Jetzt hat er ihm die Meinung gegeigt. Der Wiener-Wirtschaftskammer-Chef Walter Ruck hat seinem Parteikollegen, dem Wiener-ÖVP-Chef Karl Mahrer, ausgerichtet, was er von dessen Tiraden gegen "Syrer, Afghanen und Araber" hält, die am Wiener Brunnenmarkt Verkaufsstände betreiben. Ein Mahrer-Video mit Ausländerbashing ging ja im Frühjahr viral. Ruck sagte dem Kurier, dass sich Mahrer doch lieber über ausländische Unternehmer freuen sollte, die einen Beitrag zur Wirtschaft leisten. Mahrers Weg werde der ÖVP weder Stimmen noch politischen Einfluss bringen.

Walter Ruck
Kritisiert den Kurs der Wiener ÖVP: Walter Ruck, der Präsident der Wirtschaftskammer Wien.
APA/EVA MANHART

Es ist nicht das erste Mal, dass Ruck, der ein gutes Verhältnis zu SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig hat, kritische Töne in Richtung eigener Partei anschlägt. Aber die Wortmeldung ist ein Lebenszeichen einer ÖVP, die auf Unternehmertum und Leistung setzt – und zwar unabhängig von der Herkunft.

Ruck agiert im Selbstverständnis als Wirtschaftskammer-Boss. Die Wirtschaftskammer hat in Wien rund 140.000 Mitglieder, etwa ein Drittel mit Migrationshintergrund. Sie sind ein politischer Faktor, denn im Gegensatz zu Parlaments- und Landtagswahlen ist der Pass bei Wirtschaftskammer-Wahlen egal. Türkische Unternehmer dürfen ebenso mitwählen wie deutsche und syrische. Ruck ist damit Vertreter aller. Anti-Ausländer-Rhetorik kann er nicht gebrauchen. Der Wirtschaftsstandort wiederum braucht eine gute Unternehmenslobby, die eigene Ziele verfolgt. Dieser Sache hat Ruck einen Dienst erwiesen. (András Szigetvari, 24.8.2023)