Mann am Steuer eines Tesla-Elektroautos
Die US-Sicherheitsbehörde stellt Autohersteller Tesla wegen seines Fahrassistenzsystems auf den Prüfstand.
IMAGO/Michael Bihlmayer

Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA), die amerikanische Behörde für Straßenverkehrssicherheit, hat kürzlich in einer speziellen Anweisung ernsthafte Bedenken bezüglich der Sicherheitsmaßnahmen von Tesla geäußert. Insbesondere stellte die Behörde fest, dass der Elektroauto-Hersteller es verabsäumt habe, ausreichende Sicherheitsprotokolle für sein Fahrassistenzsoftware, bekannt als "Autopilot", zu implementieren. Diese Bedenken wurden in Dokumenten offengelegt, die am Dienstag veröffentlicht wurden.

Anhaltende Untersuchungen

Die Behörde hat ein besonderes Augenmerk auf eine jüngste Änderung der Autopilot-Funktionalität von Tesla gelegt. Diese Änderung erlaubt es den Fahrern, den Autopiloten für längere Zeiträume zu verwenden, ohne regelmäßig ein Drehmoment auf das Lenkrad ausüben zu müssen, um ihre Präsenz zu bestätigen. Nach Ansicht der NHTSA könnte diese Lockerung der Kontrollen dazu führen, dass die Fahrer weniger aufmerksam sind und es versäumen, die Funktionsweise des Autopiloten ordnungsgemäß zu überwachen.

Diese Bedenken der NHTSA sind Teil einer breiteren Untersuchung in die Leistung und Sicherheit des Autopilot-Systems von Tesla. Die Behörde hat mehr als ein Dutzend Fälle dokumentiert, in denen Tesla-Fahrzeuge in stehende Einsatzfahrzeuge gefahren sind. Darüber hinaus wird geprüft, ob die Fahrerassistenzsysteme von Tesla genügend Sicherheitsmechanismen enthalten, um sicherzustellen, dass die Fahrer während der Fahrt aufmerksam bleiben.

Im Juni 2022 hat die NHTSA ihre laufende Untersuchung von rund 830.000 Tesla-Fahrzeugen auf ein fortgeschritteneres Stadium, die technische Analyse, erhöht. Dies ist ein notwendiger Schritt, bevor die Behörde einen möglichen Rückruf des Fahrzeugs anordnen kann. Im letzten Monat forderte die NHTSA aktualisierte Antworten und aktuelle Daten von Tesla als Teil dieser Untersuchung an.

Tesla unter Zugzwang

Die NHTSA hat Tesla aufgefordert, eine Reihe von Fragen zu beantworten und entsprechende Dokumente vorzulegen. Zu den Fragen gehören der Zeitpunkt der Einführung des Software-Updates, die Anzahl der betroffenen Fahrzeuge und die Motivation hinter der Installation dieses Updates. Darüber hinaus möchte die Behörde wissen, welche Pläne Tesla hat, um diese Software im nächsten Jahr weiter zu aktivieren oder zu modifizieren.

Zum jetzigen Zeitpunkt hat die NHTSA keine Änderungen an Teslas bestehenden Systemen angeordnet, die fortlaufende Untersuchung und die ernsthaften Bedenken, die sie geäußert hat, werfen aber Fragen über die langfristige Tragfähigkeit von Teslas Ansatz zur automatisierten Fahrt auf. Es bleibt abzuwarten, wie Tesla auf die Anfragen der NHTSA reagiert und welche Schritte unternommen werden, um den Sicherheitsbedenken zu begegnen.

Ab Mitte September muss sich Tesla auch erstmals wegen tödlicher Unfälle seiner Fahrzeuge bei eingeschaltetem Autopilot vor Gericht verantworten. In zwei unterschiedlichen Verfahren soll geklärt werden, ob ein Versagen des Autopilots ursächlich war für die Unfälle und wer dafür haftet. Tesla weist eine Haftung zurück und gibt den Fahrern die Schuld. Der Autopilot sei sicher, wenn er von Menschen überwacht werde. (red, Reuters, 30.8.2023)