St. Pölten – Tinte unter der Haut fürs Leben, gratis Öffi fahren für ein Jahr: Die Werbeaktion für das Klimaticket des Umweltministeriums ist voll eingeschlagen. Drei Personen haben sich beim Frequency-Festival am vergangenen Wochenende ein thematisch entsprechendes Tattoo stechen lassen und dafür ein Klimaticket geschenkt bekommen; die gleiche Aktion veranstaltete die Klimaticket-Firma auch schon beim Electric-Love-Festival in Salzburg im Juli, auch dort wurden drei Klimatickets verschenkt. Rund zehn weitere Personen pro Tag wurden ebenfalls dauerverziert, haben aber nur das Gratispeckerl und kein Ticket bekommen.

Ein Festivalbesucher lässt sich beim Frequency-Festival den Schriftzug 'Klimaticket' auf seinen Unterarm tätowieren.
Ein Festivalbesucher lässt sich beim Frequency-Festival den Schriftzug "Klimaticket" auf seinen Unterarm tätowieren.
APA/FLORIAN WIESER

Das Echo in sozialen und traditionellen Medien ist ungleich größer als das Ausmaß an tätowierter Haut – wohl auch, weil sich Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) beim Tattoo-Stand ablichten ließ. Vor allem Kritikerinnen und Kritiker äußern ihre Meinung lautstark. Ins Treffen geführt wird die Permanenz der Tinte für die Beschenkten, der womöglich hohe Substanzkonsum auf Festivals und das Alter der Zielgruppe. Ex-Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) findet die Aktion "grindig, irgendwie", wie er auf X, vormals Twitter, erklärt.

Werbung von Jung von Matt

Jakob Lambert ist Geschäftsführer der Onemobility GmbH, die das Klimaticket für das Umweltministerium verkauft und bewirbt. Er sagt dem STANDARD, dass "aus der Zielgruppe" positives Echo komme. Die Aufmerksamkeit sei nichts Schlechtes, "deswegen macht man ja Werbung". Entstanden sei die Idee in einer Jour-fixe-Sitzung mit der Agentur Jung von Matt, die das Werbekonzept für das Klimaticket geschaffen hat. Inwieweit das Ministerium schon im Vorfeld von der Aktion wusste, war am Montag unklar. Die Kosten für die zwei Tattoo-Artists seien unter 10.000 Euro gelegen.

Die Kritik kann Lambert nicht nachvollziehen: Es habe sich um Volljährige "im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte" gehandelt, die allesamt schon Tattoos hatten. Und: Der Großteil der Sujets hätte keinen "Klimaticket"-Schriftzug enthalten, sondern die Themen Nachhaltigkeit und Verkehr anderweitig transportiert. (sefe, 22.8.2023)