Musk: "Es ist kein Doxxing, wenn man es googeln kann."
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Eigentlich wollte Elon Musk die Fähigkeiten von Teslas "Full Self Driving v12" präsentieren. Doch im Livestream musste der Milliardär einen Unfall verhindern, als sein autonom fahrendes Auto beschloss, trotz einer roten Ampel in eine vielbefahrene Kreuzung einzubiegen. Musk versuchte noch den Vorfall herunterzuspielen, doch das war längst nicht der einzige bemerkenswerte Vorfall während des Livestreams.

Musk verstieß während des Streams auch gegen die Tesla-eigenen Regeln für das Verhalten von Fahrern bei der Nutzung des Autopiloten. Indem er die Fahrt selbst vom Fahrersitz aus filmte und während der Fahrt auch mit Twitter-Kommentatoren interagierte, ignorierte Musk die Richtlinien seines eigenen Unternehmens, denn laut dem Handbuch von Tesla müssen die Hände permanent am Lenkrad sein.

Zuckerbergs Adresse war sichtbar

Aber nicht nur Musks Verständnis von Verkehrssicherheit sorgte für hochgezogene Augenbrauen. Etwa bei Minute 27 gibt er die Adresse von Meta-CEO Mark Zuckerberg öffentlich bekannt. Musk behauptete im Stream, dass er nun zum Haus von Meta-CEO Mark Zuckerberg fahren würde. Das hätte man noch für einen mehr oder weniger gelungenen Scherz halten können, denn Musk hatte angedroht, persönlich in Mark Zuckerbergs Domizil vorbeizuschauen, weil der Meta-CEO den von Musk geforderten Käfigkampf abgesagt hatte.

Aber der Milliardär war nicht zu Scherzen aufgelegt: Musk googelte Zuckerbergs Adresse und zeigte sie dann an prominenter Stelle auf dem Bildschirm an. "Dies kann nicht als Doxxing betrachtet werden, wenn man es einfach googelt", erklärte Musk daraufhin.

Das ist umso bemerkenswerter, als der Tesla-CEO den Account @ElonJet von X, vormals Twitter, verbannt hatte. Ein luftfahrtbegeisterter Student veröffentlichte unter mehreren Accounts die ohnehin öffentlich einsehbaren Flugrouten der Privatjets von Prominenten. Musk stufte das als "direktes persönliches Sicherheitsrisiko" für ihn ein und bannte den Account.

Der User soll laut Musk sogar dafür verantwortlich sein, dass er und seine Familie bei einer Tankstelle in Los Angeles von einem Stalker verfolgt wurden. Zwischen dem Tracking seines Privatjets und dem Vorfall bei der Tankstelle besteht aber keine Verbindung, wie die Ermittlungen der Polizei von Los Angeles ergaben.

Provokation gegenüber den Behörden

Wie "The Verge" berichtet, dürfte Musks Stream nicht ganz zufällig am Montag veröffentlicht worden sein. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde steht kurz vor dem Abschluss ihrer zweijährigen Untersuchung der Fahrassistenzsysteme von Tesla. Musks Video wird in dem Bericht als "Provokation" eingestuft.

Am Tag vor Musks Fahrt berichtete Reuters, dass die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) ihre Untersuchung von mehr als einem Dutzend Unfällen mit Tesla-Fahrzeugen abschließen wollte. Die Teslas wurden vom Autopiloten gesteuert und waren in stehende Einsatzfahrzeuge gekracht. Die Behörde könnte im schlimmsten Fall einen Rückruf des Autopiloten und damit auch von "Full Self Driving" erzwingen, was für den Elektroautobauer ein enormer wirtschaftlicher Schaden wäre. Teslas großes Versprechen ist es ja, den Kundinnen und Kunden in naher Zukunft vollständig autonomes Fahren zu bieten.

Keine Strafe für Musk

Bei all dem drohenden Ungemach mit den Behörden geht Musk zumindest in einem Punkt frei. Mit dem Livestream hat der Milliardär nämlich gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen, weil er mit einem Mobiltelefon hantierte, während er am Steuer saß. Das Palo Alto Police Department wird jedoch keine Strafe verhängen, so "The Verge".

"Hätte ein Beamter den Fahrer mit dem Telefon in der Hand beobachtet, hätte er ihm einen Strafzettel ausstellen können", schreibt der Polizeichef von Palo Alto, James Reifschneider, auf eine Nachfrage von "The Verge". Aber: Nachdem keine Polizistin oder kein Polizist die Tat gesehen hat, gibt es auch keine Strafe, teilte der Polizeisprecher mit. Dem reichsten Mann der Welt hätte eine Strafe von 20 Dollar gedroht. (red, 29.8.2023)