Die Android-Welt ist ein ziemlich bunter Haufen. Wo sich Apple auf ein paar wenige Smartphone-Modelle pro Jahr beschränkt, führt die Vielzahl an unterschiedlichen Hardwareherstellern dazu, dass es im gleichen Zeitraum hunderte neue Geräte mit Googles Betriebssystem gibt. Alle mit ihren spezifischen Eigenheiten, und das noch dazu mit mal mehr, mal weniger stark angepasster Software.

Zu verhindern, dass diese Vielfalt in ein inkompatibles Chaos mündet, das ist dann aber sehr wohl wieder die Aufgabe eines einzelnen Unternehmens: Google bestimmt nicht nur die Regeln für Android-Hersteller, das Unternehmen ist auch praktisch im Alleingang für die Weiterentwicklung des Betriebssystems zuständig. Mit schöner Regelmäßigkeit gibt es dabei einmal im Jahr einen großen Versionssprung, und nach einer ausführlichen Testphase ist es nun bald wieder so weit.

Android 14
Eine neue Softwareversion erfreut die Android-Welt.
Proschofsky / STANDARD

Android 14 ist da

Mit Android 14 wird Google bereits in wenigen Tagen die neueste Generation seines vor allem auf Smartphones und Tablets vielgenutzten Betriebssystems veröffentlicht. Wie gewohnt bringt diese eine Fülle von strukturellen Verbesserungen, von der sämtliche Geräte profitieren sollten. Aber auch diverse neue Funktionen sowie Nachschärfungen bei Sicherheit und Privatsphäre sind wieder mit dabei. Der STANDARD hat sich schon einmal vorab und in gewohnter Ausführlichkeit angesehen, was hier auf die Nutzerinnen und Nutzer zukommt.

Oberflächliche Beobachtungen

Es ist noch keine zwei Jahre her, da hat Google seinem Betriebssystem mit "Material You" eine optische Rundumerneuerung spendiert. Für das nächste große Redesign ist es also dankenswerterweise noch ein bisschen zu früh, bei Android 14 konzentriert sich Google lieber auf den optischen Feinschliff. Der weiß dafür aber durchaus zu gefallen.

So gibt es nun mehr Optionen bei der Wahl der farblichen Highlights – ob anhand des Hintergrundbilds oder auch davon unabhängig. Von schwarz/weiß bis zu zum Teil deutlich kräftigeren Farben reicht nun die Palette. Passend dazu wurde auch die Farbgestaltung der, weiterhin optionalen, "Themed Icons" angepasst, diese wirken nun generell etwas kontrastreicher.

Vier Screenshots der Kernoberfläche von Android 14
Die Oberfläche von Android 14 ähnelt jener von Android 13 stark. Im Detail gibt es aber einigen Feinschliff bei Dialogen, Funktionalität und auch der Farbgestaltung von "Material You".
Proschofsky / STANDARD

Am Rande: Wieso Google die "Themed Icons" noch immer als "Beta" bezeichnet, weiß wohl nicht einmal das Unternehmen selbst. Immerhin sind die dahinter stehenden Schnittstellen schon seit Android 13 ein fixer Bestandteil des Betriebssystems, werden zudem auch von anderen Herstellern wie Samsung mittlerweile recht gut abgedeckt.

Beschränkter Datenzugriff

Lange war der Zugriff auf lokal gespeicherte Daten unter Android ein echtes Privatsphärenproblem, hatte doch jede App, die die entsprechende Berechtigung einholte, damit theoretisch Zugriff auf so ziemlich alles, was hier zu finden war – samt privater Fotos, und nicht zu unterschätzen: die darin enthaltenen Metadaten. Dass sich über die dort gespeicherten Standortdaten regelrechte Bewegungsprofile erstellen lassen, haben Sicherheitsforscher schon vor einigen Jahren demonstriert.

In den vergangenen Jahren hat Google in diesem Bereich aber gehörig nachgebessert und die zugehörige Berechtigung regelrecht filetiert. Damit sind die eigenen Daten erheblich besser geschützt als früher, einen vollständigen Zugriff auf alle gespeicherten Inhalte bekommen nur mehr extra dafür vorgesehene Apps wie Dateimanager. Gerade der Zugriff auf Bilder wurde so auf jene Apps beschränkt, die das auch wirklich benötigen.

Mit Android 14 geht Google nun noch einen Schritt weiter. Fragt eine App nach der Erlaubnis für den Zugriff auf lokal abgelegte Fotos und Videos, wird neben der allgemeinen Zustimmung oder Ablehnung nun auch die Option geboten, einzelne Aufnahmen gezielt auszuwählen. Also einer App eben nur Zugriff auf ein paar Fotos statt auf sämtliche zu geben.

Zwei Screenshots zeigen die neue Möglichkeit, statt aller nur ausgewählte Bilder mit einer App zu teilen.
Mit Android 14 haben es die Nutzerinnen und Nutzer selbst in der Hand, welche Fotos sie mit einer App teilen wollen.
Proschofsky / STANDARD

Angemerkt sei, dass diese Art des beschränkten Zugriffs genau genommen schon bisher möglich ist – aber nur, wenn die Entwicklerinnen und Entwickler der App das auch so implementieren. Mit Android 14 ist das nun universell über den systemweiten Berechtigungsdialog verfügbar, womit die Entscheidungsmacht vollständig in die Hände der User wandert.

Transparenz

Ob bei Android oder iOS: Beide Betriebssystem haben über die Jahre viel getan, um den Zugriff auf Standortdaten zu begrenzen. Dabei sind Google und Apple mittlerweile bei sehr ähnlichen Lösungen gelandet, große Umbrüche sind in dieser Hinsicht kaum mehr zu erwarten. Mit Android 14 versucht Google nun aber noch etwas mehr Transparenz schaffen.

Bereits bei der Berechtigungsabfrage wird nun davor gewarnt, wenn eine App Standortdaten mit Dritten teilt. Doch nicht nur das: Verändert eine App die eigene Policy in dieser Hinsicht, gibt es eine systemweite Benachrichtigung, die auf diesen Umstand hinweist.

Der Haken

Klingt alles sehr super, hat aber ein nicht gar so kleines Problem: Bei den entsprechenden Informationen handelt es sich um Eigenangaben der Hersteller, und dass diese dabei schon mal schummeln, hat sich sowohl bei den "Data Safety"-Angaben im Play Store, auf die hier zurückgegriffen wird, als auch bei Apples Pendant immer wieder gezeigt.

Screenshots zum Thema Standortdatenteilen von Apps.
Android warnt künftig, wenn Apps ihre Regeln zur Weitergabe von Standortdaten ändern.
Google

Besser als nichts ist das Ganze natürlich trotzdem, zumal es eigentlich wenig Alternativen zu dieser Selbstverpflichtung gibt. Müsste doch Google (und Apple bei iOS) einen vollständigen Einblick in die Server der jeweiligen App-Betreiber haben, um echte Garantien zu Datentransfers abgeben zu können – und das will verständlicherweise natürlich auch niemand. Zumindest sollten sich Apps, die falsche Angaben machen, dessen bewusst sein, dass das theoretisch sogar zu einem Rauswurf aus dem Play Store führen könnte.

Sharing, nächster Anlauf

Ein ewiger Problembereich unter Android ist die Sharing-Funktion. Lange von Google mit wenig Liebe bedacht, haben sich entsprechend viele alternative Lösungen entwickelt, was wiederum aus Nutzersicht wenig erquicklich ist – hat jede davon doch ihre Eigenheiten, eine einheitliche Lösung wäre allein schon aus Usability-Sicht zu bevorzugen.

Genau das will natürlich auch Google und versucht App-Hersteller nun mit neuen Funktionen zu locken. So können Apps ab Android 14 gezielt eigene Aktionen in diesen Dialog einfügen, aus Usersicht erfreut vor allem die verbesserte Reihung der vorgeschlagenen Aktionen.

Keine nicht entfernbaren Benachrichtigungen mehr

Apropos Nervigkeiten: Google macht endlich (weitgehend) Schluss mit nicht entfernbaren Benachrichtigungen. Ausnahmen gibt es lediglich für einzelne Fälle wie unternehmensweite Hinweise für Firmen-Smartphones. Damit nicht allzu leicht Wichtiges verlorengeht, gibt es für die einst dauerhaft positionierten Notifications aber noch die eine oder andere Spezialbehandlung. So werden diese etwa bei einem Druck auf "Alle entfernen" nicht weggeräumt, das klappt wirklich nur einzeln.

Flash Notifications und Sharing Dialog.
Flash Notifications sowie der neue Sharing-Dialog mit neuen Anpassungsmöglichkeiten für Apps.
Proschofsky / STANDARD, Google

In früheren Jahren gehörte eine Notification-LED schon fast zur Standardausstattung eines Smartphones, mittlerweile sind kaum mehr Hersteller übrig geblieben, die so etwas verbauen. Nun kann Android 14 natürlich nicht die fehlende Hardware nachreichen, trotzdem gibt es jetzt eine Alternative, die für manche von Interesse sein mag.

Etwas versteckt in den Einstellungen zur Barrierefreiheit findet sich eine neue Funktion namens "Flash Notifications". Wer will, kann damit bei eingehenden Nachrichten wahlweise das Blitzlicht der Kamera oder auch den gesamten Bildschirm kurz aufleuchten lassen. Bei letzterem können die User auch zwischen verschiedenen Farben wählen. Wie gesagt: ein nettes Extra, einen vollständigen Ersatz für die guten alten Notification-LEDs sollte man aber nicht erwarten.

Eine weitere kleine für manche aber wohl sehr relevante Verbesserung betrifft Drag & Drop, und hier im Konkreten die Nutzung auf Smartphones. Bisher war es nicht möglich parallel zum Langdruck auf eine Textpassage oder ein Bild die Systemnavigation zu verwenden. Mit Android 14 geht das nun, was ermöglicht auch ohne geteilten Bildschirm solche Inhalte von einer App zur nächsten zu ziehen.

Eine Frage der Einstellung

Wer sich in die Untiefen der Einstellungen begibt, wird bemerken: Dort wurden einige Dialoge umgestaltet. Das betrifft vor allem Googles eigene Sicherheits- und Privatsphärenzentrale, wo nun viele Unterpunkte – von der Konto- über die App-Sicherheit bis zu den Lockscreen-Einstellungen – noch einmal eigene Unterseiten spendiert bekommen haben.

Damit gibt es nun etwa eine gemeinsame Seite für alle großen Updates – also sowohl jene, die vom Gerätehersteller stammen, als auch jene Google-Play-System-Updates, über die Google selbst eine wachsende Zahl an Komponenten auf sämtlichen Android-Geräten zentral wartet. Das ist gut, das ist schön, ändert aber nichts daran, dass diese Dualität auf technisch weniger versierte Nutzerinnen und Nutzer weiterhin einigermaßen verwirrend wirken dürfte.

Drei Screenshots unterschiedlicher Sicherheits- und Privatsphäreneinstellungen.
Die Sicherheits- und Privatsphäreneinstellungen wurden neu sortiert und präsentieren sich so aufgeräumter.
Proschofsky / STANDARD

Dass bei den Play-System-Updates in keinster Weise beschrieben wird, was sie eigentlich tun, und bei einer manuellen Suche schon mal mehrere in keiner Weise beschriebene Mini-Updates in Folge angeboten werden – samt konsequent dazwischen empfohlener Neustarts –, hilft auch nicht gerade weiter. Nun ist schon klar, dass die breite Masse wohl ohnehin nie manuell nach Updates sucht und sich lieber auf automatische Aktualisierungen verlässt. Trotzdem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das doch irgendwie besser und vor allem weniger mysteriös gehen muss.

Details, Details

Zu den netten Kleinigkeiten gehört, dass nun – endlich – diverse Optionen von den Regionaleinstellungen getrennt wurden. Also sich etwa die Vorlieben für den Tag des Wochenstarts oder auch die Temperatureinheiten unabhängig davon wählen lassen, ob nun Österreich, Japan oder auch die USA als Region gewählt wurden.

Worüber sich sicher viele freuen werden, die die Akkulaufzeit gerne im Blick haben: Mit Android 14 wird wieder die "Screen on Time" seit der letzten Vollladung in den Batterieeinstellungen ausgewiesen, also wie lange seitdem der Bildschirm aktiv war. Diese Information wurde mit Android 12 entfernt, mittlerweile scheint irgendwer bei Google die Unsinnigkeit der damaligen Entscheidung eingesehen zu haben.

Drei Android-14-Screenshots zeigen Regionaleinstellungen, Lautstärkendialog und Akkunutzung.
Die nun separat erhältlichen Regionaleinstellungen, der überarbeitete Lautstärkendialog und die Rückkehr der Anzeige der Screen on Time.
Proschofsky / STANDARD

Ganz neu ist hingegen ein Eintrag in den Systeminformationen, der darüber informiert, in welchem Jahr das betreffende Gerät veröffentlicht wurde – aus Update-Sicht nicht ganz unwichtig. Zudem finden sich im Lautstärkedialog nun getrennte Regler für Anrufe und Benachrichtigungen, bisher wurden diese beiden Punkte gemeinsam behandelt.

Wem das Eintippen des eigenen PIN-Codes zu langsam geht, der hat nun die Möglichkeit, diesen Vorgang etwas zu optimieren. In "Auto Confirm Unlock" wird direkt nach der letzten – richtigen – Zahl das Gerät entsperrt, der Druck auf Bestätigen fällt also weg. Wer davon nichts hält, kann sich über eine Animation beim Eintippen erfreuen, das Eingetippte wird dabei durch, natürlich zufällig gewählte, unterschiedliche Formen repräsentiert.

Größere Schriften

All jene, die nicht mehr so gut sehen, dürfen sich darüber freuen, dass es nun eine nonlineare Skalierung von Schriften bis zu 200 Prozent gibt. Die Idee dahinter ist, dass kleine Schriften stärker skaliert werden als große, weil letztere sonst einfach zu groß werden. Das soll die reale Nutzbarkeit von hohen Vergrößerungsfaktoren also deutlich verbessern.

Vergleich von alter und neuer Schriftskalierung unter Android.
Mit Android 14 lassen sich Schriften besser skalieren.
Google

Wer sich darüber ärgert, dass es viele Apps – inklusive einiger von Google selbst – noch immer nicht schaffen, den Bereich hinter dem Navigationsbalken transparent zu halten, der kann das nun erzwingen. Leider hat Google diese Option aber in den versteckten Bereich für Entwickler gepackt, und noch mehr "leider" funktioniert selbst das nicht bei allen Apps. Babyschritte also.

Zurück in die Zurück-Zukunft

Es ist in Bezug auf die grundlegenden User-Interface-Konzepte tatsächlich einer der größten – verbliebenen – Unterschiede zwischen Android und iOS: die systemweite Zurück-Funktion von Googles Betriebssystem. Doch so nützlich diese auch sein mag, in der Realität ist sie oftmals auch frustrierend. Das liegt daran, dass nicht immer klar ist, was bei ihrem Aufruf konkret passiert. Geht es dann in der App eine Stufe zurück? Oder landet man stattdessen wieder am Homescreen?

Angesichts dieser Defizite hat sich Google bereits mit Android 13 eines ambitionierten Projekts angenommen: einer kompletten Neugestaltung der Zurück-Funktion. Künftig soll von der gerade aktiven App angedeutet werden, wo die Reise hingeht. Klingt gut, ist im Detail aber gar nicht so einfach, also blieb dieses Feature in Android 13 von Haus aus deaktiviert – und leider ist das auch bei Android 14 nicht anders.

Ein Screenshot von Google TV mit der neuen Zurück-Funktion.
Die neue Zurück-Funktion deutet an, wo es hingeht. Im Hintergrund ist der Homescreen mit dem App-Launcher zu sehen, von dem die App gestartet wurde. Leider ist dieses Feature derzeit noch nicht von Haus aus aktiviert.
Proschofsky / STANDARD

Wer die versteckte Option in den Entwicklereinstellungen findet, kann sich aber zumindest die aktuellen Fortschritte ansehen. Bei einigen Google-Apps wird dieses neue Konzept bereits unterstützt. So wird dann beim Ausführen der Zurück-Geste das aktuelle Geschehen verkleinert, im Hintergrund erscheint der Zielort. Das hat auch den Vorteil, dass diese Geste noch in der Bewegung abgebrochen werden kann, wenn das Ziel nicht das erwartete wäre. Auch in den Systemeinstellungen von Android ist das mittlerweile sehr hübsch umgesetzt.

Bleibt zu hoffen, dass sich Google dazu durchringen kann, das Ganze mit Android 15 dann von Haus aus zu aktivieren, sonst wird es mit der – notwendigen – Unterstützung durch Dritt-Apps nämlich niemals besser werden. Zumindest bietet das aktuelle Update verbesserte Möglichkeiten für Entwicklerinnen und Entwickler, darunter die Option, eigene Animationen zu entwerfen. Und einige Apps wie Reddit oder Spotify unterstützen das Ganze auch bereits.

Derzeit, künftig, aber vielleicht auch nicht Pixel-exklusiv

Sind das wirklich schon alle sichtbaren Änderungen in Android 14? Nein, natürlich nicht, beim Rest wird es aber etwas komplizierter. Denn während die – weiter unten folgenden – Änderungen an der Softwarebasis wirklich sämtliche Android-Geräte betreffen, kochen die Hersteller bei der Oberfläche eben sehr gerne ihr eigenes Süppchen. Das inkludiert Google selbst, also sind einige aktuelle Neuerungen – zumindest vorerst – den Pixel-Geräten vorbehalten.

Die Sichtbarste: Wie andere Android-Hersteller erlaubt Google nun ebenfalls eine individuelle Anpassung des Lockscreens. Es ist also möglich, zwischen einer Reihe von unterschiedlichen Schriften und Layouts zu wählen, auch wenn der Autor selbst die gebotenen Optionen eher überschaubar attraktiv findet – aber das ist sicher eine Frage des individuellen Geschmacks.

Wichtiger ist da schon, dass nun endlich die am Sperrbildschirm platzierten Shortcuts für den Schnellzugriff auf einzelne Funktionen individuell angepasst werden können. War dort bisher fix der Zugriff auf die Schaltflächen von Google Home sowie Google Wallet positioniert, können an dieser Stelle jetzt auch andere Dinge wie die Taschenlampe oder auch die "Do not Disturb"-Funktion abgelegt werden.

Drei Screenshots zeigen die neuen Lockscreen-Optionen im Detail.
Zumindest bei Pixel-Geräten gibt es nun neue Optionen zur Individualisierung des Lockscreens.
Proschofsky / STANDARD

Damit geht eine nicht ganz unwichtige Änderung im Umgang einher. Muss nun doch – ähnlich wie bei iOS – länger auf die jeweiligen Knöpfe gedrückt werden, um die jeweilige Aktion auszulösen. Das ist auch durchaus sinnvoll, besteht doch sonst die Gefahr, allzu leicht unabsichtlich die Taschenlampe oder andere Funktionen zu aktivieren.

Angemerkt sei, dass die neuen Lockscreen-Funktionen nicht bei allen Pixel-Geräten sofort verfügbar sind. So fehlt all das Erwähnte etwa beim Pixel Tablet derzeit noch. Es ist davon auszugehen, dass dies in den kommenden Monaten nachgereicht wird.

Feinschliff

Weitere kleine Verbesserungen: Wird das Gerät an den Strom angesteckt, wird das Akku-Icon kurz farblich hinterlegt, um diesen Vorgang zu symbolisieren. Eine weitere nützliche Kleinigkeit: Bei einem Touch auf die Uhrzeit in den Schnelleinstellungen wird die Wecker-App geöffnet. Wer sich nun wundert: Ja, das gab es tatsächlich schon einmal, hat Google aber vor einigen Versionen aus unerfindlichen Gründen entfernt. Aber zumindest scheint man dieses Mal auf die Beschwerden gehört zu haben, das ist auch schon was.

Ebenfalls komplett neu gestaltet wurde das Tutorial für die Gestennavigation, es stehen neue Icons für die Wahl des zum eigenen Login gehörigen Avatars zur Verfügung, und beim Wechsel auf einen anderen User gibt es eine neu gestaltete Animation. Die bei einem Langdruck am Homescreen aufgerufenen Kontextmenüs wurden ebenfalls optisch angepasst.

Es ist alles sehr kompliziert

Um diesen thematischen Block abzuschließen, sei noch einmal betont: Es kann durchaus sein, dass einige der erwähnten Funktionen schon in wenigen Monaten auch bei anderen Herstellern landen. So war das in der Vergangenheit nämlich schon bei vielen anderen, zunächst Pixel-exklusiven, Neuerungen. Garantie oder Zeitplan dafür gibt es aber nicht.

Das Pixel Fold mit einer Android-Figur daneben.
Ob faltbar oder nicht – Google stellt seine eigenen Smartphones immer stärker in den Vordergrund, neue Features werden immer öfter nach deren Zeitplänen statt nach großen Android-Versionssprüngen entwickelt.
Proschofsky / STANDARD

Dazu kommt noch ein anderer Faktor: Google orientiert sich in den vergangenen Jahren immer stärker an der eigenen Hardwarelinie. Wirklich sichtbare Änderungen behält man sich oft für die Vorstellung neuer Pixel-Smartphones vor, so werden auch für das Pixel 8 wieder einige zunächst exklusive Features auf Basis von Android 14 erwartet. Bereits angekündigt ist etwa, dass Google eine Bild-KI zur Erstellung von Bildschirmhintergründen für seine Smartphones bringen will.

Zudem darf nicht vergessen werden, dass bei Android viele Dinge, die bei anderen Systemen Teil der jährlichen Updates sind, einfach laufend als App-Updates über den Play Store veröffentlicht werden. Und aus Pixel-Perspektive gibt es dann natürlich noch die vierteljährlichen Feature-Updates.

Der nächste solche "Pixel Feature Drop" steht bereits für Anfang Dezember an, und dieser wird wieder einige Neuerungen mit sich bringen. Dazu gehört etwa die Möglichkeit, das Smartphone ohne Zusatzsoftware als Webcam zu nutzen. Vor allem für Tablets und Foldables interessant: Mit der kommenden Version können Apps auf die volle Breite der Anzeige gezwungen werden. Beides Features, die jene, die am Android-Beta-Programm mit einem aktuellen Pixel-Geräte teilnehmen, übrigens jetzt schon ausprobieren können.

Viele Worte um eines zu betonen: Die wahre Relevanz großer Android-Versionssprünge steckt heutzutage bei den Neuerungen unter der Oberfläche – und genau diesem Thema wollen wir uns nun zuwenden.

Die Softwarebasis

Verbesserungen in den Bereichen Sicherheit und Privatsphäre bilden seit Jahren einen verlässlichen Schwerpunkt jeder neuen Android-Generation – und das ist dieses Mal natürlich nicht anders. Gerade in Hinblick auf die Sicherheit – und auch den konkreten Schutz vor Malware – bringt Android 14 einige wichtige Fortschritte.

Sicherheit

Da wäre einmal, dass Android nun das "Sideloading", also die manuelle Installation, von grob veralteten Apps vollständig blockiert. Konkret geht es dabei um Apps, die für Android-Versionen älter als Android 6 (API-Version 23) erstellt wurden. Warum gerade diese? Mit Android 6 wurde dereinst das dynamische Berechtigungssystem eingeführt, bei dem jede App vor dem Zugriff auf sensible Daten wie Standort, Kontakte oder auch Kamera eine explizite Zustimmung der User einholen muss. Vorher wurde das über eine simple Information bei der Installation der App abgewickelt.

Das Problem ist nun, dass Schadsoftware seit Jahren gezielt ältere Android-Versionen anvisiert, um genau dieses System zu umgehen. Mit der neuen Version schiebt Google diesem Treiben nun endgültig einen Riegel vor. Betont sei, dass all das bei über den Play Store vertriebenen Apps schon länger nicht mehr funktioniert, es geht lediglich um die verbliebene Sideloading-Problematik.

Ein Slide mit Details zu den Änderungen beim Target SDK
Android 14 verschärft die Sicherheit, nun dürfen grob veraltete Apps auch nicht mehr via "Sideloading" manuell installiert werden.
Google

Eine Ausnahme von dieser Regel gibt es übrigens noch immer: Über die Kommandozeile und unter Nutzung von Entwickler-Tools wie ADB lassen sich weiterhin auch ältere Apps via Desktop installieren. Gedacht ist das vor allem für Sicherheitsforscher, die technische Hürde sollte hoch genug sein, um diesen Angriffspunkt für Malware unrealistisch zu machen. Wollen wir zumindest alle einmal hoffen ...

Spione austricksen

Für jene, die sie benötigen, sind die Funktionen zur Barrierefreiheit unerlässlich. Leider sind diese aber auch bei jenen besonders beliebt, die Schadsoftware entwickeln. Das liegt daran, dass eine App, die sämtliche Inhalte am Bildschirm vorlesen kann, logischerweise einen umfassenden Zugriff auf das Geschehen benötigt. Aktuelle Malware versucht sich das nun zunutze zu machen, indem die User dazu gebracht werden, Barrierefreiheitsfunktionen zu aktivieren, um darüber dann automatisiert Passwörter oder Kreditkartendaten abzugreifen.

Diese Tricksereien erschwert Google nun deutlich: So können Apps ihre Inhalte – gezielt oder allgemein – noch einmal extra schützen, sodass wirklich nur von Google verifizierte Apps für Barrierefreiheit diese lesen können. Eine Bank-App könnte so also die entsprechenden Eingabefelder zusätzlich absichern und sich sicher sein, dass eine manuell installierte, unbekannte Dritt-App selbst über den Barrierefreiheitstrick keinen Zugriff mehr hat.

Beides sind Maßnahmen, die aktuell kursierender Malware wie den diversen Flubot-Varianten, die sich gerne des bekannten Paket-SMS-Tricks bedienen, um Nutzer in die Falle zu locken, das Leben deutlich erschweren sollten. Dass Google hier mit solch strukturellen Verbesserungen auf aktuelle Herausforderungen durch Schadsoftware reagiert, ist jedenfalls sehr zu begrüßen.

Neue Beschränkungen

Aus dieser Perspektive ebenfalls wichtig: Mit Android 14 wird die Möglichkeit, über den gesamten Bildschirm gespannte Benachrichtigungen anzuzeigen, auf einige wenige App-Kategorien beschränkt – und zwar Wecker- und Telefonie-Apps. Auch diese Funktion wurde in der Vergangenheit immer wieder für allerlei unerfreuliche Dinge missbraucht. In diesem Fall geht Google sogar noch einen – ungewohnten – Schritt weiter: soll die betreffende Möglichkeit doch bis Ende 2023 allen im Play Store erhältlichen Apps, die nicht in die zwei erwähnten Kategorien fallen, entzogen werden.

Dazu passend gibt es aber noch weitere Maßnahmen, um unerwünschte Störungen zu verhindern. So wurden die Möglichkeiten, Aktivitäten aus dem Hintergrund zu starten, weiter eingeschränkt. Auch das wurde in der Vergangenheit immer wieder von Schadsoftware missbraucht, um die Nutzer so lange zu nerven, bis sie leichtsinnigerweise an sich unerwünschten Dingen zustimmen.

Passkeys für alle

Unter dem Namen "Credential Manager" führt Google neue Schnittstellen zur Abwicklung von Login-Aufgaben ein. Interessant ist das vor allem deswegen, weil damit auch schon das passwortlose "Passkey"-Verfahren unterstützt wird, dessen Einsatz in Android-Apps somit sehr einfach gemacht wird.

Mehrere Bildschirmfotos zeigen die Einrichtung eines Passkeys.
Mit dem neuen Credential Manager wird auch die Unterstützung von Passkeys ein fixer Bestandteil der Android-Plattform.
Google

Erfreulicherweise ist der "Credential Manager" nicht fix an irgendwelche Google-Dienste gebunden, er lässt sich auch mit anderen Passwortmanagern nutzen. Und um die Verbreitung zu beschleunigen, sind diese Schnittstellen nicht nur ein Teil von Android 14, sie können über eine Kompatibilitätsbibliothek auch bis zu Android 4.4 zurück genutzt werden.

Mobilfunk, ein bisschen sicherer

Mit dem Pixel 6 hat Google eine Funktion eingeführt, die für Lob von ungewohnter Seite sorgte. Die Möglichkeit, 2G-Mobilfunk zu deaktivieren, erfreute damals die US-Bürgerrechtsorganisation EFF – und zwar zu Recht. Ist 2G doch nicht nur uralt, es ist auch notorisch unsicher, und solange es von Smartphones unterstützt wird, kann es auch für sogenannte Downgrade-Attacken genutzt werden, um die Nutzer auszuspionieren.

Während die 2G-Deaktivierung mittlerweile auch bei manch anderen Android-Geräten verfügbar ist, widmet sich Google nun dem nächsten Thema, und zwar mangelhafter – oder eigentlich nicht existenter – Verschlüsselung von Anrufen und SMS durch viele Mobilfunkbetreiber. Denn wie aktuelle Untersuchungen zeigen, unterstützen viele davon weiterhin sogenannte Null Ciphers, die in Wirklichkeit gar nichts verschlüsseln.

Also kommt mit Android 14 jetzt die Möglichkeit, ebendiese Null Ciphers zu blockieren, also die Nutzung einer echten Verschlüsselung für diese Bereiche zu zwingen. Auch damit werden dann wieder Downgrade-Attacken blockiert, wie sie etwa zum Abgreifen von via SMS versendeten Zwei-Faktor-Authentifizierungs-Codes tatsächlich immer wieder vorkommen.

Zukunftsmusik

Eine Einschränkung gibt es dabei aber: Auch das benötigt wieder sehr aktuelle Modemsoftware, insofern ist diese Funktion selbst bei Googles aktuellen Geräten noch nicht einmal verfügbar. Es ist also davon auszugehen, dass es beim Pixel 8 seine Premiere geben wird und das Sicherheitsfeature dann nach und nach auch bei anderen Smartphones landen wird. Interessant ist zudem, dass die frühere 2G-Deaktivierung nun auch über Firmenrichtlinien auf Arbeitsgeräten erzwungen werden kann.

Ein großer Sicherheitsfortschritt

Apropos Dinge, die wohl erst mit dem Pixel 8 ihre Premiere geben werden. Android 14 führt nämlich eine massive, strukturelle Sicherheitsverbesserung ein: die Unterstützung für die Arm Memory Tagging Extension (MTE). Diese soll das Ausnutzen von gerade in C/C++-Code (viel zu) oft vorhandenen Speicherfehlern deutlich erschweren, in manchen Fällen auch komplett unrealistisch machen. Nur um das zu quantifizieren: Speicherfehler sind bis dato die häufigste Kategorie an aufgespürten – und ausgenutzten – Sicherheitslücken.

Die Erwartungen an MTE sind also sehr groß, Googles Project Zero hat sich erst vor kurzem im Detail dieses Themas angenommen und ist zu einem sehr positiven Fazit gekommen. Wer sich tiefer für diesen Bereich interessiert, dem seien die zugehörigen Blogpostings explizit ans Herz gelegt.

Eine Tabelle mit Details zu den realen Auswirkungen von ARM MTE.
Eine Tabelle von Project Zero zeigt die Auswirkungen von MTE auf die Systemsicherheit: Ein Teil bisheriger Angriffe gegen Speicherfehler wird gänzlich unrealistisch, ein anderer zumindest deutlich erschwert.
Google

Was hat das nun mit dem Pixel 8 zu tun? Nun, MTE ist abhängig von Hardwareunterstützung im Prozessor. Es ist Teil der Arm-v9-Architektur, die beim Pixel 8 erstmals bei einem Google-Smartphone genutzt wird. Andere aktuelle Android-Smartphones haben zwar schon einen passenden Chip, dort fehlt aber wiederum der Softwaresupport. Beim Pixel 8 soll das also alles zum ersten Mal zusammenlaufen. Ob andere Hersteller hier via Update bei ihren Geräten nachrüsten werden, ist derzeit noch unklar, angesichts der doch großen Komplexität und einer potenziell etwas verringerten Performance würde zumindest der Autor aber nicht darauf wetten. Selbst beim Pixel 8 könnte das Ganze vorerst optional bleiben, wie frühere Leaks nahelegen.

Code nachladen

Kommen wir zu aktuellen Sicherheitsverbesserungen für alle zurück: Das dynamische Nachladen von Code mag für App-Entwickler sehr nützlich sein, es hat sich aber immer wieder auch als Sicherheitsproblem herausgestellt. Mit Android 14 gibt es in diesem Bereich eine deutliche Einschränkung: Entsprechender Code kann nur mehr als rein lesbar geladen werden, eine weitere Änderung ist dann also nicht mehr möglich, was allerlei Manipulationen für Attacken verhindern soll.

Privacy

Weiter geht es mit dem Thema Privatsphäre: Mit Android 14 gibt es nun eine zentrale Schnittstelle zur Erkennung von Bildschirmaufnahmen. Ähnliches bieten jetzt schon viele Apps, insofern stellt das vor allem eine Vereinheitlichung dar. Darüber können Apps dann davor warnen, wenn Screenshots aufgenommen werden – und natürlich diese Funktion auch blockieren.

Ein Slide mit Informationen zum Screenshot Notification API von Android 14.
Mit Android 14 gibt es nun eine systemweite Schnittstelle, mit der Apps über die Aufnahme von Screenshots informieren und diese auch blocken können. Bisher musste jede App das selbst implementieren.
Google

Bisher können Apps – wenn sie einmal die notwendige Berechtigung von den Usern erhalten haben – auch nachfragen, von welchem Programm einzelne Bilder oder andere Mediendateien erstellt wurden. Das geht mit Android 14 nicht mehr so einfach, die entsprechenden Informationen werden vom System automatisch redigiert. Eine Ausnahme gibt es nur für jene Apps, die ohnehin schon die Genehmigung dafür haben, nach sämtlichen installierten Paketen zu fragen – etwas, das bei Android seit einiger Zeit ebenfalls strikt begrenzt ist. Als Anwendungsfall ist dabei etwa an Programme gedacht, die systemweite Suchfunktionen anbieten.

Performance und Akku

Verbesserungen für Akkulaufzeit und Performance gehen meist Hand in Hand, also lassen sie sich gut in einen thematischen Block fassen. Mit Android 14 organisiert Google die sogenannten Broadcasts neu. Zum Verständnis eine Prise Hintergrund: Bei den Broadcasts handelt es sich um ein recht mächtiges System, mit dessen Hilfe sich Apps über allerlei aktuelle Aktionen am Gerät informieren lassen können. Das Problem dabei: Die übermäßige Nutzung von Broadcasts ist ein echtes Akku- und Performance-Problem, weil dann bei manchen Aktivitäten im Hintergrund gleich zahlreiche Apps aufgeweckt werden. Und je mehr davon installiert sind, desto größer sind natürlich die negativen Effekte.

Insofern darf es nicht verwundern, dass Google die Broadcast-Nutzung bereits in den vergangenen Versionen immer weiter eingeschränkt hat. Mit Android 14 findet das nun seinen bisherigen Höhepunkt. Bei gerade nicht aktiven Apps landen die Broadcasts nun in einer Warteschlange, sie werden also erst ausgeführt, wenn das jeweilige Programm das nächste Mal direkt aufgerufen wird. Zudem werden die Broadcasts für einzelne Apps vom System zusammengefasst, um sie weiter zu optimieren.

Ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig ein optimales Zusammenspiel zwischen Plattform und Apps ist, liefert Googles eigener Browser Chrome. In Kombination mit Android 14 sollen Scrollvorgänge nun wesentlich konsistenter als bisher erfolgen, womit sie weicher wirken. Damit soll die Android-Version in dieser Hinsicht nun das Niveau der iOS-Variante erreichen. Technische Details dazu führt das Unternehmen in einem eigenen Blogeintrag aus, möglich wird das über eine neue Programmierschnittstelle in Android 14, die entsprechenden Apps eine höhere Präzision beim Messen von Eingabeevents ermöglicht.

Exakte Alarme nicht mehr für alle

Generell tut ein Android-System mittlerweile sehr viel, um anstehende Aufgaben möglichst stromsparend abzuhandeln. Das heißt vor allem, dass diese gebündelt und dann in einem Rutsch ausgeführt werden, um den Prozessor möglichst selten aufwecken zu müssen. Das ist aber natürlich nicht für alle Apps eine gute Wahl, manche brauchen schlicht einen fixen Zeitpunkt für die Ausführung einzelner Aufgaben. Also greifen sie auf die sogenannten exakten Alarme zurück, die als Ausweg gedacht sind.

Das führte natürlich zu exakt dem Ergebnis, das zu erwarten war: Die "exakten Alarme" werden von so ziemlich jeder App verwendet, die ihre eigenen Aktivitäten für total unaufschiebbar hält, was natürlich alles andere als gut für den Stromverbrauch ist. Mit Android 14 bereitet Google diesem Treiben ein Ende. Ab sofort dürfen exakte Alarme nur mehr von genau zwei App-Kategorien verwendet werden: Kalender und Wecker.

Google macht in diesem Zusammenhang übrigens explizit klar, dass man die Einhaltung dieser Regel auch durchsetzen wird: Apps, die versuchen, das mit Falschangaben zu umgehen, sollen von der Veröffentlichung im Play Store ausgeschlossen werden.

Klarstellung

Generell zwingt Google App-Entwickler immer öfter dazu, den Zweck einzelner Aufgaben klar zu deklarieren, um das dann auch besser reglementieren zu können. Bei Android 14 äußert sich das dadurch, dass im Vordergrund dauerhaft laufende Dienste – also etwa aktuelle Fitness-Sessions oder Messaging-Tools – ihren Zweck im Detail klarmachen müssen. Das ermöglicht es dann, jeweils individuelle Regeln anzulegen, womit das System diese Dienste besser regeln kann.

Das Ende der sinnlosen Task-Killer

Seit vielen Jahren verweist Google – und so ziemlich jeder andere, der auch nur ansatzweise Ahnung vom Thema hat – darauf, dass Task-Killer unter Android keinen Sinn ergeben, genau genommen sogar kontraproduktiv sind. Und doch erfreuen sich solche Apps noch immer einer verblüffenden Popularität. Der entscheidende Begriff im vorigen Satz ist allerdings "noch". Denn mit Android 14 bereitet Google diesem Unsinn nun ein Ende.

Ein Screenshot zeigt mehrere im Play Store verfügbare Task-Killer-Apps.
Verblüffend beliebt, komplett sinnlos und mit Android 14 Geschichte: Task-Killer-Apps funktionieren künftig nicht mehr.
Proschofsky / STANDARD

Apps können künftig generell keinen Hintergrundprozess von anderen Programmen mehr beenden, Task-Killer laufen damit ins Leere. Dass man bei Google von diesem Thema mittlerweile leicht genervt sein dürfte, scheint in der offiziellen Dokumentation durch – verweist man dort doch gleich mehrfach darauf, dass solche Apps weder den Speicher- noch den Strom- oder gar Akkuverbrauch eines Android-Geräts verbessern können – und auch noch nie konnten. Android ist nämlich schon immer darauf ausgerichtet, Apps automatisch zu cachen und den Speicher zu verwalten. Unnötiges Beenden von Prozessen führt nur zu deren Neustart – und somit zu einem höheren statt des vermeintlich geringeren Ressourcenverbrauchs.

App Stores

Einige Verbesserungen gibt es für alternative App Stores. So können diese nun von den Nutzern bereits vor dem Download eines Pakets die notwendige Genehmigung einholen, was es gerade bei mehreren Transfers ermöglichen soll, diese effizienter zu gestalten. In eine ähnliche Kerbe schlägt eine neue Schnittstelle, die es App Stores ermöglicht, für automatische Updates den passenden Zeitpunkt zu finden – also optimalerweise, wenn das Gerät gerade nicht benutzt wird und am Ladegerät hängt.

Interessant ist zudem, dass ein App Store künftig die Zuständigkeit für die Aktualisierung einzelner Apps für sich beanspruchen kann. Google nutzt das etwa bereits, um noch einmal davor zu warnen, wenn die eigenen Apps aus einer anderen Quelle als dem Play Store aktualisiert werden sollen.

Von Grammatik und HDR

Ganz neu ist das "Grammatical Inflection API". Dieses soll Apps dabei helfen, die Nutzerinnen und Nutzer in gegenderten Sprachen wie Deutsch korrekt anzusprechen. Aus dem Bereich Multimedia fällt die Unterstützung für das "Ultra HDR"-Format auf. Dieses kombiniert normale JPEGs mit 10-Bit-HDR-Informationen in einer Datei, je nach Ausgabegerät wird dann das optimale Format gewählt – also ein Bild entweder "normal" (SDR) oder mit HDR-Details angezeigt. Gleichzeitig zur Veröffentlichung von Android 14 arbeitet Google auch daran, das neue Format in Google Fotos zu unterstützen.

Eine Grafik zeigt die Vorteile von Ultra-HDR.
Die Unterstützung für das Ultra-HDR-Format ist eine der Neuerungen in Android 14.
Google

In Hinblick auf den Sound wird nun verlustfreies USB-Audio unterstützt. Dazu irgendwie passend sei noch ein kleines Feature nachgereicht: Android 14 warnt nun davor, wenn sehr lange laute Musik gehört wird, das soll Gehörschäden vermeiden. Ebenfalls neu ist das sogenannte Partial Screensharing: Android bietet also nun eigene Schnittstellen, um statt des gesamten Bildschirms nur eine einzelne App mit anderen zu teilen oder als Video aufzunehmen. Die Statuszeile oder andere Systemelemente werden dabei ausgeblendet.

Gesundheit in der Plattform

Mit Health Connect hat Google vor einiger Zeit ein zentrales Framework für die – zunächst ausschließlich lokale – Speicherung von Gesundheitsdaten unter Android präsentiert. Bisher über den Play Store verfügbar, wird dieses mit Android 14 nun ein fixer Bestandteil des Systems. Die Nutzer können dabei selbst im Detail entscheiden, welche App jeweils auf welche Daten schreibend oder lesend Zugriff hat.

Vier Bildschirmaufnahmen zeigen einzelne Einstellungen von
Health Connect ist nun ein fixer Teil von Android, damit hat das Betriebssystem endlich einen rein lokalen Datenspeicher zum Austausch solcher Informationen zwischen Apps. Mit der fixen Integration müssen aber auch alle Daten migriert und Dritt-Apps frisch angepasst werden – was noch nicht alle getan haben.
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Unterstützt wird das Ganze mittlerweile von vielen Fitness- und Gesundheits-Apps, darunter etwa Fitbit, Samsung Health, Withings oder auch Lifesum und My Fitness Pal. In der Android-14-Version gibt es zudem ein paar neue Features. So wird nun auch die Speicherung von Informationen zum Menstruationszyklus unterstützt, des Weiteren können zu Läufen nun auch passende Karten geteilt werden.

Aktualisiert wird "Health Connect" künftig übrigens automatisch via jener "Play System Updates", die von Google selbst gepflegt werden, man ist also nicht von Updates durch die jeweiligen Gerätehersteller abhängig. Wurde bisher schon die Play-Store-Version von "Health Connect" verwendet, werden die Daten automatisch migriert. Das kann zwar schon einmal ein paar Stunden brauchen, wurde aber auf einem Testgerät unauffällig im Hintergrund vorgenommen, während das Gerät sonst gerade nichts tut.

Immer mehr Updates direkt von Google

Auch sonst treibt Google dieses intern "Project Mainline" genannte Unterfangen weiter voran. In Android 14 sind wieder einige neue Module hinzugekommen, die von Google auf sämtlichen Android-Geräten direkt gewartet werden. So kann Google künftig auf diesem Weg auch jene Root-Zertifikate, die zur Absicherung von verschlüsselten Datenverbindungen genutzt werden, aktualisieren und so beispielsweise sich als problematisch herausstellenden Anbietern rasch die Berechtigung entziehen.

Ein Screenshot zeigt die Liste der bei Android 14 genutzten APEX-Module auf einem Pixel 7 Pro an.
Die Zahl jener Komponenten, die Google auf sämtlichen Android-Smartphones selbst wartet, wächst und wächst. Im Bild aufgelistet nur ein Teil davon, nämlich die APEX-Module. Über den Play Store kommen noch einmal einige andere Module hinzu.
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Mit Android 14 geht zudem eine wichtige Modernisierung der Softwareplattform einher: Viele Kernbibliotheken wurden auf OpenJDK 17 aktualisiert, womit auch für App-Entwickler neuere Sprach-Features von Java 17 zur Verfügung stehen.

Doch selbst solch ein zentraler Umbau soll nicht mehr Android 14 vorbehalten bleiben: Über ein Update des Mainline-Moduls für die Android Runtime ART, die für die Ausführung sämtlicher Anwendungen zuständig ist, soll der Java-17-Support auch bei älteren Versionen nachgereicht werden. Gerade an diesem Beispiel zeigt sich die Mächtigkeit des Mainline-Ansatzes sehr gut, bekommen so doch alle halbwegs aktuellen Android-Geräte diese Neuerung – und zwar ohne auf ein Update durch den Gerätehersteller warten zu müssen.

Auch Google selbst kann mit einem guten Beispiel für die Vorteile der Modularisierung aufwarten: Über ein solches Google-Play-System-Update haben in den vergangenen Monaten hunderte Millionen Smartphones aller möglichen Hersteller eine neue Version von ART erhalten, die signifikante Performance-Verbesserungen gebracht hat. So wurde damit etwa der App-Start um bis zu 30 Prozent beschleunigt.

Ein bisschen weniger Warten auf Updates

Apropos Updates: Diese sollen mit Android 14 nun schneller ablaufen, das ewige Warten auf die im Hintergrund installierten "Seamless Updates" zumindest eine Spur weniger ewig sein. Das ändert nichts daran, dass das Ganze noch immer ziemlich lange braucht und sich der Autor von Google weiter eine Option wünschen würde, um Updates einfach so schnell wie möglich einzuspielen – ganz ohne Rücksicht auf die Benutzbarkeit des parallel laufenden Systems.

Satellitenverbindungen

In die Kategorie "Nicht offiziell angekündigt, aber doch da" fällt die Unterstützung für die Kommunikation via Satellit. Ähnlich wie bei aktuellen iPhones könnten also künftig auch Android-Geräte solche Verbindungen in Notfallsituationen nutzen, etwa wenn gerade kein Mobilfunknetz in der Nähe oder dieses gerade ausgefallen ist.

Klingt gut, zeigt aber auch, dass ein Betriebssystem oft nur die Vorarbeiten für Hersteller liefert. Denn auch wenn der entsprechende Code Teil von Android 14 ist, ohne entsprechende Hardware und nötige Anpassungen für einzelne Geräte – etwa über neuere Modem-Software – tut das natürlich noch recht wenig.

Dass all das trotzdem mehr als nur eine theoretische Neuerung ist, zeigt sich an anderer Stelle. Wie sich herausstellt, arbeitet Google derzeit an der Unterstützung für Satellitenverbindungen in seiner SMS/MMS/RCS-App Messages. Insofern darf man wohl auf eine folgende Ankündigung in den kommenden Monaten gespannt sein.

Android Work

Bleiben noch diverse Verbesserungen für den Unternehmenseinsatz – also Android Work. So können Firmen nun etwa Regeln festlegen, um die Nutzung von Ultra-Wideband (UWB) zu blockieren. Neu ist zudem die Möglichkeit, über Arbeits- und Privatprofile hinweg nach Kontakten zu suchen.

Interessant ist aber auch, was Android 14 nicht enthält. So fehlen vor allem für das Pixel-Tablet einige bereits im Code entdeckte Änderungen. Dazu gehört das Bearbeiten von Google-Keep-Notizen direkt am Lockscreen, auch die Möglichkeit, App-Paare anzulegen – wie es bei Samsung-Geräten bereits geht –, sucht man weiterhin vergeblich. Es ist davon auszugehen, dass dies dann mit einem der nächsten "Pixel Feature Drops" folgt, im Dezember wäre, wie bereits erwähnt, der nächste geplant.

Der Kuchen ist angerichtet

Einen offiziellen Codenamen gibt es für Android-Releases zwar leider schon seit ein paar Jahren nicht mehr, intern wird die neue Version aber als "Upside Down Cake" bezeichnet. Ansonsten scheinen die Entwicklerinnen und Entwickler gerade Weltraumthemen zu beschäftigen. So ist nicht nur das offizielle Logo für Android 14 an jenes für die Apollo-14-Missionen der Nasa angelehnt, im Google-Hauptquartier steht mittlerweile auch eine neue Android-Statue im Raumanzug.

Vor allem aber gibt es ein neues Easter Egg, das ebenfalls in diese Kerbe schlägt. Wer weiß, wie (einfach suchen oder im Forum fragen, wir können hier ja nicht alles verraten!), bekommt zunächst einmal das erwähnte Android-14-Logo präsentiert. Von dort aus kommt man dann zu einem Minispiel, bei dem ein kleines Raumschiff durch das Weltall gesteuert werden kann. Mit etwas Geschick lassen sich dabei sogar einzelne Planeten besuchen.

Verfügbarkeit

Android 14 dürfte bereits in wenigen Tagen als Update für alle aktuell noch unterstützten Geräte aus Googles eigener Pixel-Reihe verfügbar sein. In gewöhnlich wohl informierten Kreisen war zuletzt von einem Launch parallel zur Vorstellung von Googles Pixel 8 Smartphones die Rede – das wäre also am 4. Oktober. "Aktuell noch unterstützt" heißt in dem Fall übrigens alles ab dem Pixel 4a(5G). Der Zusatz "5G" ist dabei entscheidend, das reguläre Pixel 4a wird nämlich nicht mehr unterstützt, dessen Support ist mit Ende August ausgelaufen. Klingt widersinnig, ist aus der Google-Perspektive aber durchaus folgerichtig. Denn auch wenn die Modellnamen sehr ähnlich klingen, ist das Pixel 4a(5G) einige Monate später als das Pixel 4a auf den Markt gekommen, hat zudem eine modernere Hardwareausstattung.

Parallel zu den Updates für eigene Geräte wird es dann auch wieder den Quellcode für die neue Version geben. Das ist vor allem für die Open-Source-Community mit ihren eigenen Android-Varianten wichtig. Große Hersteller haben hingegen ohnehin schon in den vergangenen Monaten hinter den Kulissen Zugriff auf den Code erhalten.

Drei Screenshots des Easter Eggs von Android 14.
Das Easter Egg von Android 14 ist ein kleines Spiel. Wer halbwegs mit der Thruster-Steuerung zurechtkommt, kann dabei auch Sterne anfliegen.
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Zarte Hoffnungen

Wann dann jeweils die Android-14-Updates für einzelne Geräte anderer Hersteller kommen, lässt sich natürlich noch nicht sagen. Klar ist jedenfalls: Generell war die Verbreitung von Android 13 die schnellste aller Android-Versionen der vergangenen Jahre, in Österreich läuft sie etwa bereits auf fast der Hälfte aller aktiv genutzten Geräte mit dem Google-Betriebssystem – und ja, das ist für Android wirklich beachtlich.

Zudem stehen die Vorzeichen gut, dass es bei Android 14 ähnlich schnell oder gar noch schneller gehen könnte. Bei Samsung läuft bereits das öffentliche Betaprogramm für das auf Android 14 basierende OneUI 6.0, aktuell ist dort derzeit bereits die Beta 5. Neben den oben vorgestellten Verbesserungen wird dieses noch einmal eigene Neuerungen wie einen vollständig umgestalteten Schnelleinstellungsbereich bringen. Auch andere Hersteller wie OnePlus versprechen rasche Updates.

Ausblick

Bei Google hat man sich hingegen mittlerweile bereits zu weiten Teilen der nächsten Android-Generation zugewendet. Was diese bringen wird, ist natürlich noch geheim, nur eines ist schon durchgesickert: Android 15 soll den inoffiziellen Codenamen "Vanilla Ice Cream" tragen. (Andreas Proschofsky, 2.10.2023)