Die grüne Klimaschutzministerin Leonore Gewessler jubelt und sieht sich politisch bestätigt: Österreichs Emissionen gingen im Jahr 2022 um 6,4 Prozent zurück. Es ist die größte Reduktion seit Beginn der Aufzeichnungen 1990 – und würde sie sich in dieser Höhe fortsetzen, dann könnte das Land bis 2040 tatsächlich die Klimaneutralität erreichen.

Tankstelle
Auch der Tanktourismus hat sich auf die CO2-Bilanz ausgewirkt.
APA/ROBERT JAEGER

Aber Vorsicht – der Jubel ist weit verfrüht. Es ist keineswegs gesagt, dass Österreich dieses Ziel erreicht – ja nicht einmal, dass es eindeutig einen Weg in Richtung weniger Klimaschädlichkeit eingeschlagen hat. Denn 2022 war ein Ausnahmejahr. Energiepreise in Rekordhöhe infolge des Ukrainekriegs führten dazu, dass Haushalte und Betriebe Energie sparten, um Kosten zu senken. Dazu kommt der Tanktourismus: Normalerweise tanken Lkws aus Nachbarländern wegen des billigen Diesels gern in Österreich; im Vorjahr jedoch nicht, weil die Nachbarn diverse Spritpreisdeckel erlassen hatten. Zu allem Überfluss war der Winter 2022/23 milde, entsprechend wenig wurde geheizt.

All das hat sich zwar auf die CO2-Bilanz ausgewirkt, aber mit nachhaltigem Klimaschutz hat es wenig zu tun. Wenn Österreich etwas weiterbringen will, braucht es statt zufälliger Entwicklungen gezielte Maßnahmen – so wie das Klimaschutz- und das Erneuerbare-Wärme-Gesetz. Diese Regelwerke lassen trotz grüner Regierungsbeteiligung auf sich warten. (Joseph Gepp, 17.8.2023)