Im Gastblog zeigt Notar Matthias Klein, warum es auch in Hinblick auf die Familie wichtig ist, rechtliche Vorkehrungen im Vorfeld zu treffen.

In Österreich wird aktuell etwa jede zweite Ehe geschieden, im Vorjahr waren es rund 14.500 Scheidungen. Alle Vermögenswerte, die während der Ehe beziehungsweise der eingetragenen Partnerschaft angeschafft wurden, müssen im Scheidungs- beziehungsweise Trennungsfall aufgeteilt werden. Lässt sich dabei keine einvernehmliche Lösung finden, wird schließlich das Gericht eingeschaltet. In einem Ehe- oder Partnerschaftsvertrag legt man hingegen im Vorfeld einvernehmlich fest, wer welche Vermögenswerte erhält. Darüber hinaus können auch Ausgleichzahlungen vereinbart werden, zum Beispiel für unentgeltliche Arbeit im Bereich der Kindererziehung oder der Haushaltsführung.

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Im Zuge einer Scheidung kann es zu den unterschiedlichsten Konflikten kommen. Sorgt man vor, kann man viele davon vermeiden.
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Neben der finanziellen Komponente einer Trennung darf man auch die emotionale Belastung nicht unterschätzen. Am Ende des Tages wollen die meisten Paare im Guten auseinandergehen. Vor allem, wenn der gemeinsame Freundeskreis weiterbestehen soll oder Kinder im Spiel sind. Meine Empfehlung ist: Wer Streit vermeiden will, sichert sich und seine Angehörigen ab und plant voraus. Im Idealfall wird man den Ehe- oder Partnerschaftsvertrag nicht brauchen. Oft kommt es aber anders als man denkt. Und in diesen Fällen hilft die Vereinbarung dabei, keine Erde zu verbrennen, sondern eine Brücke zum Gegenüber zu schlagen.

Adoption, Pflegefamilie oder Patchwork?

Heutzutage gibt es in Österreich die unterschiedlichsten Familienkonstellationen. Alle haben gemeinsam, dass das Wohl der Beteiligten an erster Stelle steht – nicht nur auf psychischer und physischer Ebene, sondern auch in rechtlicher Hinsicht. Eine Rechtsberatung hilft, über die persönliche Situation zu reflektieren und gemeinsam an einem Modell zu arbeiten, das für alle Parteien richtig ist.

In Österreich beträgt die durchschnittliche Adoptionswartedauer aufgrund der hohen Nachfrage etwa zwei bis drei Jahre. Wer ein Kind adoptiert, übernimmt die Rechte und Pflichten der leiblichen Eltern. Das bedeutet, Adoptiveltern und leibliche Eltern sind vor dem Gesetz gleichgestellt. Anders steht es jedoch um die sogenannten Pflegeeltern: Wer ein Pflegekind aufnimmt, kümmert sich um ein Kind, das aus unterschiedlichen Gründen aktuell nicht bei seiner leiblichen Familie leben kann und darf. Die meisten Rechte bleiben aber bei den leiblichen Eltern. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Pflegekinder wieder zu ihren Familien zurückkehren, wenn sich die familiären Umstände gebessert haben. Pflegeeltern sollten sich von vornherein darüber im Klaren sein.

Im Unterschied dazu hängen bei Patchworkfamilien die familiären Rechte und Pflichten von der individuellen Situation ab. Ein Stiefelternteil ist etwa dazu verpflichtet, dem Willen des Partners/der Partnerin in der Kindeserziehung nachzukommen. Zudem haben Stiefeltern gewisse familiäre Rechte. Zum Beispiel dürfen sie die Kinder ihres Partners oder ihrer Partnerin von der Schule abholen. Wenn die Mutter oder der Vater des Kindes jedoch weder verheiratet ist noch in einer eingetragenen Partnerschaft lebt, darf eine Partnerin oder ein Partner von diesen das Kind auch nicht abholen. Das bedeutet, dass auch für alltägliche Situationen Vorkehrungen getroffen werden müssen.

Mit der eigenen Vorsorge die Angehörigen entlasten

Die eigene Vorsorge ist ein Thema, mit dem sich kaum jemand gerne auseinandersetzt. Trotzdem ist es wichtig, sich über unterschiedliche Szenarien Gedanken zu machen: Was wird aus mir, wenn ich selbst nicht mehr entscheiden kann? Schließlich kann eine Krankheit oder ein Unfall jede und jeden treffen. Notarinnen und Notare bieten eine umfassende Beratung zu den Möglichkeiten auf diesem Gebiet an – von der Patientenverfügung über die Vorsorgevollmacht bis zum Testament. Letzteres ist vor allem für Patchworkfamilien sehr wichtig, da nur leibliche Kinder einen Anspruch auf den Pflichtanteil haben. Die einzig schlechte Vorsorge ist, keine zu haben.

Wie sorgen Sie innerhalb der Familie vor?

Welche (familiären) Vorsorgemaßnahmen haben Sie schon getroffen? Welche nicht? Und: Warum? Teilen Sie uns gerne ihre Ansichten, Erfahrungen, Bedenken und Erwartungen rund um das Thema im Forum mit! (Matthias Klein, 18.9.2023)