Microsoft, Astragon, Nacon – man muss in diesem Jahr viele Kilometer auf der Spielemesse Gamescom laufen, damit man die Neuheiten von Österreichs Spieleschmieden sehen kann. Das Griss um Games aus der Alpenrepublik ist in Köln spürbar.

Österreich-Stand, Gamescom
Die Wirtschaftskammer organisiert jedes Jahr einen Gemeinschaftsstand für interessierte Games-Studios aus Österreich.
STANDARD, aam

"Dungeons of Hinterberg"

Die größte Überraschung ist mit Sicherheit, dass sich Microsoft dazu entschlossen hat, das Indie-Game "Dungeons of Hinterberg" in seinen Abo-Service Gamepass aufzunehmen und auf der Messe der Welt zu zeigen. Als Pressevertreter hat man dann noch den Bonus, mit Philipp Seifried und Regina Reisinger vom Entwicklerstudio Microbird Games das Action-Rollenspiel antesten zu dürfen.

Zehn Leute arbeiten derzeit an dem Spiel, das Anleihen an "Zelda" und der "Persona"-Reihe auch gar nicht abstreiten will. Als junge Abenteurerin entdeckt man das auf Tourismus fokussierte Hinterberg in den österreichischen Alpen. Wer den Kick sucht, kann sich dort in von Magie umgebene Höhlen voller Gefahren und Rätsel bewegen und am Abend mit anderen im Dorf ebenjene Abenteuer besprechen. Dieser Socializing-Aspekt, zusammen mit dem durchaus gelungenen Gameplay und einem sehr individuellen Stil, machte schon im ersten Anspielen einen sehr guten Eindruck und wird nicht umsonst bereits von der internationalen Presse mit viel Vorschusslorbeeren überhäuft. 2024 soll das Spiel dann auch für Gamepass erscheinen.

Microbird, Dungeons of Hinterberg
Schon im Vorfeld der Messe wurde zahlreich über "Dungeons of Hinterberg" berichtet. Auf der Messe konnte man erstmals selbst Hand anlegen.
STANDARD, aam
Dungeons of Hinterberg | Accolades Trailer | Coming 2024!
Curve Games

"Howl"

"Howl" ist ein anderes heimisches Highlight. Entwickler Mipumi konnte den deutschen Publisher Astragon für das Taktikspiel begeistern, und so durfte DER STANDARD auch dieses Spiel auf der Messe bereits anspielen.

In dem rundenbasierten Game geht es um eine "heulende" Plage, die Menschen in furiose Bestien verwandelt. Als taube Heldin liegt es nun am Spieler oder der Spielerin, diese Monster zu besiegen und der Plage ein Ende zu bereiten. Die visuelle Gestaltung, die von den Entwicklern liebevoll "living ink" bezeichnet wird, gibt dem Spiel zusammen mit dem verträumten Soundtrack einen ganz eigenen Vibe. Es macht Spaß, die einzelnen Kapitel auszuprobieren und langsam, aber sicher die Spielmechanik zu verstehen, die beim richtigen Einsatz für schöne Erfolgserlebnisse sorgt. Taktisches Denken in einer ruhigen, nicht längerfristig bestrafenden Spielewelt ist ein schöner Konter zu den vielen lauten und hektischen Spielen der Messe.

Wer das Spiel selbst ausprobieren will, kann das in wenigen Tagen in einer neuen Demo auf Steam tun. Ende des Jahres soll das Spiel zudem für Switch, Playstation und Xbox erscheinen.

Howl, Mipumi
Gibt man dem Spiel ein wenig Zeit, wird man dank des durchdachten Gameplays und des einzigartigen Stils ganz stark in die Welt hineingezogen.
Astragon

Buntes Programm

Am österreichischen Gemeinschaftsstand finden sich wie fast jedes Jahr große und kleine Vertreter der heimischen Szene. Das etablierte Grazer Studio Bongfish etwa oder die mittlerweile auf ebenfalls über 70 Mitarbeiter angewachsene Spieleschmiede Stillalive Studios, die neben ihrem Hauptstandort in Innsbruck mittlerweile auch eine Niederlassung in Finnland führt. Zum ersten Mal ist Mediacube Games am Start. Die drei Studenten, die den Platz auf der Messe bei zwei Nachwuchswettbewerben gewonnen haben, durften dem STANDARD bereits über ihr erstes Spiel "Coral Cove" erzählen, das sie in Köln stolz dem Businesspublikum zeigen können.

Rarebyte darf natürlich auch nicht fehlen. Die umtriebigen Entwickler mit der Zentrale in Graz zeigen einmal mehr ihr Langzeitprojekt "We Are Screwed!". Der unterhaltsame Single- und Multiplayer-Titel befindet sich in der Zielgeraden und wird wohl noch in diesem Jahr den Early Access auf Steam verlassen. Ein weiterer alter Bekannter ist Toplitz Marketing, das seit vielen Jahren aus dem verschlafenen Irdning zahlreiche Titel auf verschiedensten Ebenen betreut und ebenfalls zu den Fixstartern auf der Gamescom zählt.

"We Are Screwed!" – Early Access Release Trailer
Rarebyte

Gute Aussichten

Auch wenn Österreich nie die Heimat für große Blockbuster-Games werden wird, schon allein aus personellen Gründen, zeigt der Standort auch in diesem Jahr wieder stolz Flagge. Es gibt, auch wenn das viele noch immer nicht wissen, eine sehr vitale und wachsende Szene. Mehrere Unternehmen haben 50+ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und diverse FHs liefern zumindest im Juniorbereich laufend Talente nach.

Wer sich also auch aktiv in die Games-Branche einbringen will, der kann das tun, und das bereits in mehreren verschiedenen Bundesländern. Gesucht wird in der Branche immer und an vielen Positionen, wird auf der Messe von mehreren Firmenvertretern versichert. Ein Blick auf die einzelnen Websites könnte sich also für Interessierte lohnen. (Alexander Amon, 26.8.2023)