Er sei ein "durchaus harter Verhandler", bevorzuge aber "Lösungen am Verhandlungstisch", sagte der seit Dienstag neue Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (Göd), Eckehard Quin, am Donnerstag im ORF-"Morgenjournal"-Interview. Die anstehenden Gehaltsverhandlungen der Gewerkschaften mit den Arbeitgebern –am 25. September startet etwa die Kollektivertragsrunde für die metallverarbeitende Industrie – bezeichnete er "unter den herrschenden Bedingungen als höchst spannend".

Eckehard Quin, Vorsitzender der GÖD.
Eckehard Quin, Vorsitzender der GÖD.
Andi Bruckner/GÖD

Auf das Ziel von durch die Bank zweistelligen Lohnsteigerungsabschlüssen wollte er sich aber nicht festlegen. "Sie kennen die Inflationsraten der jüngsten Vergangenheit. Es sind die höchsten seit vielen Jahrzehnten", sagte er. In den 1960er- und 1970er-Jahren habe es bei vergleichbar hohen Preissteigerungen jedoch "durchaus zweistellige Abschlüsse gegeben".

Mehr Kinderbetreuung im öffentlichen Dienst

Quin war einst Chef der Lehrergewerkschaft. Auch als Beamtengewerkschaftsvorsitzender setze er sich bei den Lehrerinnen und Lehrern "für gute Arbeitsbedingungen" ein, antwortete er, als er auf Maßnahmen gegen die knappe Personalsituation an Österreichs Schulen angesprochen wurde.

Das sei im öffentlichen Dienst umso wichtiger, als es aufgrund der im Vergleich zur Privatwirtschaft "höheren Qualifikationsanforderungen schwieriger ist, Leute zu rekrutieren". Zu viele Kolleginnen und Kollegen würden den öffentlichen Dienst "nach zehn bis 15 Jahren wieder verlassen", wenn dort die Bedingungen nicht stimmten.

Bis 2034, so Quin, werden im öffentlichen Dienst 46 Prozent der derzeit Arbeitenden in Pension gehen. Daher sei es künftig wichtig, verstärkt auch Frauen anzusprechen, etwa durch "Freizeitmöglichkeiten, Homeoffice sowie Kinderbetreuung".

Arbeitszeitverkürzung möglich

Auch eine Arbeitszeitverkürzung im öffentlichen Dienst schloss er nicht aus. Künstliche Intelligenz werde etwa im Verwaltungsbereich in Bälde "viele Routinearbeiten leichter machen". Dementsprechend werde die Arbeitsproduktivität steigen, was eine Arbeitszeitverkürzung ermögliche, sagte er.

Die Beamtengewerkschaft, der Quin seit Dienstag dieser Woche vorsteht, ist die zweitgrößte Teilorganisation des ÖGB mit gut einer Viertelmillion Mitgliedern. Nachdem sich Norbert Schnedl nach knapp sieben Jahren im Amt in den Ruhestand zurückgezogen hatte, wurde Quin mit 91 Prozent zum neuen Vorsitzenden bestimmt. (Irene Brickner, 14.9.2023)