Zwangsrekutierungen in der Ukraine sollten die Videos laut ZiB-Beitrag vom 15. August zeigen, es waren tatsächlich wie berichtet Verhaftungen eines russischen Agenten und eine Festnahme an einer Grenze. Neos-Mediensprecherin Henrike Brandstötter verlangt nun eine unabhängige Prüfung auch früherer Beiträge von Wehrschütz aus der Ukraine.

Screenshot aus einem der in der
Screenshot aus einem der in der "ZiB 1" in falschem Zusammenhang präsentierten Videos aus der Ukraine, bearbeitet auf X (Twitter).
Foto: Screenhsot ORF / X / Sig Chri

"Der ORF muss sicherstellen, dass ein solcher Vorfall nicht auf das gesamte Unternehmen abfärbt", sagt Brandstötter im Gespräch mit dem STANDARD. "Das Fake-Video war ein Zufallsfund. Der Verdacht liegt nahe, dass es bei gezielter Überprüfung auch andere Funde gibt. Um diesen Verdacht auszuräumen, wäre der ORF gut beraten, externen Faktencheckern weitere Beiträge zur Verfügung zu stellen."

"Ich halte diese Angelegenheit für einen kommunikationstechnischen Super-GAU. Der ORF ist als öffentlich-rechtlicher Rundfunk besonders wichtig für unsere Demokratie. Er muss also besonders hohe Maßstäbe an sich selbst legen."

Zuerst "abgewiegelt", dann "zurückgerudert"

Der ORF habe, als die Fake-News-Experten von Mimikama darauf hinwiesen, zunächst "abgewiegelt" und dann "zurückgerudert". Vorigen Freitag brachte die ZiB nach Bekanntwerden eine Richtigstellung und Entschuldigung für den Fehler. Wehrschütz räumte via X (vormals Twitter) einen Fehler bei der Verwendung der Videos ein, es sei sein erster in 23 Jahren gewesen.

Die Neos-Abgeordnete sagt, bei solchen Vorfällen sei "üblich", dass der Korrespondent "bis zur vollständigen Klärung abgezogen" werde. Jedenfalls empfiehlt sie dem ORF, eine zweite Korrespondentin oder einen zweiten Korrespondenten in die Ukraine zu entsenden.

Überrascht hat Brandstötter, dass der Sprecher des Bundeskanzlers auf X zu Wehrschütz' Verteidigung ausgeritten sei.

Der ORF erklärt dazu auf Anfrage: "Christian Wehrschütz ist nicht nur vielfach ausgezeichneter Journalist, sondern dank seiner Sprachkenntnisse (unter anderem Russisch und Ukrainisch) und seiner militärischen Ausbildung als Miliz-Offizier im internationalen Vergleich wohl einer der bestgeeigneten Korrespondenten, um vom Krieg in der Ukraine zu berichten. Er tut dies Tag für Tag und oft unter Einsatz seines eigenen Lebens. Den Fehler, zwei Videos aus vertrauenswürdiger Quelle ungeprüft in einem ZiB-Beitrag verwendet zu haben, hat Wehrschütz eingeräumt und sich dafür öffentlich entschuldigt. Der ORF hat den Bericht in der ZiB 1 am 18. August in angemessenem Umfang richtiggestellt."

Wehrschütz unbeirrt

Ein finnischer Watchblog hat Wehrschütz unter "prorussische Propagandisten" eingereiht. Dies weisen Wehrschütz und ORF "entschieden zurück". Wehrschütz prüft eine Klage: "Via Social Media als Propagandist denunziert zu werden ist Folge des Informationskrieges, rechtlich allerdings nur sehr schwer klagbar. Für mich gilt, meine Arbeit unbeirrt objektiv und unbeeinflusst unter immer schwierigeren Bedingungen fortzusetzen." (Bert Eder, Harald Fidler, Karl Gedlicka, 25.8.2023)