Leonore Gewessler ist diesen Sommer auffällig auffällig. Am Wochenende besuchte die Klimaministerin das Frequency-Festival. Dort ermahnte sie die Jugend, alle mögen ihren Dreck wegräumen. "Lasst Dosen nicht fallen!" In einem Video erinnerte sie auch gouvernantenhaft daran, ausreichend zu trinken. "Ist wirklich heiß!" Und dann propagierte Gewessler vor Ort noch eine unkonventionelle Aktion: Die ersten drei Menschen, die sich ein Klimaticket-Tattoo stechen ließen, bekamen das Öffi-Ticket für ein Jahr gratis.

Klimaticket-Tattoo
Grüner Marketing-Gag: das Klimaticket-Tattoo.
APA/FLORIAN WIESER

Auf den ersten Blick ist die Idee vielleicht irgendwie witzig – bei näherer Betrachtung eher weniger. Jungen Menschen in Feierlaune ein Geschenk im Wert von 1.095 Euro anbieten, wenn sie im Gegenzug für ihr restliches Leben mit einem Klima-Tattoo herumlaufen? Im Namen des Staates? Ernsthaft?

Der grüne Marketinggag hat einen fahlen Beigeschmack: Wer sich das Klimaticket nicht leisten kann, soll dafür eben seine Haut als Werbefläche hergeben. Natürlich steht es jedem frei, sich tätowieren zu lassen – was er möchte, wann er möchte, wo er möchte. Staat und Ministerinnen sollen sich da aber bitte heraushalten – und nicht mit skurrilen Werbeaktionen öffentliche Leistungen vermarkten.

Gewessler könnte demnächst noch öfter auffällig werden. Sie ist als Spitzenkandidatin für die EU-Wahl im Gespräch – und steckt offenbar schon jetzt knietief im Wahlkampf. (Katharina Mittelstaedt, 21.8.2023)