Mit dem Duett "Obstacles in our Sky" (ab 15 Jahren) von Choreografin Johanna Heusser und dem Performer Jesse Inman wird eine Produktion in Deutsch und Englisch angeboten.
Tom Weilguny

Wien - Ein Mädchen, das mit einer Tür spricht, ein nicht so tapferes Schneiderlein oder eine digitale Bühne: Der Dschungel Wien startet am 23. September in seine neue Saison. "Es war mir wichtig, ein Programm zu schaffen, das ein gemeinsames Experimentieren mit den Menschen dieser Stadt ermöglicht", so die neue Intendantin Anna Horn, die das Programm Mittwochvormittag vorstellte.

Am 23. September wird im Dschungel Wien die Spielzeit 2023/24 mit einem großen Fest eröffnet. Möglich gemacht hat das Programm auch ein erhöhter Zuschuss von der Stadt Wien. "Der Spielplan, der eine ästhetische Vielfalt beinhaltet, verspricht einfach eine große Bandbreite, und ich freue mich, wenn dieses Theater weiterwächst", sprach die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) die einleitenden Worte zum Pressegespräch. "Wir haben das Budget um 350.000 Euro erhöht, und ich hoffe, dass das auch bleibt."

In den ersten Monaten von September bis Februar zeigt der Dschungel Wien im Museumsquartier 17 Premieren, 14 Wiederaufnahmen und 13 Gastspiele sowie zwei Festivals für junge Menschen. Viel Wert wird dabei auf Internationalität und Diversität gelegt. Die Produktionen kommen aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Polen, Kroatien, Serbien, den Niederlanden, Uganda und dem Iran. Neu dabei: ein Team für die "Digitale Bühne".

Globus, Orangen und Astrologie

Den Auftakt macht "Wind" von der Freien Gruppe makemake produktionen (ab 5 Jahren). Das Schauspiel soll das unsichtbare Element, das in den Straßen von Wien so gerne pfeift, durch Bewegung sichtbar und in der Musik hörbar machen. Am gleichen Abend wird mit dem Duett "Obstacles in our Sky" (ab 15 Jahren) von Choreografin Johanna Heusser und dem Performer Jesse Inman eine Produktion in Deutsch und Englisch angeboten. Bewaffnet mit einer riesigen Discokugel, einem Globus und Orangen, setzen sich die beiden auf humorvolle Art und Weise mit der Astrologie als kultureller Praxis auseinander. "Es ist eine Mischung aus Musical, persönlichem Theater und Tanz", sagte Heusser. "Wir gehen auch sehr offen mit unseren Emotionen um, und ich würde hoffe, dass das Mut macht."

Mit "Die Komische Tür" (ab 3 Jahren) feiert am zweiten Eröffnungswochenende ein musikalisches Abenteuer seine Uraufführung. Die Inszenierung des Duos Lukas Schrenk und Nils Strunk, deren Neuauflage der "Zauberflöte" gerade am Burgtheater zu sehen ist, wird sich auf spielerische Weise mit sozialen Normen auseinandersetzen. Elif Bilici leitet eine Theaterwerkstatt mit dem Titel "Auf der Suche" (ab 14 Jahren), bei der es um die Geschichte der Gastarbeiter in Wien gehen wird.

Digitale Bühne

In der Weihnachtszeit erwartet das Publikum Raoul Biltgens Neufassung von "Das tapfere Schneiderlein" (6-12 Jahre) mit einem Schneiderlein, das gar kein Held sein will. Die Regisseurin Mira Stadler hat das Stück mit Absolventen des Max Reinhardt Seminars inszeniert. Herrlich skurril: Das deutsche Puppentheaterkollektiv Das Helmi bringt diesen Herbst eine Puppentheaterversion von Luc Bessons Thriller "Léon - Der Profi" (empfohlen ab 15 Jahren) auf die Bühne.

Aber das Theaterhaus für junge Menschen nimmt auch "hybride Formen" an, erklärte Myassa Kraitt. Als vierte Spielstätte wird eine digitale Bühne eröffnet, ein von jungen Erwachsenen gestalteter hybrider Raum. Das Projekt trägt den Titel "Glitch4". "Das Wort steht für das Stören, das Lautsein, und die 4 steht für die vierte Bühne", so die Bildungsanthropologin. "Konkret bedeutet es, dass digitale, aber auch Offline-Räume gemeinsam mit Jugendlichen erforscht werden. Wir wollen die Erwachsenenwelt und auch das Theater kritisch befragen."

"Was brauchen junge Menschen?" Das ist die wesentliche Frage, die sich Anna Horn gestellt hat, als sie das Theaterhaus von Corinne Eckenstein übernommen hat. Eine Frage, die sich in der neuen Spielzeit widerspiegeln soll. "Ich übernehme ein Theaterhaus, das einzigartig ist im deutschsprachigen Raum. Es ist der Ort, an dem junge Menschen ausprobieren können, wer sie sein wollen, und wie sie leben wollen", so die künstlerische Leiterin. (APA, 6.9.2023)