Metas Llama wird wohl schon 2024 einen Nachfolger bekommen.
AP/Fernando Vergara

Meta Platforms nimmt im Rennen um die Vorherrschaft am rasant wachsenden KI-Markt den Branchenprimus OpenAI ins Visier. Die Muttergesellschaft von Facebook und Instagram entwickelt aktuell eine KI, die ebenso leistungsfähig sein soll wie das fortschrittlichste Sprachmodell von OpenAI, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Und: Die neue KI von Meta soll deutlich leistungsfähiger sein als das jüngst veröffentlichte Llama 2.

Laut dem Bericht soll das neue Modell bereits im Lauf des kommenden Jahres fertig sein und Unternehmen dabei helfen, anspruchsvolle Texte, Analysen und andere textbasierte Aufgaben zu übernehmen. Das Training des großen Sprachmodells soll bereits Anfang 2024 beginnen. Die noch namenlose KI ist dabei das erste Werk der neu geschaffenen Abteilung zur Entwicklung generativer KI-Tools. Meta-Chef und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hatte diese Abteilung gegründet, um im Rennen bei der KI-Entwicklung nicht an Boden zu verlieren. Zuvor hatte Meta auf die eigene Vorstellung der Virtuellen Realität (VR) gesetzt. Doch das Metaverse kam bei der Nutzerschaft nicht gut an, und Milliardenverluste waren die Folge.

Meta baut Rechenzentren

Meta baut derzeit die erforderlichen Rechenzentren auf und erwirbt weitere H100-Chips von Nvidia, die für KI-Berechnungen entwickelt wurden. Meta soll aber, anders als Llama, dem Unternehmen alleine gehören. Das Unternehmen hat sich mit Microsoft zusammengetan, um Llama 2 auf Microsofts Cloud-Computing-Plattform Azure verfügbar zu machen.

Das neue Modell soll jedoch ausschließlich auf den eigenen Plattformen zum Einsatz kommen, so einige der Personen. Im Hintergrund soll sich Zuckerberg laut dem "WSJ" dafür einsetzen, dass auch das neue Modell als Open-Source-Projekt veröffentlicht wird und somit kostenlos zur Verfügung steht – so wie Llama 2 auch.

Widerstände gegen die Pläne vom Chef

Doch dem Bericht zufolge gibt es gegen den Open-Source-Ansatz des Chefs Widerstände im eigenen Unternehmen. Neben den offenkundigen Vorteilen von quelloffenen Systemen für die Erforschung und Entwicklung von künstlicher Intelligenz gibt es natürlich auch Schattenseiten. So könnte die neue Meta-KI zur Erstellung und Verbreitung von Falschinformationen oder für Betrugsversuche genutzt werden. Eine Erfahrung, die Meta bereits in der Frühphase von Llama machen musste. Firmenanwälte von Meta hätten bereits Bedenken angemeldet, so das "WSJ".

Die Meta-Anwälte sind dabei nicht allein: "Man kann nicht ohne weiteres vorhersagen, was das System tun würde oder welche Schwachstellen es hat – was einige Open-Source-KI-Systeme bieten, ist ein begrenztes Maß an Transparenz, Wiederverwendbarkeit und Erweiterbarkeit", sagt Sarah West, eine ehemalige Beraterin der Federal Trade Commission und nunmehrige Geschäftsführerin des AI Now Institute. Das Institut hat zum Ziel, die sozialen Auswirkungen von KI-Systemen zu erforschen.

Googles Gemini dürfte früher erscheinen

Das neue Modell von Meta wird wahrscheinlich nach dem erwarteten Debüt von Gemini erscheinen, einem fortschrittlichen großen Sprachmodell, das von Google entwickelt wird. Googles Modell soll darüber hinaus in der Lage sein, eigene Entscheidungen zu treffen, und so Menschen in Schach, Go und "Starcraft 2" schlagen können. Ob Metas noch namenlose KI über ähnliche Fähigkeiten verfügen wird, ist noch unklar.

Meta steht jedenfalls vor einer großen Herausforderung, will man an den Marktführer heranreichen. Zum Vergleich: Die leistungsstärkste Version des Modells Llama 2 wurde mit 70 Milliarden Parametern trainiert. OpenAI hat ähnliche Daten für GPT-4 nicht bekanntgegeben, es wird aber geschätzt, dass es mit 1,5 Billionen Parametern etwa 20-mal so groß ist wie das Modell von Meta. (pez, 11.9.2023)