Zu dem Land am Bosporus haben Österreicher und Österreicherinnen ein ambivalentes Verhältnis. Beitritt zur EU? Nein, danke, heißt es immer dann, wenn danach gefragt wird. Als Urlaubsland liegt die Türkei hingegen ganz vorn in der Gunst, auch heuer wieder. Das Land mit den vielen Stränden, historischen Stätten und in der Mehrzahl außergewöhnlich freundlichen und hilfsbereiten Menschen begeistert. Wer einmal dort war, kehrt für gewöhnlich wieder.

Viele junge Türken und Türkinnen hatten auf eine Ablöse von Erdoğan bei den Wahlen gehofft.
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In die Gegenrichtung: ein völlig anderes Bild. Viele junge Türken und Türkinnen verlassen, wenn sie können, das Land. Sie, die in großer Zahl auf eine Ablöse von Erdoğan bei den Wahlen gehofft hatten, sehen keine Zukunft mehr in dem Land, nachdem ihre Eltern die alten Machteliten bestätigt haben. Die Rezepte gegen die Wirtschaftskrise sind die alten geblieben, und die haben sich schon bisher als untauglich erwiesen. Die Inflation ist zurück, die türkische Lira kaum mehr das Papier wert, auf dem sie gedruckt wird. Es fehlt an Vertrauen.

Für Urlauber aus Österreich mag es heuer noch günstiger sein in der Türkei als bisher schon. Schließlich kann man sich mit Euros einiges leisten. Viele Türkinnen und Türken hingegen müssen sehen, wie sie über die Runden kommen. Wenn schon das nichts auslöst, sollte zumindest die Flucht der Jungen ein Weckruf für die Machteliten in Ankara sein. Wenn sie ihre Politik nicht überdenken und die Jungen zurückgewinnen, geht das Land endgültig den Bach runter. (Günther Strobl, 14.8.2023)