Red Dead Redemption
John Marston ist der Protagonist, dessen emotionale Reise man erleben darf.
Rockstar Games

Es ist das Jahr 2010, und ein junger Games-Redakteur sitzt im Münchner Büro von Rockstar Games. Fenster abgedunkelt, riesiger Flachbildschirm und eine fette Soundanlage sind das schicke Beiwerk für die nächsten 72 Stunden, die er Zeit für einen Test der spielbaren Westernneuheit "Red Dead Redemption" hat. Tatsächlich schafft er es am letzten Tag, den Abspann vor sich ablaufen zu lassen, und feiert das Spiel danach, wie so viele seiner Kolleginnen und Kollegen, mit einer Höchstwertung ab.

Der junge Games-Redakteur war ich – okay, so jung war ich gar nicht mehr –, und mittlerweile zähle ich das Original sowie seinen Nachfolger zu den besten Spielen der letzten 20 Jahre. Dieser Tage erscheint ebenjenes "Red Dead Redemption", das vor 13 Jahren für Playstation 3 und Xbox 360 erschienen ist, noch einmal. Die "Portierung", wie es Hersteller Rockstar nennt, erscheint für Playstation 4 und erstmals auch für eine Nintendo-Plattform, nämlich Switch.

Bereits im Vorfeld stand das Spiel vor allem wegen seiner Preispolitik im Fadenkreuz erster Kritik. Aber was erwartet Gamer nun mit der Umsetzung, die technisch leider keine Überarbeitung zu damals bietet?

Red Dead Redemption - Official PS4 & Nintendo Switch Announcement Trailer
Watch the Red Dead Redemption Nintendo Switch and PlayStation 4 announcement trailer. Rockstar’s 2010 Western adventure, which originally launched on PlayStation 3 and Xbox 360, is coming to Nintendo Switch and PS4, with PlayStation 5 backwards compatibility s
IGN

Alte Freunde

Gleich vorweg: Durchgespielt habe ich "Red Dead Redemption" auf der Switch nicht, aber zumindest einige Stunden damit verbracht, um mich an das Erlebnis von damals zurückerinnern zu können und mir gleichzeitig einen Eindruck von der technischen Umsetzung machen zu können.

Wer noch nie von dem Spiel gehört hat, der wird sich dennoch schnell zurechtfinden. Als ehemaliger Outlaw John Marston, dessen frühere Erlebnisse man in der Fortsetzung "Red Dead Redemption 2" erleben kann, macht man sich auf die Suche nach überlebenden Mitgliedern der berüchtigten Van-der-Linde-Gang. Diese ehemaligen Begleiter von Marston gilt es aus dem Weg zu räumen. Auf diesem eher steinigen Weg lernt man viele neue Leute kennen, von denen ebenfalls nicht alle unserem Revolverhelden wohlgesinnt sind.

Spielerisch bedeutet das viele Schusswechsel, Verfolgungsjagden auf Pferden und natürlich Rockstar-typisch gut geschriebene und in die Story ziehende Dialoge. Die Steuerung funktioniert dabei wie vor vielen Jahren gut, einzig die Switch hat im Handheld-Modus mit einigen Nachteilen zu kämpfen. Zum einen sind die Untertitel kaum zu lesen, auch wenn das ganze Spiel ohnehin mit Sprachausgabe vertont ist. Zudem sind längere Schusswechsel auf größere Distanz eher schwierig auf dem kleinen Display. Feinde werden zu Punkten, die man nur dank Auto-Aim einigermaßen sicher ins Visier nehmen kann.

4K vs. 1080p

Technisch handelt es sich ja leider weder um ein Remake noch um ein Remaster, weshalb der Zahn der Zeit ordentlich an der Präsentation genagt hat. Animationen wirken oft ein wenig steif, es mangelt speziell bei größeren Objekten an Details, und bei Ausritten durch die Prärie poppt immer wieder ein Kaktus oder ähnliches Gestrüpp mehr oder weniger plötzlich ins Bild.

Bei der Switch-Version, die auf dem TV-Gerät 1080p und im Handheld-Modus 720p bietet, fällt das genauso auf wie bei der 4K-Auflösung, die auf der PS4 möglich ist. Das klarere Bild auf der Sony-Konsole lässt dafür aber auch fehlende Details bei Figuren oder Umgebungen besser erkennen. Nicht falsch verstehen, das Spiel sieht für sein Alter noch sehr gut aus, aber ein Remaster hätte noch um so viel besser aussehen können.

Als Installationsgröße warten 11,5 Gigabyte auf die Spielerin oder den Spieler.

Verfügbarkeit

"Red Dead Redemption" erscheint digital am 17. August und am 13. Oktober physisch für Playstation 4 und Nintendo Switch für 49,99 Euro. Enthalten sind das Basisspiel und die Zombie-Horror-Erweiterung "Undead Nightmare". Umgesetzt wurde das Spiel von Double Eleven Studios. Dank Abwärtskompatibilität ist die PS4-Version auch auf der PS5 spielbar. Für die Xbox Series oder Xbox One ist das Spiel zwar nicht neu aufgelegt worden, die Xbox-360-Version ist allerdings auf beiden neueren Xbox-Konsolen ohne Probleme abspielbar.

Eine PC-Version bestätigt das Spieleunternehmen weiterhin nicht. In einem Interview wurde kürzlich der Take-Two-CEO Strauss Zelnick zitiert, der zu diesem Thema nur ausweichende Antworten fand. Eine mögliche Ankündigung läge bei den einzelnen dafür verantwortlichen Teams, so der CEO.

Red Dead Redemption
Die Städte sind lebendig, während weite Teile des Landes nur von Tieren und Gangstern bevölkert werden.
Rockstar Games

Fazit

"Red Dead Redemption" ist auch 2023 noch ein sehr gutes Spiel, speziell weil in der Zwischenzeit nur aus dem eigenen Rockstar-Haus bessere oder zumindest gleichwertige Open-World-Games erschienen sind. Solch spannende Charaktere mit einer richtig guten Sprachausgabe, spannende Missionen und eine lebendige Welt dieser Qualität hat man auch in den letzten 13 Jahren eher selten bis gar nicht gesehen.

Als Switch-Besitzer, der einen Faible für Western hat, kann man das Spiel deshalb auch für rund 50 Euro ohne großes Zögern empfehlen. Auf der schon etwas angestaubten Hardware verzeiht man die paar grafischen Unfeinheiten noch ein Stück mehr als auf der PS4 geschweige denn auf der PS5. Dennoch ist diese Portierung am Ende eine verpasste Chance. Ein Remake oder Remaster hätte ich gerne noch einmal von Anfang bis Ende durchgespielt. So wird es wohl bei den paar Stunden bleiben, auch wenn sie schöne Erinnerungen zurückgebracht haben. (Alexander Amon, 17.8.2023)