Zwei junge Lehrlinge machen sich Notizen
Technologische Lösungen sollen die Lehre attraktiver machen.
APA/Eva Menhart

Der Anspruch ist hoch: Talents + Company möchte die Lehrlingsausbildung – technologie- und datengestützt – modernisieren. Damit soll auch die Attraktivität der Lehre nachhaltig verbessert werden. Gegründet wurde das Start-up vom Lehrlingsspezialisten Mario Derntl, dem E-Learning-Experten Fabian Dopler und dem Investor und Business Angel Florian Gschwandtner. Derntl begann seine Karriere mit einer Lehre, danach baute er den Verein Zukunft Lehre Österreich (ZLÖ) mit auf. Aus der umfangreichen Erfahrung mit Digitalisierungsprojekten im Bereich der Weiterbildung kann Dopler auf ein breites Fachwissen zurückgreifen. Gschwandtner unterstützt neben einem mittleren fünfstelligen Betrag das Start-up auch mit seinem Netzwerk. Als externe Beraterin konnte Britta Schindler, Head of People & Change bei A1 Telekom Austria, gewonnen werden. Vor drei Jahren hat A1 die Lehrlingsausbildung komplett auf den Kopf gestellt, die Learnings daraus möchte sie bei Talents + Company einbringen.

Mit drei Angeboten möchte Talents + Company die Lehrlingsausbildung verbessern. Beim Ausbildungscheck bekommen Unternehmen eine 360-Grad-Analyse der betrieblichen Ausbildung. "Es ist ein Deep Dive ins Unternehmen", sagt Derntl. Dazu gehört unter anderem eine genaue Analyse der Außenwirkung, aber auch der Frage, welches Einzugsgebiet die Lehrlingssuche umfasst oder ob es Imageunterschiede zwischen dem Unternehmen und der Ausbildung gibt. Befragungen von Mitarbeitenden, Lehrlingen und Stakeholdern sollen einen umfassenden Einblick in den Ausbildungsbetrieb geben. Aktuell laufe die Pilotphase mit vier Betrieben – Starlim Spritzguss, Fill, Energie AG und RHI Magnesita zählt Derntl auf.

Verbesserungen durch digitale Angebote

Das zweite Angebot betrifft direkt die Lehrlingsausbildung in den Betrieben. Mit einem Ausbildungsdashboard sollen alle wesentlichen Information für Ausbilder und Lehrlinge auf einer Plattform abrufbar sein. Entscheidungsträger und Ausbilder sollen auf Knopfdruck aktuelle Leistungsindikatoren in der Lehrlingsausbildung bekommen und so Trends, Muster und Schwachstellen besser erkennen. Daneben könne laufend Feedback zur Ausbildung gegeben werden. Ende des Jahres soll die interaktive Plattform gelauncht werden. Dann soll es auch möglich sein, dass Lehrlinge über die Plattform beispielsweise Krankschreibungen uploaden, Ausbildungspläne abrufen oder E-Learning-Angebote zur Vorbereitung auf den Berufsalltag nutzen.

In Kooperation mit der Hochschule Marburg und dem Austrian Center for Management & Innovation soll im Herbst der erste Masterlehrgang für Lehrlingsausbildner starten. "Der Lehrgang ist bereits jetzt zu drei Vierteln ausgebucht", freut sich Derntl. Bei der Konzeption habe man sich die Frage gestellt, wie die perfekte Ausbildung ausschaue. "Das Ergebnis daraus startet im Herbst. Die sofortige Umsetzung in die Praxis ist dabei ein wesentlicher Aspekt." Auch Coaching-Sessions sind fixer Bestandteil der zweisemestrigen Ausbildung. "Es ist jedenfalls nichts, was schnell zwischen Tür und Angel passiert."

Die Kosten für die einzelnen Angebote variieren. "Beim Ausbildungscheck und der Plattform hängt es auch von der Unternehmensgröße und der Anzahl der Lehrlinge ab", sagt Derntl. Genaue Zahlen wollte er nicht nennen, sie bewegen sich aber im mittleren vier- bis fünfstelligen Bereich. Der Masterlehrgang kostet 4.500 Euro pro Semester. "Dafür gibt es auch staatliche Förderung", ergänzt er. (ost, 26.8.2023)