Ein Schotterhaufen vor einem Neubau.
Wenn die Raten von variablen Krediten stetig steigen, droht für viele der Traum vom Eigenheim doch noch zu platzen.
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Der Anstieg des Zinsniveaus in der Eurozone ist rekordverdächtig. Innerhalb eines Jahres hievte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins von null auf nunmehr 4,25 Prozent. Dementsprechend rasant sind auch die monatlichen Rückzahlungsraten von variabel verzinsten Krediten nach oben geschossen, sodass im Frühjahr laut der Vergleichsplattform Durchblicker hierzulande 200.000 Haushalte befürchteten, ihre Kredite bald nicht mehr bedienen zu können – zumal wegen der zuletzt siebenprozentigen Inflation auch die Lebenshaltungskosten deutlich zugelegt haben. Welche Möglichkeiten haben Kreditnehmende, wenn sich finanzielle Probleme ankündigen?

Frage: Wie stark sind die monatlichen Kreditkosten durch die höheren Zinsen gestiegen?

Antwort: Ein Beispiel: Kreditnehmerin Christine P. hat mit ihrem Mann einen variabel verzinsten Immobilienkredit über 385.000 Euro auf 35 Jahre abgeschlossen. Durch die Zinserhöhungen ist die monatliche Kreditrate von 1.400 auf 2.300 Euro angestiegen, berichtet sie im Ö1-Morgenjournal. Sie erwartet einen weiteren Anstieg auf 2.500 Euro pro Monat.

Frage: Wie sollen sich Kreditnehmende verhalten, wenn sich Probleme abzeichnen?

Antwort: Der erste Weg sollte zur Bank führen – und dies möglichst früh. Eine Umschuldung auf einen Fixzinskredit ist nämlich nur sinnvoll, solange die monatlichen Zahlungen noch im Haushaltsbudget unterzubringen sind. Dann sind zumindest weitere negative Überraschungen in Form noch höherer Zinsen ausgeschlossen.

Frage: Welche anderen Möglichkeiten gibt es?

Antwort: Grundsätzlich können die Kredite auch gestundet werden, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken. Bei einer Laufzeitverlängerung hingegen können die monatlichen Raten zwar verringert werden, allerdings belastet der Kredit länger das monatliche Budget – was im Zweifel wohl das geringere Übel ist, denn: "Wenn man nicht zahlen kann, wird im schlimmsten Fall auch die Immobilie verwertet", gibt Konsumentenschützerin Gabriele Zgubic von der Arbeiterkammer zu bedenken. "Aber ich gehe davon aus, dass die Banken das auch nicht so wollen."

Frage: Banken haben angekündigt, den Kreditnehmenden entgegenkommen zu wollen. Wie kann dies geschehen?

Antwort: "Da sind wir auch schon gespannt, wie sie das machen werden und was sie anbieten wollen", sagt Zgubic. Sie sieht auf jeden Fall dahingehend gewisse Spielräume, dass die Kreditinstitute keine Spesen oder Mahnkosten verrechnen oder bei einer Umschuldung auf einen Fixzinskredit keine Gebühren in Rechnung stellen.

Frage: Soll der Staat eingreifen, um Kreditnehmenden unter die Arme zu greifen?

Antwort: Zgubic sieht zunächst die Banken gefordert, hält aber weitergehende Maßnahmen für "diskussionswürdig". Im Raum steht ein Zinsdeckel für Wohnkredite, der durch eine Übergewinnsteuer für Banken finanziert werden könnte. Für "im Grundsatz richtig" hält Zgubic die seit vergangenem August strengeren Vergaberichtlinien für Immobilienkredite. Dies soll Menschen vor Überschuldung schützen. (Alexander Hahn, 22.8.2023)