Der Preisdruck hat im August in Österreich zugenommen und erreichte 7,5 Prozent nach sieben Prozent im Vormonat. Ausschlaggebend für den überraschend deutlichen Anstieg waren die Spritpreise, die die Teuerung weniger stark nach unten drückten als in den Monaten zuvor, während bei Haushaltsenergie und Lebensmitteln der Preisdruck langsam abnimmt. "Die besonders hohen Anstiege der Preise im September und Oktober 2022 sprechen allerdings dafür, dass sich in den nächsten Monaten im Jahresvergleich der bisherige Trend zu sinkenden Inflationsraten fortsetzt", erklärt Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas.

Ein Gastronomiebetrieb mit Blick auf die Alpen in Salzburg.
Der Preisauftrieb bei Dienstleistungen wie der Gastronomie oder dem Tourismus wird hoch bleiben, auch wenn der Gipfel der Inflationswelle schon überschritten sein dürfte.
imago stock&people

Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) reagiert gelassen auf die im Monatsvergleich um 0,5 Prozentpunkte höhere Inflationsrate: "Die Teuerung ist gegenüber dem Höhepunkt zum Jahreswechsel massiv gesunken und wird in den nächsten Monaten weiter spürbar zurückgehen", sagt er.

Verglichen mit den 11,2 Prozent zu Jahresbeginn hat sich die Teuerung tatsächlich merklich verringert, nämlich um fast vier Prozentpunkte. "So rasch wird es aber nicht gehen", zerstreut Wifo-Inflationsexperte Josef Baumgartner Hoffnungen auf eine rasch abebbende Inflation. "Bei den Treibstoffen hat der Trend zuletzt gedreht, die Preise sind wieder gestiegen." Der negative Inflationsbeitrag von Sprit hat sich also abgeschwächt. Zur Einordnung: Im Juli wäre die Teuerung ohne die Preisrückgänge bei Treibstoffen um mehr als einen Prozentpunkt höher ausgefallen.

Geringerer Preisauftrieb bei Nahrung

Wirkliche Preisrückgänge bei den Nahrungsmitteln wie bei Butter sind noch selten, allerdings lässt in diesem Bereich der Preisdruck nach, nämlich von mehr als 17 Prozent vor ein paar Monaten auf zuletzt etwa zehn Prozent. Wie die Entwicklung weitergeht, hängt Baumgartner zufolge auch von möglichen Ernteausfällen in der Landwirtschaft wegen der Unwetter ab, die zu Preissprüngen führen könnten. "Mal sehen", sagt der Wifo-Experte. Auch bei anderen Konsumgütern erwartet er einen geringeren Preisauftrieb.

Die Entwicklung der Inflation in Österreich seit einem Jahr.

Ebenso bei der Haushaltsenergie, wo bereits einige Konsumierende mit variablen Verträgen von den gesunkenen Großhandelspreisen profitieren würden. "Der große Sprung steht aber noch aus und sollte mit Oktober kommen, wenn neue Verträge gelten", sagt der Ökonom. In der Ostregion gibt es etwa 40 Prozent der österreichischen Haushalte, weshalb Preissenkungen von Wien Energie und EVN entsprechend durchschlagen werden. Dann sollte der Inflationsbeitrag von Haushaltsenergie negativ werden, es sollten also geringere Kosten als ein Jahr zuvor anfallen. "Das merkt man in der Gesamtinflation in Österreich", sagt Baumgartner.

Rückgang auf fünf Prozent

Die Folge dieser Entwicklungen: Ab Oktober hält Baumgartner einen Rückgang der Inflation auf etwa fünf Prozent für möglich – ein Bereich, in dem sich die Teuerung ihm zufolge bis Jahresende halten sollte. "Dann würde unsere Prognose von 7,5 Prozent Inflation im Jahresschnitt halten", sagt der Wifo-Ökonom. Weiterhin hoch werden allerdings die Preiszuwächse bei personalintensiven Dienstleistungen wie der Gastronomie bleiben. In diesem Bereich machen sich die deutlichen Lohnsteigerungen, die in Österreich höher als in anderen europäischen Ländern ausgefallen sind, als Kostentreiber bemerkbar – ein Trend, der auch noch nächstes Jahr anhalten werde.

Die Flamme eines Gasherds.
Ab Oktober sollten Preisrückgänge bei Haushaltsenergie die Gesamtinflation in Österreich in den Bereich von fünf Prozent drücken.
APA/Frank Rumpenhorst

Das bedeutet aber auch, dass die Teuerung in Österreich weiterhin deutlich über jener im Euroraum mit zuletzt 5,3 Prozent bleiben wird. Als Ursache für den Unterschied gelten einerseits die üppigen und wenig treffsicheren Regierungshilfen, die den Konsum in Österreich sogar angefacht haben. Zudem wurde hierzulande bisher nur sehr zaghaft in die Preisentwicklung eingegriffen – und der am Mittwoch präsentierte Mietendeckel kommt spät und entfaltet seine Wirkung erst ab nächstem Jahr.

In Ländern wie Belgien mit 1,7 Prozent oder Spanien mit 2,1 Prozent ist der Preisauftrieb inzwischen bereits im Bereich des Inflationsziels der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent. Für 2024 erwartet Baumgartner, dass sich die Teuerung hierzulande in einer Bandbreite von drei bis fünf Prozent bewegen wird, mit einem Jahresschnitt von 3,8 Prozent. "In Österreich hat sich die Inflation stärker verfestigt als in der Eurozone. Deshalb geht der Rückgang zäher als in anderen Ländern", sagt Baumgartner dazu. Hierzulande werde der Preisauftrieb zwar auch noch 2025 etwas über dem Ziel der EZB liegen, der Unterschied zwischen den Ländern werde aber nur noch gering ausfallen.

Das Schlimmste überstanden

"Voraussichtlich ist das Schlimmste überstanden", meint der Wifo-Ökonom mit Blick auf die vermutlich bald wieder abschwellende Inflation in Österreich – er schränkt aber ein, dass ein zusätzlicher Schock wie eine Unterbrechung der Versorgung Österreichs mit russischem Gas einen weiteren Teuerungsschub auslösen könnte.

Für weiter nachgebende Inflationsraten sprechen auch die am Mittwoch veröffentlichten Erzeugerpreise für den produzierenden Bereich, die im Juli in Österreich zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren zurückgegangen sind. Gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres sind die Preise um 1,3 Prozent gesunken. In den Monaten davor hatte sich der Inflationsdruck bereits schrittweise eingebremst, im Juni lag die Teuerung in Jahresvergleich bei 0,8 Prozent, im Mai waren es noch 2,6 Prozent.

Offen bleibt vorerst, ob auch die Besitzer variabler Wohnkredite bereits durchatmen können, nachdem die Zinserhöhungen der EZB deren monatliche Kreditraten rasant haben ansteigen lassen. Derzeit gilt es unter Finanzexperten als unsicher, ob die Notenbank bei ihrer Zinssitzung am 14. September die Zinsen ein weiteres Mal anheben wird. Bisher hat sie in neun Zinsschritten in Folge den Leitzins seit Juli 2022 von null auf nunmehr 4,25 Prozent gehievt. (Alexander Hahn, 31.8.2023)