Patricia Plözl steht mit verschränkten Armen vor ihrem Würstelstand.
Im Oktober 2022 eröffnete Patricia Plözl den Würstelstand "eh scho wuascht" vor dem zweiten Tor des Wiener Zentralfriedhofs.
Dreh&Schnitt

Patricia Plözl ist die jüngste Würstelstandbesitzerin Wiens. Im Oktober 2022 eröffnete die 26-jährige Waldviertlerin das Würstelparadies "eh scho wuascht" vor dem zweiten Tor des Wiener Zentralfriedhofs. Ihre Lieblingswurst ist klar die Käsekrainer. Mayonnaise zu den Würsteln ist in ihren Augen eine Straftat. 16er-Blech, also Ottakringer-Bier, würde sie nie trinken, das schmeckt ihr absolut nicht. Hinter dem Tresen sollte man vor allem eine gute Zuhörerin sein, da viele Kunden Monologe den Dialogen vorziehen. Im Gespräch gewährt sie noch mehr Einblick in die brutzelnde Welt vor den Toren der Toten und verrät drei Dinge, die sie nie tun würde:

1. Käsekrainer ohne Kren essen

"Ob jemand Profi oder Amateur ist, erkenne ich sofort: Wer sich auskennt, bestellt die Käsekrainer immer mit Senf und, vor allem, mit Kren. Leider gibt es nur sehr wenige, die das tun. Die meisten essen sie nur mit Senf, ohne Kren. Das schmerzt. Dabei macht das Scharfe das Würstelerlebnis erst richtig gut.

Es gibt noch ein No-Go bei der Bestellung: eine Eitrige zu verlangen. Ich höre es hin und wieder von deutschen Touristen, die diese Formulierung im Reiseführer gelesen haben und ganz korrekt sein wollen. Aber das sagt wirklich niemand mehr, und noch dazu klingt das ekelhaft."

2. Würstel verkaufen, ohne zu wissen, woher sie sind

"Ich will wissen, woher mein Fleisch kommt, und mir bei der Qualität sicher sein. Bei mir hängt immer ein Zettel am Stand, welche Würste ich diese Woche habe. Ich beziehe meine Produkte von der Fleischerei Wild in Gaweinstal in Niederösterreich. Die Transportwege sind kurz, das Fleisch kommt aus der Region. Das ist mir wichtig. Obwohl ich auch vegane Seitanwust verkaufe, gehört Fleisch nun mal zur Würstelstandkultur. Aber wenn man schon Fleisch isst, dann wenigstens regional, in hoher Qualität und so klimafreundlich wie möglich, finde ich."

3. Unfreundlich zu anderen Würstelstandlern sein

"Manchmal denken Kunden, ich sei nur eine Studentin, die hier jobbt, und sprechen etwas abwertend mit mir. Wenn sie dann erfahren, dass ich die Besitzerin bin, ändert sich gleich ihr Tonfall. Wie man sich anderen Menschen gegenüber verhält, sagt viel über den Charakter aus. Deshalb würde ich auch nie zu anderen Würstelstandbesitzerinnen und -besitzern unfreundlich sein. Viele kenne ich und stehe mit ihnen in Kontakt. Bevor ich meinen eigenen Stand eröffnet habe, habe ich eine Würstelrallye durch ganz Wien gemacht. Dabei habe ich viele Würstelstandler kennengelernt." (Natascha Ickert, 4.9.2023)