Person mit Stöckelschuhen vor Bordell
Die umstrittene Corona-Finanzierungsagentur Cofag schüttete auch Steuergeld für Bordelle aus, die durch die Pandemie geschäftliche Nachteile erlitten. (Symbolbild)
Reuters

Die Corona-Pandemie brachte auch das Geschäftsmodell von Bordellen in die Bredouille. Durch Lockdowns und Kontaktbeschränkungen mussten die Prostitutionsbetriebe zeitweise zusperren, zumal sich Viren im einschlägigen Setting naheliegenderweise besonders gut ausbreiten können. Zur Abfederung ihrer wirtschaftlichen Nöte konnten Rotlichtunternehmen in Österreich – so wie andere Unternehmen auch – diverse Unterstützungszahlungen bei der Corona-Finanzierungsagentur Cofag beantragen. Von dieser Hilfe machten die Bordellbetreiber offenbar regen Gebrauch, wie das Onlinemedium "Zackzack"am Dienstag berichtete.

Über die EU-Transparenzdatenbank lässt sich mittlerweile öffentlich nachvollziehen, welches Unternehmen wie viel Geld von der Cofag lukriert hat. "Zackzack" hat auf dieser Basis kalkuliert, dass 38 Bordellunternehmen zwischen 2020 und 2022 insgesamt 16 Millionen Euro bezogen haben. Sie erhielten etwa Gelder zum Umsatzersatz und aus dem Fixkostenzuschuss. Den größten Brocken an staatlicher Hilfe bekam laut der Auswertung die Golden-Time-Gruppe, die zur Kompensation der wirtschaftlicher Flaute von zwei Etablissements in Wien und Linz aus den verschiedenen Töpfen insgesamt mehr als 2,5 Millionen Euro erhielt.

"Zackzack" hat zudem berechnet, dass Bordellunternehmen im Vergleichszeitraum von Pandemiebeginn bis Juni 2021 im Schnitt rund 260.000 Euro an Cofag-Hilfen bekommen haben, während der Schnitt für sämtliche österreichischen Unternehmen laut Rechnungshof nur 34.6000 Euro betrug. Die Cofag erklärt diese Diskrepanz so: "Bei Branchen mit im Durchschnitt großen und umsatzstarken Betrieben bekommen sie im Branchendurchschnitt höhere Förderbeträge als umsatzschwächere Branchen mit in der Regel kleinen Betrieben." Man habe die Anträge sorgfältig geprüft, heißt es von der Cofag weiter. Das ÖVP-geführte Finanzministerium sagt, dass die Förderungen entsprechend den gesetzlich geregelten Voraussetzungen ausgeschüttet wurden.

Cofag steht vor dem Ende

Die Cofag soll nach den Plänen von Finanzminister Magnus Brunner Ende September übrigens bald Geschichte sein, bis Ende September soll das Konzept für ihre Abwicklung stehen. Die Agentur, die ab März 2020 insgesamt rund 15 Milliarden Euro ausgezahlt hat, ist von verschiedenen Seiten schwer in die Kritik geraten. Der Rechnungshof konnte nicht nachvollziehen, warum es überhaupt eine externe Agentur gebraucht hat, um die Förderungen durchzuführen, und ortete mitunter "Überförderungen". Auch der Verfassungsgerichtshof hat an der Konstruktion als ausgegliedertes Unternehmen Kritik geübt. Außerdem warten einige Firmen immer noch auf die Abarbeitung ihrer Förderanträge, wie DER STANDARD berichtet hat – ob darunter auch Bordelle sind, ist allerdings nicht bekannt. (red, 12.9. 2023)