In Tirol gab es lange Zeit nur einen einzigen Arzt, der Abtreibungen vornahm. In Spitälern gab und gibt es bis heute keine Abbrüche für ungewollt schwangere Frauen. Jetzt gibt es in dem Bundesland immerhin drei niedergelassene Ärzte und Ärztinnen, die Schwangerschaften vorzeitig beenden. An den weiten Fahrten und hohen Kosten, die die Frauen tragen müssen, ändert das nichts. Angesichts dessen klingt ein anderer Plan der Tiroler Landesregierung wie Hohn: Es soll ein Register zu Schwangerschaftsabbrüchen aufgebaut werden, das das Land mit knapp 100.000 Euro fördert.

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Gute Gründe kann man nicht wegberaten.
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Damit sollen Gründe für eine Abtreibung erhoben werden, etwa um Betreuungsmöglichkeiten zu erstellen. Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) spricht von der Notwendigkeit "solider Daten", um "zielgerichtete Maßnahmen" abzuleiten. Das ist eine alte Forderung von konservativer Seite. Auch die ÖVP-FPÖ-Regierung in Salzburg will "neutrale Daten" erheben und "Alternativen zum Schwangerschaftsabbruch ausarbeiten". Das ist schon deutlicher und zeigt, dass es nicht nur um Daten geht, sondern um ein Instrument, um Motive von Frauen zu bewerten – und Abtreibungen weiter zu erschweren.

Genau hier liegt die politische Dimension solcher Maßnahmen, die erst einmal sachlich klingen: Sollen allein Frauen darüber entscheiden, ein Kind auszutragen? Oder gibt es Motive, von denen man meint, man könne sie "wegberaten"?

Es gibt viele vernünftige Gründe, sich gegen ein Kind zu entscheiden. Dazu gibt es durchaus Wissen und Studien. Sie lauten unter anderem fehlende stabile Partnerschaft, unabgeschlossene Ausbildung, Kinder, die eine Frau bereits hat, oder wirtschaftliche Nöte. Meist ist es eine Kombination aus mehreren Faktoren. Es muss auch selbstverständlich akzeptiert werden, wenn eine Frau einfach kein Kind bekommen will, selbst wenn die äußeren Umstände bestens passen würden. Alles andere wäre ein Zwang zur Mutterschaft.

Im Übrigen wäre das einfachste Mittel, um die genaue Zahl von Abtreibungen zu erfassen, wenn Schwangerschaftsabbrüche an öffentlichen Einrichtungen ermöglicht und die Kosten von den Krankenkassen übernommen würden. Doch solange die Politik Frauen daran hindert, kostenlos und ohne weite Wege eine Abtreibung vornehmen zu lassen, ist die Forderung nach "Daten" als neutrale Maßnahme unglaubwürdig. Erhebungen solcher Art sind keine Hilfe für Frauen, sondern eine Bevormundung. (Beate Hausbichler, 5.9.2023)