Eine Zapfpistole steckt an einer Tankstelle im Einfüllstutzen eines Pkw.
Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) befasst sich aktuell mit den vergleichsweise hohen Spritpreisen im Salzburger Lungau. Überregional rechnen Ökonomen aber mit einer Stabilisierung der Preise.
APA/dpa/Uwe Lein

Für aufmerksame Lenkerinnen und Lenker in Salzburg ist es auffällig: Die Spritpreise an den Tankstellen variieren – und das stark. Zahlt man in Sankt Michael im Lungau knapp über 1,8 Euro pro Liter Benzin, legt man im nur 50 Autominuten entfernten Sankt Johann im Pongau nicht einmal 1,5 Euro pro Liter ab. Kritik daran übte zuletzt die Arbeiterkammer (AK) Salzburg und unterstellte einzelnen Regionen mangelnden Wettbewerb. Neu sind die beobachteten Preisunterschiede nicht, Anfang des Jahres veranlassten die Bürgermeister des Bezirks eine Untersuchung durch die Bundeswettbewerbsbehörde. Die Sorge hinsichtlich überregional steigender Preise für Benzin und Diesel teilen Ökonomen aber nur bedingt.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Spritpreise in den Fokus der Wettbewerbshüter geraten. Doch war es vergangenes Jahr noch eine österreichweite Untersuchung, bei der keine Belege für unlautere Geschäftspraktiken bei Raffinerien und Tankstellenbetreibern gefunden werden konnten, beschränkt sie sich diesmal auf den Bezirk Lungau. Grund dazu gebe es allemal, argumentieren zahlreiche Kommunalpolitiker. Benzin und Diesel seien seit Jahren "deutlich teurer" als in anderen Regionen.

Konsumentenschützer ortet mangelnden Wettbewerb

Eine Beobachtung, die auch AK-Konsumentenschützer Christian Obermoser teilt. Er betrachtet den Bezirk als "Negativbeispiel" und verweist auf fehlenden Wettbewerb. Ein Blick in die Vergangenheit zeige, wie sich die regionale Wettbewerbssituation auf die Spritpreise auswirken kann. 2010 etwa wurde eine Diskonttankstelle eröffnet, allein die Ankündigung habe zu sinkenden Preisen an den Tankstellen geführt. Auch wenn der Effekt nur kurz anhielt und der Betreiber wieder verschwand: Billigere Anbieter seien ein wichtiger Preisbrecher, ist Obermoser überzeugt. Preisbrecher, an denen es in Regionen wie im Lungau fehlt.

Doch nicht nur dort sind die Spritpreise wieder kritischen Blicken ausgesetzt. Auch überregional treibt die Tankstellenrechnung so manchem Sorgenfalten auf die Stirn. Dass die Inflation wieder anzog, lag laut Analysten nicht zuletzt an den Spritpreisen. Eine Kehrtwende bei der Inflation gilt Experten zufolge als unwahrscheinlich; auch die Befürchtung, die Spritpreise könnten weiter anziehen, halten Ökonomen für unbegründet.

Spritpreise weiterhin Inflationsdämpfer

"Wenn wir uns die Spritpreise ansehen, lagen sie im Mai und Juni bei etwa 1,5 Euro pro Liter", erklärt Josef Baumgartner. "Vor einem Jahr lagen sie aber noch bei etwa zwei Euro", so der Inflationsexperte des Wifo weiter.

Das habe in den letzten Monaten dazu geführt, dass die Spritpreise stark inflationsdämpfend wirkten. 0,8 bis 0,9 Prozentpunkte wäre die Teuerungsrate ansonsten höher gelegen. Da die Spritpreise im Sommer letzten Jahres aber zurückgingen, entfaltet sich die dämpfende Wirkung nun auch weniger. "Das Preisdifferenzial hat sich deutlich reduziert", auf Basis der Schnellschätzung der Statistik Austria geht Baumgartner davon aus, dass der dämpfende Effekt nunmehr einen Viertelprozentpunkt ausmacht.

Dass die Preise zuletzt stiegen, führt der Wifo-Ökonom auf die gestiegene Nachfrage in der Ferienzeit zurück. Für die nächsten Monate rechnet er mit "eher stabilen" Spritpreisen, die im September und Oktober wieder verstärkt inflationsdämpfend wirken dürften. Spätestens ab Oktober soll dann die Teuerung wieder merklich sinken – von zuletzt 7,5 auf "etwa fünf Prozent". (Nicolas Dworak, 4.9.2023)