Ein afrikanisches Land nach dem anderen erlebt einen Staatsstreich und gerät in den Griff der Militärs. Und dies wohlgemerkt teilweise mit breiter Unterstützung im Volk. "Liberté!" (Freiheit), skandierten am Mittwoch junge Menschen in Gabun zugunsten der putschenden Offiziere. Diese mögen nicht sehr demokratisch vorgehen – doch sind sie immer noch populärer als die korrupten, von Paris unterstützten Machteliten. Fünfzig Jahre nach der Unabhängigkeit dieser Ex-Kolonien bekommt die ehemalige Muttermacht Frankreich die angestauten, offensichtlich hasserfüllten Ressentiments der Afrikaner mit voller Wucht zu spüren.

Libreville
Menschen feiern am Mittwoch den Putsch auf den Straßen der Hauptstadt Libreville. Zuvor hatte eine Gruppe von Soldaten und Polizisten das "Ende des derzeitigen Regimes" von Präsident Ali Bongo Ondimba verkündet.
AFP/-

Einer nutzt diese Gefühlslage eiskalt aus: Wladimir Putin schickt Waffen und Söldner nach Mali oder Burkina Faso, um in die von Frankreich hinterlassene Lücke zu springen. Wie einst die Sowjetunion macht er in Afrika mit antikolonialer Propaganda Stimmung gegen den Westen.

Die Letzten, die von diesen Machtspielen zwischen Putschisten und Präsidenten, zwischen Russen und Franzosen profitieren, werden die Afrikaner sein. Im Gegenteil leiden sie bereits stärker als andere unter der Erderwärmung und den aus dem Maghreb einfallenden Jihadisten.

Europa darf sich seinerseits auf eine verstärkte Migration einstellen – spätestens dann, wenn die Betroffenen merken, dass die Versprechen der Putschisten und Putinisten nicht viel wert sind. (Stefan Brändle, 31.8.2023)