HP Omen Transcend 16
16 Zoll können sich sehen lassen.
STANDARD, aam

Gaming-Laptops werden von Herstellern wie HP/Omen, Lenovo/Legion oder Dell/Alienware oftmals als technische Meisterleistungen verkauft, die zudem noch sexy sein sollen. Die neuesten Games auf einer ordentlichen Hardware und das auch noch transportabel? Klingt zu gut, um wahr zu sein. Aber taugt das Konzept 2023 noch, wo Handheld-PCs wie das Steamdeck immer populärer werden und Desktop-PCs weiterhin preislich wesentlich günstiger zu haben sind?

HP war so freundlich, dem STANDARD das neue Omen-Transcend-16-Notebook für einen Test zur Verfügung zu stellen. Abseits von technischen Details wollen wir uns aber die oben genannte Frage stellen: Wer braucht das Teil denn überhaupt?

HP Omen Transcend 16
Anschlüsse gibt es ausreichend, auch für externe Monitore.
STANDARD, aam

Echte Konkurrenz

Kurz bevor ich diesen Text tippe, stelle ich die Frage nach der Gaming-Laptop-Daseinsberechtigung auf Twitter beziehungsweise X, wie man heute dazu sagt. Bei den zahlreichen Kommentaren wird immer wieder auf das Steamdeck verwiesen, speziell wenn es um die Kombination aus "Spielen und Mobilität" geht, wie mehrere User meinen. Tatsächlich habe ich drei Monate lang ein Steamdeck besessen, es dann aber wieder verkauft. Abgesehen davon, dass ich mit meinen schwächelnden Augen nicht ganz happy mit einem 7-Zoll-Display bin, sind die diversen Workarounds für Services wie Gamepass oder Battle.net eher was für Bastler als für müde Familienväter.

Zudem reicht die Power dieser Handhelds vor allem für Indie-Pixel-Game-Roguelite-XY, bei Blockbuster-Spielen wie "Starfield" oder "Baldur's Gate 3" fangen in den meisten Foren schon die Basteltipps an oder Sager wie "Es stottert maximal 15 Sekunden, dann läuft es wieder flüssig". Das erinnert mich an mein erstes 45-PS-Auto, mit dem ich ambitioniert über den steirischen Wechsel gefahren bin. Geht auch, macht aber wenig Spaß.

Das Transcend-16-Notebook ist leistungstechnisch im Vergleich ein hochmotorisierter Sportwagen. Mein Testgerät hat zwar nur 16 GB Ram, viele Angebote beziehen sich allerdings auf die 32-GB-Version. Hinzu kommt entweder ein i7 13700HX oder auch ein i9 13900HX CPU. Wem diese Zahlen in etwa so viel sagen wie mir, der kann sich darauf verlassen, dass ich mit der i7-Version die oben genannten Spiele in den maximalen Grafikeinstellungen spielen konnte. Auch dank der eingebauten Nvidia GeForce RTX 4060, die interessanterweise im Testgerät verbaut ist. Online findet man vor allem die 4070 in ebenjenem Transcend 16.

Die ein Terabyte große SSD sorgt zudem dafür, dass ich mir sogar das speicherhungrige "Cyberpunk 2077" ohne schlechtes Gewissen herunterlade, wissend, dass das kommende Update und die Erweiterung mit Idris Elba in wenigen Tagen verfügbar ist. Oh, bis zum Release will HP das Gerät wieder zurückhaben. Ob ich mit einem Privatgerät in Kürze den Gaming-Laptop-Hype weiterführe?

HP Omen Transcend 16
Im Vergleich zu einem 13-Zoll-Macbook wirkt das Omen-Notebook groß, aber nicht klobig.
STANDARD, aam

Wer bläst hier so laut?

Drei Wochen nutze ich das Gerät jetzt intensiv und muss sagen, dass ich schon ein wenig angetan bin. Die Leistung spricht für sich, und auch mit angeschlossenem 27-Zoll-Monitor (Full HD) schnurrt der Transcend-Laptop wie ein Kätzchen. Okay, das ist ein wenig gelogen. Bei einer längeren "Baldur's Gate 3"-Session kam sogar meine Frau aus dem Nebenzimmer und fragte mich, was denn das laute Geräusch sei. Tatsächlich war es der Lüfter des Laptops, der bei grafikhungrigen Spielen akustisch offenbar den Start einer SpaceX-Rakete simulieren will Das klingt dann in etwa so, als würde man einen Staubsauger auf Minimalstufe drehen. Es geht, aber optimal ist das nicht.

Dieses Rauschen kannte ich schon vom Steamdeck, aber im Vergleich zum Transcend 16 war das Gebläse beim Handheld-PC ein flüsterndes Mäuschen. Die ausgestrahlte Hitze während längerer Sessions sollte keine Sorgenfalten auf des Gamers Gesicht zeichnen. Laut aktuellen Tests findet sich der Transcend 16 in diesem Bereich im guten Mittelfeld aktueller Gaming-Laptops. Trotzdem sollte man vorsichtig sein, wenn man nach einer längeren Session die Rückseite des Laptops angreift.

Der 16-Zoll-Bildschirm mit einer Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixel hat ohne Nachteile immer gute Dienste geleistet. Sogar auf dem Balkon konnte ich ohne große Spiegelprobleme Outdoor-Gaming genießen, sofern die Sonne nicht direkt auf das Display brennt. Perfekt dafür ist etwa das neue "Sea of Stars", das es auch im Gamepass gibt. Das rundenbasierte Rollenspiel lässt sich allein mit Tastatur spielen. Perfekt für laue Sommernachmittage auf dem Balkon oder im Garten. Ach, weil wir gerade von der Tastatur sprechen: Diese ist superanschmiegsam und streichelt die Finger mit ihrer Oberfläche angenehm. Die WSAD-Tasten leuchten zudem etwas anders als der Rest der Tastatur, was wenig praktischen Nutzen hat, aber cool aussieht.

Das Touchpad ist groß und funktioniert verlässlich. Laufzeit ohne Netzteil, auch nicht unwichtig für Outdoor-Gaming, gibt HP mit etwa sechs Stunden an, was sich auch im Test bestätigt hat.

HP Omen Transcend 16
Auf dem Balkon gemütlich PC-Spiele genießen. Geht auch ohne Steamdeck.
STANDARD, aam

Jetzt aber ...

Noch immer haben wir zu wenig über die Sinnhaftigkeit gesprochen, auch wenn einige Anwendungsfälle bereits erwähnt wurden. Ich persönlich liebe Laptops, weil ich gern auch auf der Couch einmal in Foren stöbere oder kurze Mails schreibe. Das geht mit einem Desktop-PC nicht ganz so gut. Natürlich bezahlt man für diesen Luxus. Der Transcend 16 fängt mit dem i7-CPU bei etwa 1.900 Euro an und kann je nach Ausstattung in der Anschaffung noch um mehrere hundert Euro teurer werden. Eine Stange Geld, für die man definitiv einen leistungsstärkeren Desktop-PC bekommt. Die Rechnung geht vor allem dann auf, wenn man Peripherie wie etwa einen fetten Monitor bereits zu Hause rumstehen hat.

Was auch nicht vergessen werden darf: Viele Nutzerinnen und Nutzer sind mittlerweile Streamer, nehmen Podcasts auf und vieles mehr. Wer seine Hardware deshalb auch mal an anderer Stelle nutzen will, der kommt an einer mobilen Lösung ohnehin nicht vorbei. Wer primär zu Hause arbeitet, wird aber ohnehin auf ein fixes Set-up setzen, auch wegen der bereits genannten Gründe Leistung und Preis.

Starfield
Aktuelle Blockbuster schafft der Transcend 16 ohne Probleme.
Microsoft

Fazit

Der Omen Transcend 16 ist ein wirklich guter Gaming-Laptop und mit 2,17 Kilogramm annehmbar schwer. Hochwertig verbaut, starke Leistung und ein feines Display lassen die Stunden in Spielen wie im Fluge vergehen. Dazu passend hat man auch das Rauschen des Windes beziehungsweise Lüfters, wenn es mal länger wird. Das ist, abseits des Preises, auch mein einziger Kritikpunkt. Beide "Nachteile" finden sich aber in praktisch allen leistungsstarken Laptops – auch mein Macbook Pro kennt diese forschen Gebläse-Attacken, die mich oft unvorbereitet mitten in der Arbeit überraschen.

Ob ich selbst nach diesen Erfahrungen eher auf einen Gaming-Laptop oder einen Desktop-PC setzen würde? Mein technikinteressiertes Umfeld schreit seit Wochen, dass es zu einer stationären Lösung eigentlich keine Alternative gibt. Desktops seien "leichter aufrüstbar", heißt es, und auch die für weniger Geld stärkere Leistung wird immer wieder betont. Man will ja für die Zukunft gerüstet sein, und es ist günstiger, Einzelteile zu tauschen als die gesamte Hardware.

So werde ich aus rationalen und finanziellen Überlegungen auf eine Anschaffung eines Gaming-Laptops wohl verzichten, auch wenn ich die Vorteile in den letzten Wochen lieben gelernt habe. Mit einem weniger fixierten Blick auf mein Bankkonto würde ich aber wohl zu der flexiblen Lösung greifen. (Alexander Amon, 9.9.2023)