Aufräumarbeiten in der Gemeinde Ebenthal in Kärnten.
APA/GERD EGGENBERGER

Klagenfurt/Graz/Ljubljana – Die Aufräum- und Sicherungsarbeiten in den südösterreichischen Katastrophengebieten sind am Donnerstag weiterhin gelaufen. Die Pegel normalisierten sich trotz neuerlicher Niederschläge langsam, das Grundwasser blieb in Klagenfurt und andernorts aber sehr hoch. Bei den Einsatzkräften überwog die Erleichterung, dass die prognostizierten Regenfälle in der Nacht auf Donnerstag schwach ausgefallen waren. In Kärnten wurden weitere Zivilschutzwarnungen aufgehoben.

Weiter gültig waren die Zivilschutzwarnungen für Teile der Gemeinden Eisenkappel-Vellach, Globasnitz und Neuhaus (Bezirk Völkermarkt). Der Bundesheer-Assistenzeinsatz in Kärnten lief wie gehabt mit 130 Soldatinnen und Soldaten weiter. Wie geplant wurde am Mittwoch der Bau einer Behelfsbrücke im Raum Neuhaus abgeschlossen, Ortschaften auf dem Motschulaberg waren somit wieder über den Landweg erreichbar. Am Donnerstag sollten Vermurungen und Verklausungen bei Globasnitz und Unterbergen (Völkermarkt) beseitigt werden. In Waidisch (Ferlach, Bezirk Klagenfurt-Land) galt es, Felsbrocken zu sprengen und zu zerkleinern, hier war auch eine zivile Firma beteiligt.

An einer 50-Tonnen-Fähre über die Drau nach Guntschach wurde weiter gearbeitet. Hier muss auch noch eine Hangrutschung bereinigt werden, um die Versorgung der über den Landweg derzeit nicht erreichbaren Anrainer sicherzustellen. Die Kärntner Feuerwehren absolvierten am Mittwoch 116 Einsätze, 930 Feuerwehrleute von 66 Feuerwehren mussten erneut ausrücken. Teleskoplader aus Niederösterreich werden voraussichtlich bis Sonntag eingesetzt.

Wohnhäuser können nicht bezogen werden

Nach der Sitzung des Landeskrisenstabs am Vormittag hieß es seitens des Landespressediensts, dass einige Wohnhäuser in besonders gefährdeten Gebieten weiterhin nicht bezogen werden dürfen. Der für Katastrophenschutz zuständige Landesrat Daniel Fellner (SPÖ) sagte: "Wir sind bemüht, rasch zufriedenstellende Lösungen bis hin zu Ersatzquartieren, die vom Land finanziert werden, für die Betroffenen zu finden." Bis sich die Grundwasserspiegel normalisieren, werde es aber dauern. Wörthersee und Klopeiner See verzeichneten nach wie vor Wasserstände oberhalb der Marke für das zehnjährliche Hochwasser. Hotspots für Erdrutsche und drohende Erdrutsche waren weiterhin der Raum Klagenfurt und der Bezirk Völkermarkt. Die Niederschläge seit Mittwoch blieben in Kärnten überwiegend unter der Zehn-Millimeter-Marke.

Diskussionen gab es auch um das Glan-Rückhaltebecken im Zollfeld: Es wurde während des Hochwassers nur teilgeflutet, wenig weiter flussabwärts wurde die Ortschaft Poppichl schwer überschwemmt, Felder wurden zu Seen. "Eine Drosselung des Beckenablaufs auf eine bestimmte Fließgeschwindigkeit, um die Überflutung in Poppichl zu verhindern, hätte ein Beckenvolumen von 4,4 Millionen Kubikmeter erfordert. Das vorhandene Becken kann jedoch nur drei Millionen Kubikmeter fassen", hieß es dazu vom Landeskrisenstab. Die Ortschaft könne nur durch Dämme oder Mauern geschützt werden, deren Errichtung ab 2024 vorgesehen ist. Bis zur Errichtung soll nun ein Provisorium aufgestellt werden.

Nachhaltige Stadtentwicklung gefordert

Um die Aufräumarbeiten zu unterstützen, öffnet die Stadt Klagenfurt am Feiertag kommenden Dienstag die Altstoffsammelzentren, wo durch die Überschwemmungen anfallender Sperrmüll kostenlos entsorgt werden kann, außerdem werden Sperrmüll-Ablageflächen in mehreren Stadtteilen eingerichtet. Klagenfurts Stadträtin Corinna Smrecnik (SPÖ), zuständig für Stadtplanung, kündigte am Donnerstag eine Ursachenanalyse an.

Bei Entwicklungsplänen müssten neue Erkenntnisse um Risiken wie Hochwasser und hohe Grundwasserstände einfließen, es brauche einen Paradigmenwechsel für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) kündigte unterdessen eine Sondersitzung des Stadtsenats an, um Vorsorgemaßnahmen zu diskutieren. Kärntens Grünen-Sprecherin Olga Voglauer forderte eine "Aufholjagd in Sachen Klimaschutz" von der Landesregierung und "eine überörtliche Raumplanung und ein neues Raumordnungsgesetz, das Natur- und Retentionsräume schützt".

Bundesheer weiter im Einsatz

Die Niederschläge in der Steiermark seien etwa im Bereich bei rund fünf Millimeter gelegen, in Leibnitz bei etwa drei Millimeter. Mit Stand neun Uhr am Donnerstag hatten insgesamt 89 Menschen noch nicht in ihre Behausungen zurückkehren können, davon 84 im Bezirk Leibnitz. Laut dem Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes, Harald Eitner, waren bisher 520 Hangrutschungen gemeldet worden. "Allerdings sind es beim Online-Tool des Landes mehr, das dürfte aber daran liegen, dass die Leute durchaus einschätzen können, ob es sich bei einer Hangrutschung um einen wirtschaftlichen Schaden oder um eine allgemeine Gefahr handelt", so Eitner zur APA.

Feuerwehr Hochwasser
Die Feuerwehr im Einsatz in Deutschlandsberg.
APA/BFV DEUTSCHLANDSBERG

Das Bundesheer ist auch in der Steiermark nach wie vor im Einsatz, mit rund 50 Soldaten im Bezirk Südoststeiermark, in Gnas und bei Feldbach. Dort werden laut Eitner sogenannte Krainerwände zur Abstützung errichtet. Bei einer Krainerwand handelt es sich um eine besondere Form der Hangstabilisierung. Dabei werden etagenweise Träger in den Hang und quer zum Hang befestigt und aufgefüllt.

Hinsichtlich Trinkwasserversorgung bei Wohnhäusern mit Hausbrunnen werde die Lieferung von Frisch- oder Flaschenwasser wohl noch einige Zeit andauern. "Wir müssen leider davon ausgehen, dass die Hausbrunnen durch Keime belastet sind. Hier muss das Brunnenwasser begutacht, geprüft und erst wieder freigegeben werden", sagte Eitner.

Fünf Millionen Euro Soforthilfe

Die steirische Landesregierung hat am Donnerstag in einer ersten Tranche Soforthilfe in der Höhe von fünf Millionen Euro beschlossen. Betroffene, die mehr als 5.000 Euro Schaden erlitten haben, sollen nach Begutachtung mittels Akontozahlungen besonders rasch finanzielle Hilfe bekommen, wurde von Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) versichert.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen dankte am Donnerstag in einer Videobotschaft den Hilfskräften: "Der Zusammenhalt, den man zurzeit in Österreich spürt, ist unvergleichlich. Liebe Helferinnen und Helfer, Sie leisten Außerordentliches. Dank Ihrem Einsatz stehen den unfassbaren Bildern der Zerstörung durch die Unwetter, starke Bilder der Solidarität, des Zusammenhalts und der Hilfsbereitschaft gegenüber. (...) Ich danke Ihnen von Herzen für Ihren Mut, Ihre Menschlichkeit und Ihre Stärke. Danke, dass Sie in dieser fordernden Situation für andere da sind. (...) Sie sind unsere Felsen in der Brandung." (APA, 10.8.2023)