Gabriel Felbermayr liest gerne Hilary Mantels Bücher.
Felbermayr

Als Kaiserschnittgeburt im Krankenhaus Steyr zu Welt gekommen, wuchs er nahe der oberösterreichischen Arbeiterstadt auf, wo er bis heute ein kleines Sommerhäuschen besitzt. Die Eltern waren Lehrer, deren Eltern ebenfalls, eine Tradition, die bis in die maria-theresianische Zeit zurückreicht. Der Bub fiel daher ein bisserl aus der Rolle, als er Volkswirtschaftslehre in Linz studierte. Die Eltern haben ihn zuvor aber "sehr geschickt" an das Lesen herangeführt, mehr in Form einer "Mentorship" denn mit dem mahnenden Zeigefinger: "Schau, das könnte dir vielleicht gefallen …" Und recht hatten sie! "Relativ rasch haben mir historische Romane am besten gefallen, bis heute lese ich am liebsten Bücher, über die man en passant eine Epoche kennenlernt." Allerdings hat ein Onkel während seiner Gymnasialzeit auch begonnen, The Economist für ihn zu abonnieren, den er seither jede Woche liest. Zahlen, Daten und Fakten gefallen ihm also auch sehr gut.

Der erste Brexit

"Hilary Mantel ist letztes Jahr um diese Zeit herum verstorben, da habe ich erst mitbekommen, wer die war. Und nach einer Empfehlung von einem italienischen Freund, der in UK eine Professur hat, war ich vollkommen geflasht von ihrer Trilogie", die Wölfe, Falken sowie Spiegel und Licht umfasst: "Es ist nicht nur diese Heinrich-VIII.-Zeit und diese Tudor-Welt, die spannend ist, es wird auch ein erster Brexit, wenn man so will, beschrieben – die Entfremdung der Insel vom katholischen Kontinent." Die Bücher hat er auf Englisch gelesen, "und der Sprachrhythmus hat mich echt umgehauen. Das ist kein Ken Follett, der auch historische Romane schreibt."

Diese insgesamt über 2000 Seiten waren daher keine Lektüre für die zahlreichen 20-Minuten-Taxifahrten zum ORF auf den Küniglberg hinauf. Für seine Fernseh- und Radioauftritte hat er immer einen Spickzettel in der Sakkotasche, der ihm noch die letzten Zahlen liefert. Für die Fahrten zurück könnte er sich in Zukunft aber ein Taschenbuch einstecken, falls ihm Armin Wolf mal etwas Brauchbares mitgeben würde. "Nur ist es halt dann meistens leider schon finster." (Manfred Rebhandl, 8.9.2023)