MrBeast nimmt einen Preis von Nickelodeon entgegen.
MrBeast ist der einflussreichste Youtuber der Welt.
Richard Shotwell/Invision/AP

Der Youtuber MrBeast ist nicht nur für den enorm hohen Produktionsaufwand seiner Videos, sondern auch für seine Spendensummen bekannt. Im Zuge derer fordert er oft andere Prominente heraus, es ihm gleich zu tun. Dieser Forderung kommen die meisten Prominenten auch nach, ob dies aufgrund des Drucks der auf sie gerichteten Kameras passiert, bleibt offen. Der US-Amerikaner, der bürgerlich eigentlich Jimmy Donaldson heißt, erreicht mit seinen Videos 178 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten nur über seinen Hauptkanal.

Mit seinen Nebenkanälen erreicht MrBeast knapp 300 Millionen Menschen. Welche Bedeutung diese enorme Reichweite hat, wurde jetzt anhand eines eigentlich harmlosen Sportwettbewerbs deutlich. Denn MrBeast schürte versehentlich geopolitische Spannungen, als er Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus jedem Land der Erde in einen Bewerb schickte, der auch in der Hitserie "Squid Game" hätte stattfinden können.

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MrBeast

In dem Ausscheidungsbewerb rittern die Kandidatinnen und Kandidaten um ein Preisgeld von 250.000 Dollar. "Hinter mir steht eine Person aus jedem Land der Erde", sagte MrBeast in dem am Samstag veröffentlichten Video. "Wir werden sehen, welches Land das beste ist. Denn ich habe sie alle hierher geflogen, um an der extremsten Version der Olympischen Spiele teilzunehmen, die es je gab."

Wie die meisten Inhalte von MrBeast waren sowohl der Umfang als auch die Qualität der Produktion atemberaubend. Der Wettbewerb umfasste riesige Hindernisparcours über Schaumstoffgruben, Fußballplätze, einen Turm zum Bogenschießen und gigantische Wippen. Unterstützt wurde die Produktion mit umfangreichen Produktplatzierungen. Aber wie MrBeast ein Land definierte, sorgte für eine Kontroverse. Nach jeder Runde wurden auf einer Karte jene Länder hervorgehoben, die im Wettbewerb noch vertreten waren. Dabei passierte das erste Hoppala: Die Karte war voller international umstrittener Grenzen.

In dem Video war zum Beispiel ein Teilnehmer aus Hongkong zu sehen, nicht aber aus Taiwan und Tibet, die zu China gehören. MrBeast scheint Amerikanisch-Samoa, die Bermudas, die Kaimaninseln, Guam und Puerto Rico als unabhängige Staaten anzuerkennen und nicht als Territorien der Vereinigten Staaten und des Vereinigten Königreichs. Auch Somaliland wurde als souveräne Nation dargestellt, wie "Techcrunch" berichtet. MrBeast erkennt auch Palästina an, allerdings nur das Westjordanland. Die Karte bekräftigt den Anspruch der Republik Sahara auf das umstrittene Gebiet der Westsahara, zeichnet aber auch Marokko bis zur De-facto-Grenze ein, was im Widerspruch zum Anspruch beider Länder steht. Nutzer von X (früher bekannt als Twitter) scherzten, MrBeast lasse nur Teilnehmer aus Ländern einfliegen, die er selbst anerkennt.

Krim wurde als Teil von Russland dargestellt

Aber auch im Ukrainekrieg hat sich MrBeast wohl unabsichtlich deklariert: So schrieb er die Krim Russland zu. Die Karte gab Kanada auch Anspruch auf Inselgebiete, die heute zu Grönland und Norwegen gehören. Trotz der Spekulationen, dass MrBeast die koreanische Wiedervereinigung unterstützt, da nur ein Teilnehmer ausgewählt wurde, um die Halbinsel darzustellen, zeigt die Karte eindeutig die Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Die Flagge des amerikanischen Bundesstaates Georgia wurde verwendet, um das Land Georgien zu repräsentieren. Das dürfte aber der US-amerikanischen Provenienz des Urhebers zuzuschreiben sein.

Auf der Karte wurde auch die schwarz-weiße Flagge Afghanistans abgebildet. Diese wurde von den Taliban 2021 anstelle der dreifarbigen Flagge verwendet – die bis zum Fall von Kabul die offizielle Flagge des Staates war. Die Taliban wurden bislang international nicht als rechtmäßige Regierung Afghanistans anerkannt, weshalb weiterhin die dreifarbige Flagge verwendet wird, um das Land zu repräsentieren.

Wütende Reaktionen aus der Ukraine

Die meisten Darstellungen auf der Karte sind zwar höchstwahrscheinlich das Ergebnis überschaubarer Recherchen und einer gewissen Schlampigkeit und wahrscheinlich nicht die echten Standpunkte, die der Youtuber zu geopolitischen Fragen vertritt. Dennoch zeigt der Fall, wie groß der Einfluss von großen Youtube-Kanälen mittlerweile geworden ist. So forderte der ukrainische Influencer Igor Lachenkov MrBeast auf, die Karte zu ändern, um zu zeigen, dass er "Terrorismus und Krieg nicht unterstützt". "Sie haben einen Russen in Ihre Show eingeladen, um Russland zu repräsentieren, während globale Sportfunktionäre sie zumindest unter neutraler Flagge antreten lassen", schrieb Lachenkov. "Die Ukrainer befinden sich in einem ausgewachsenen Krieg mit Russland und kämpfen mit dem Aggressor um ihre Rechte, ihre Freiheit und ihr Leben." MrBeast selbst hat weder auf Lachenkovs Vorwürfe noch auf die Kritik an den zahlreichen weiteren geopolitischen Fettnäpfchen reagiert. (pez, 23.8.2023)