Nach mehrfachen wetterbedingten Verzögerungen ist es am Donnerstag am japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima endlich so weit gewesen: Um 01.42 Uhr (MESZ) brach der Mondlander Slim (Smart Lander for Investigating Moon) zu seiner ambitionierten Reise auf. Neben dem Lander befördert die Trägerrakete H-2A auch das Röntgen-Weltraumteleskop XRISM ins All, das ein Gemeinschaftsprojekt der japanischen Weltraumagentur Jaxa, der US-Weltraumbehörde Nasa und der Europäischen Weltraumorganisation Esa ist.

Video: Japanische Mini-Sonde Richtung Mond gestartet
AFP/JAXA

Japan will mit Slim erstmals auf dem Mond landen und zur fünften Mondnation werden. Erst vor kurzem ist Russland bei einer Mondlandung gescheitert, während Indien die Oberfläche des Erdtrabanten zum ersten Mal erfolgreich erreichte.

Punktlandung auf dem Mond

Bei der Mission Slim steht Präzision im Vordergrund. Das Landemodul soll möglichst punktgenau ein Ziel auf der Mondoberfläche erreichen. Der Lander soll Technologien zur Hinderniserkennung und Präzisionslandung erproben, die Landeregion steht schon fest: Slim soll im Shioli-Krater auf der erdzugewandten Seite des Mondes landen und sein Ziel auf 100 Meter genau erreichen. Zum Vergleich: Bei Apollo 11 betrug der Abweichungsspielraum rund zwei Kilometer.

Planmäßig um 01.42 Uhr (MESZ) hob Slim vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima ab.
EPA/JIJI PRESS

Allzu groß ist der Spielraum im Shioli-Krater ohnehin nicht, sein Durchmesser beträgt nur 270 Meter. In dem relativ jungen Krater könnte es wissenschaftlich interessantes Material in Oberflächennähe geben. Gesteinsanalysen könnten einige Rückschlüsse auf die Entstehungsgeschichte des Mondes erlauben. Slim ist mit ein paar wissenschaftlichen Instrumenten und zwei winzigen Rovern ausgestattet, die nur 2,6 Kilogramm beziehungsweise 250 Gramm wiegen.

Spuren eines Fehlschlags: Der Lunar Reconnaissance Orbiter der Nasa hat inzwischen einen Krater ausfindig gemacht, der von der abgestürzten russischen Sonde Luna-25 stammen dürfte.
NASA Goddard Space Flight Center/Arizona State University

Leicht und günstig

Die ganze Mission ist auf Leichtigkeit getrimmt: Slim kommt beim Start auf ein Gesamtgewicht von nur 590 Kilogramm, wobei rund zwei Drittel davon Treibstoff sind. Die indische Mondsonde Chandrayaan-3 startete im vergangenen Juli mit rund 3,9 Tonnen ins All, die verunglückte russische Sonde Luna-25 mit 1,8 Tonnen. Das Leichtgewicht ist billiger, hat aber einen anderen Preis: Slim verfügt über weniger wissenschaftliche Instrumente als etwa Chandrayaan-3.

Wissenschaftliche Untersuchungen stehen bei der Mission Slim aber auch nicht im Vordergrund. Die Punktlandung selbst ist das Ziel, heißt es von der Jaxa. Präzisionslandungen würden in Zukunft immer wichtiger werden, Slim soll als Testmission dabei helfen, diesbezügliche Raumfahrtprojekte zu verbessern und Probenrückführungen von anderen Himmelskörpern billiger zu machen. Japan hat in diesem Bereich beachtliche Erfolge vorzuweisen: Mit der Mission Hayabusa 2 gelang der Jaxa vor einigen Jahren nicht nur eine Landung auf einem Asteroiden, sondern auch der Rücktransport von Materialproben zur Erde.

Slim Jaxa
Slim Mission
Das Modul soll im Shioli-Krater auf der erdzugewandten Seite des Mondes landen.
ISAS/JAXA

Röntgenauge im All

Eine ganz andere Bestimmung hat das Röntgen-Weltraumteleskop XRISM, das sich mit Slim das Transportvehikel ins All teilt. Dieses Instrument soll nach besonders energiereichen Objekten und Ereignissen im Kosmos Ausschau halten. "Die Röntgenastronomie ermöglicht uns die Untersuchung der energiereichsten Phänomene im Universum", sagte Matteo Guainazzi, Esa-Projektwissenschafter für XRISM. "Sie birgt den Schlüssel zur Beantwortung wichtiger Fragen der modernen Astrophysik: wie sich die größten Strukturen im Universum entwickeln, wie die Materie, aus der wir letztlich bestehen, im Kosmos verteilt wurde, und wie Galaxien von massereichen Schwarzen Löchern in ihrem Zentrum geformt werden."

So weit wie Slim muss XRISM nicht reisen. Das Teleskop soll in eine niedrige Erdumlaufbahn einschwenken und von dort aus für mindestens drei Jahre Beobachtungen durchführen. (dare, 6./7.9.2023)