Schweißarbeiten an Stahlröhren.
Schweißen gehört zu den Hochpräzisionsarbeiten in der Metallindustrie.
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Wien – Die Maschinen- und metallverarbeitende Industrie, die am 25. September die diesjährige Herbstlohnrunde eröffnet, zeichnet naturgemäß ein anderes Bild von der aktuellen Situation als die Gewerkschaft. Die Industrieproduktion sei in der Rezession, sinkende Auftragseingänge und auf Sicht weniger Arbeitsplätze stellte der Fachverbandsobmann der Metalltechnischen Industrie (FMTI), Christian Knill, am Donnerstag in Aussicht. Der Produktionsrückgang belaufe sich allein im ersten Halbjahr auf 5,5 Prozent, die Auftragseingänge seien gar um 18 Prozent zurückgegangen. Jedes dritte Unternehmen erwartet laut Mitgliederumfrage heuer ein negatives Betriebsergebnis.

Hinzu kämen stark steigende Lohnstückkosten, mit denen die mit einem Produktionswert von knapp 50 Milliarden Euro im Jahr bedeutende Branche zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit einbüße. Maschinenbau, Metallware, Stahlbau, Gießereien, automotive Zulieferindustrie, Umwelttechnologie, Motoren- und Turbinenhersteller stellen rund ein Viertel der gesamten Industrie in Österreich und ein Viertel der Exporte. Nach Branchen zeigten in den vergangenen drei Monaten sämtliche Indikatoren nach unten. "Diese schlechten Voraussetzungen nehmen uns für die Lohnverhandlungen jeglichen Spielraum", stellte Knill am Donnerstag klar.

Streit um Inflation

Und auch wenn kein Name genannt wurde, ist klar, an wen diese Botschaft gerichtet ist: Die Produktionsgewerkschaft Proge, mit der ab 25. September über die neuen Kollektivverträge verhandelt wird, die ab 1. November gelten sollen. Die Gewerkschaft nahm den Ball auf und stellte einmal mehr klar, dass auch in dieser Herbstlohnrunde die sogenannte rollierende Inflation, also die Teuerungsrate von September 2022 bis August 2023 das Maß aller Dinge sein wird. An der vollen Abgeltung der zurückliegenden Inflation, heuer sind das 9,6 Prozent, führe kein Weg vorbei.

"Wir können nur verteilen, was wir erwirtschaften", hält Knill dagegen, "unsere Aufgabe ist nicht, die Kaufkraft in Österreich zu gewährleisten." Man müsse wohl neue Lösungen finden. "Die bisherigen Formeln haben bei der hohen Inflation keine Zukunft", so der Arbeitgebervertreter. Oberstes Ziel müsse die Sicherung der Arbeitsplätze bleiben. Die Metallverarbeiter haben aktuell rund 137.000 Beschäftigte.

Was alternative Lohnfindungsformeln sein könnten, auf diese Diskussion will sich Knill vor Beginn der Lohnrunde nicht einlassen. Klar ist, dass die Diskussion um die sogenannte Kerninflation drehen wird, die um die hohen Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Inflationsrate. Diese niedrigere Kerninflation könnte um die nur noch heuer steuerfrei gestellte Einmalprämie bis 3.000 Euro aufgestockt werden, was die Gewerkschaft allerdings kategorisch ablehnt. (Luise Ungerboeck, 7.9.2023)