter von der Med-Uni Wien bezeichnete das neue System im Ö1 -Morgenjournal als "wichtigen Schritt". Es sei aber abzuwarten, wie es sich bewähre.

Frage: Warum wird Covid nicht mehr eigens ausgeschildert?

Antwort: Die Corona-Pandemie wurde vom Nationalrat für beendet erklärt – zumindest im legistischen Sinne. Ende Juni ist die Meldepflicht für Covid-Erkrankungen ausgelaufen. Covid wird wie jede andere nicht anzeigepflichtige Infektionskrankheit behandelt.

Frage: Was lässt sich derzeit über die Corona-Lage in Österreich sagen?

Antwort: Das Abwassermonitoring, das auf Proben aus Kläranlagen basiert, zeigt aktuell laut Gesundheitsministerium einen "leichten und regionalen Anstieg der Viruslast". Hutter sieht ebenfalls eine "Trendumkehr", auch weil die Immunität der Gesellschaft gegen das Coronavirus abnimmt. Er sagt im STANDARD-Gespräch: "Das Abwasser ist ein früher Indikator, an dem wir auch jetzt sehen: Es tut sich etwas. Es geht nach oben." Durch das Wegfallen der Meldepflicht gebe es einen "gewissen Mangel" an Information, weil man nicht mehr wisse, wie viele Menschen infiziert seien, sondern nur, wie viele schon an Covid Erkrankte eine Spitalsbehandlung bräuchten. Grundsätzlich sei das Virus immer da gewesen – "und bleibt es auch". Dass es im Herbst, wenn sich das Leben wieder in die Innenräume verlagert, zu "gravierenden Verhältnissen" kommen wird, glaubt der Epidemiologe nicht.

Frage: Könnte eine Corona-Meldepflicht wiederkommen?

Antwort: Das schließt das Gesundheitsressort auf STANDARD-Anfrage aus, da es eine "umfassende epidemiologische Überwachung, ein niedriges Infektionsgeschehen und einen breiten Zugang zu Impfstoffen" gebe.

Frage: Was wird in Sachen Corona-Impfung derzeit geraten?

Antwort: Die Empfehlungen blieben die gleichen: "Ein Impfschutz ist unverändert wichtig, insbesondere für (Hoch-)Risikogruppen." Auch sollten Menschen, die noch keinen Kontakt zu Covid-19 gehabt haben oder deren Grundimmunisierung noch nicht vollständig ist, diese nachholen, sagt das Ministerium. Neue Variantenimpfstoffe werden für den Herbst erwartet. Erst dann werde das Nationale Impfgremium eine neue Empfehlung aussprechen. Es sei davon auszugehen, dass Auffrischungsimpfungen mit diesen neuen Variantenimpfstoffen insbesondere für Hochrisikogruppen und Menschen ab 60 empfohlen werden. Die Impfung bleibt kostenfrei und könne im niedergelassenen Bereich, in Impfstraßen und -bussen abgeholt werden.

Frage: Wo kann man sich testen lassen?

Antwort: Laut Gesundheitsministerium können sich Personen mit Symptomen bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten kostenlos testen lassen. Zusätzlich haben Apotheken die rechtlichen Rahmenbedingungen erhalten, um Tests kostenpflichtig anzubieten.

Frage: Wird es im Herbst in den Schulen noch irgendwelche Corona-Maßnahmen geben?

Antwort: Nein, laut Bildungsressort sind – den Vorgaben der Gesundheitsbehörden folgend – keine Maßnahmen geplant.

Frage: Was kann oder soll man individuell tun?

Antwort: "Im Prinzip geht es um Achtsamkeit", empfiehlt Public-Health-Experte Hutter: "Nicht panisch sein, aber aufpassen, auf sich und andere. Und das tun, was wir vor drei Jahren gelernt haben, aber viele leider nicht mehr machen." Händewaschen, bei Atemwegssymptomen wie Husten "vernünftig sein", also Abstand halten, "nicht abbusseln oder Hand geben" oder zu Hause bleiben. (Lisa Nimmervoll, Elisa Tomaselli, 10.8.2023)