Lehrerin schreibt auf Tafel
Die Schulleitung scheint für viele Bewerber und Bewerberinnen wenig attraktiv.
APA/dpa/Sebastian Kahnert

Wien – Die Leitung einer Schule war einst ein prestigeträchtiger Job, aktuell gestaltet sich die Suche nach Nachwuchs aber schwierig. In den vergangenen fünf Jahren haben sich für 160 ausgeschriebene Leitungsposten an Bundesschulen (AHS, BMHS) nur in 23 Fällen mehr als drei Interessentinnen oder Interessenten gefunden. Bedarf an Kandidaten gäbe es genug, in den nächsten fünf Jahren gehen laut Bildungsressort an den 6.000 Pflicht- und Bundesschulen fast 1.500 Leitungen in Pension.

Konkret werden an den AHS und BMHS laut Bildungsressort in den kommenden fünf Jahren 220 Schulleitungen neu zu besetzen sein. An den Pflichtschulen werden sogar 1.250 Stellen wegen Pensionierungen frei, zeigt die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Neos durch Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung gibt es dem Bildungsministerium zufolge vor allem bei den Pflichtschulen, für die die Länder zuständig sind. Wie viele Bewerbungen es dort bei Ausschreibungen in den vergangenen Jahren gegeben hat, hat das Ministerium allerdings mangels Zuständigkeit nicht beantwortet. Durch mehr Sekretariatskräfte, die die Länder neuerdings über die Finanzausgleich vom Bund kofinanzieren lassen können, sollen die Leitungsfunktionen künftig jedenfalls wieder attraktiver werden.

Viel Arbeitszeit für Administratives

Anders als bei den Bundesschulen steht den Pflichtschulen nämlich nicht standardmäßig administratives Unterstützungspersonal zur Verfügung. Die neue Möglichkeit, mehr Sekretariatskräfte an die Schulen zu bringen, wird laut Lehrergewerkschaft allerdings nicht von allen Ländern genutzt. Dabei gehen derzeit laut einer Schulleiter-Befragung aus dem Vorjahr so viele Arbeitsstunden für administrative Aufgaben drauf, die auch Hilfskräfte erledigen könnten, dass den Direktorinnen und Direktoren für die Verbesserung des Lehrens und Lernens an ihren Schulen kaum Zeit bleibe. In Kombination mit zu geringem Gestaltungsspielraum führe dies dazu, dass es zu wenige oder gar keine Bewerbungen für ausgeschriebene Leitungsposten mehr gebe.

Einen Eindruck vom Ausmaß der Bewerberengpässe im Pflichtschulbereich liefert ein vor zwei Jahren veröffentlichter Bericht des Rechnungshofs, für den die Schulleiterposten-Bewerbungen in den Jahren 2015 bis 2020 untersucht wurden. Bei den insgesamt 157 Besetzungsverfahren gab es damals im Schnitt nur je 1,3 bis 1,7 Bewerbungen, bei 19 Verfahren gab es überhaupt keine Bewerbungen. An zwei Neuen Mittelschulen wurde bis 2018 die Leitung vier- bzw. fünfmal erfolglos ausgeschrieben, auch an einer Volksschule blieb der Schulleitungsposten trotz zweimaliger Ausschreibung leer. Der Bericht hat zudem aufgezeigt, dass trotz eines 2013 eingeführten Objektivierungsverfahrens in der Steiermark und der bundesweiten Reform der Schulleitungsbesetzung, die sich seither an Ausschreibungen für den allgemeinen Verwaltungsdienst des Bundes orientiert, die Personalentscheidungen weiterhin nicht immer nachvollziehbar waren.

"Der Direktoren-Job scheint - wenn man die Bewerberquote anschaut - nur mäßig interessant zu sein", kommentierte Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre gegenüber der APA die Zahlen. Sie schlägt eine Systemänderung vor. Aus ihrer Sicht müsse ein Direktor nicht unbedingt Pädagoge sein, "sondern muss vor allem in größeren, höheren Schulen eine erfahrene Führungskraft (aus verwandten Sparten) mit Visionen und Zielen für seine/ihre Schule sein." In vielen Ländern werde das bereits so gehandhabt. (APA, 19.8.2023)