Drei Bauteile mit insgesamt rund 10.000 Quadratmeter Nutzfläche, allesamt mit gewerblicher Nutzung, aber ohne Heizung oder Kühlung – denn die Wände sind 80 Zentimeter dick und die Temperatur, der CO-Gehalt und die Luftfeuchtigkeit werden über Sensoren kontrolliert und gesteuert: Das ist das Pilotprojekt Robin, das die Soravia-Gruppe gemeinsam mit dem Architekturbüro Baumschlager Eberle in der Seestadt Aspern gerade umsetzt. Am Mittwoch fand die Gleichenfeier statt, kurz zuvor durften Journalistinnen und Journalisten einen ersten Blick in die drei Baukörper werfen.

Visualisierung des Projekts.
Eine Visualisierung des Projekts.
Patricia Bagienski-Grandits

Die drei Bauteile werden jeweils bis zum dritten Obergeschoß in Stahlbeton ausgeführt, dem Beton wurde danach noch eine Ziegelmauer vorgesetzt. Die oberen ein bis zwei Geschoße (je nach Bauteil) wurden dann rein in Ziegelbauweise draufgesetzt. 6.800 Kubikmeter Beton und 765 Tonnen Stahl sowie 137.000 Ziegel wurden verwendet, erklärte Projektleiter Gerhard-Emanuel Rieger. Die Bauteile ruhen außerdem auf rund 360 Pfählen, die 15 Meter in die Erde getrieben wurden. Unterkellert sind die Bauteile nicht.

Blick ins Innere des Projekts Robin.
Auf diesen Flächen wird die Privatuniversität Schloss Seeburg einziehen, sie hat den Bauteil C gekauft.
Putschögl

Bauteil C ist bereits verkauft, hier wird die Privatuniversität Schloss Seeburg im kommenden Herbst einziehen, die ihren Hauptsitz in Seekirchen am Wallersee hat. Den Standort in der Seestadt gibt es bereits, aktuell ist man aber im Technologiezentrum der Wirtschaftsagentur eingemietet. Die Privatuniversität zieht auf drei Ebenen selbst ein, die beiden restlichen wird sie zunächst extern vermieten, sagte Sandra Puchner von der Privatuniversität Schloss Seeburg.

Ein Lokal im Rohbau und die Fenster aus Lärchenholz.
Bild links: Blick in die Geschäftsfläche im Erdgeschoß des Bauteils C. Hier wird ein Lokal eröffnet. Bild rechts: Ein Teil der Fenster kann vollautomatisch geöffnet und geschlossen werden.
Putschögl

Eine kleine Fläche im Erdgeschoß des Bauteils C (siehe linkes Bild) wird allerdings auch an die Aspern Seestadt Einkaufsstraßen Gmbh vermietet, die dann ihrerseits an den Betreiber eines Restaurants weitervermieten wird. Die Fenster in diesem Bauteil sind auf Wunsch der Privatuniversität aus Lärchenholz gefertigt, in den anderen beiden Bauteilen aus Fichte. Alle Fenster weisen einen kleinen Teil aus, der vollautomatisch geöffnet und geschlossen werden kann. Es werden in jedem Raum mehrere Sensoren verbaut, die ständig die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und den CO-Gehalt messen. Dadurch sowie unter Zuhilfenahme der laut Rieger "80 Watt an Energie, die jeder Mensch produziert", soll dafür gesorgt werden, dass es in den Räumlichkeiten sowohl im Sommer als auch im Winter nie weniger als 22 und nie mehr als 26 Grad hat. Das Konzept nennt sich folgerichtig 2226, die Baumschlager Eberle Architekten haben es erfunden und bisher schon in mehreren Gebäuden in Vorarlberg, in der Schweiz und in Deutschland angewandt.

Robin im Rohbau.
Das Projekt entsteht auf jener Liegenschaft, auf der sich zuvor die Pop-up Dorms befanden.
Putschögl

Gemeinsam mit Soravia hat man es weiterentwickelt, Teil des energetischen Konzepts ist hier auch die sogenannte Bauteilaktivierung, die mithilfe einer Wärmepumpe betrieben wird. Der Strom dafür soll aus den Photovoltaikmodulen auf dem Dach kommen.

Schreibtische im Projekt Robin.
Ein Blick in die Büroflächen im Projekt Robin.
Visualisierung: Patricia Bagienski-Grandits.

Für die rund 7.000 Quadratmeter an vermietbaren Büroflächen in den Bauteilen A und B sucht Soravia mithilfe der drei Maklerbüros EHL, Immocontract und CBRE nun nach Mietern, wobei es laut Rieger erst im kommenden Jahr so wirklich losgehen dürfte mit Interessenten. Derzeit gibt es vom Innenausbau nur Visualisierungen (siehe oben). Die Mieten bewegen sich zwischen 14 und 17 Euro netto je Quadratmeter, dazu kommen dann rund drei Euro an Betriebskosten, ansonsten aber keine Energiekosten für den Betrieb des Gebäudes. Die Raumhöhe in den Obergeschoßen beträgt 3,25 Meter, im Erdgeschoß sind es 4,40 Meter.

Rohbau des Projekts Robin.
Die Privatuniversität Schloss Seeburg wird im kommenden Jahr im Bauteil C einziehen.
Putschögl

In der Seestadt wird das Projekt auf jener Liegenschaft im Seeparkquartier errichtet, auf der sich zuvor jahrelang die Pop-up Dorms befanden – ein hölzernes Passivhaus-Studierendenheim, das dafür konzipiert wurde, mehrmals auf- und wieder abgebaut werden zu können. Es zog im Sommer 2021 in den Norden der Seestadt. Soravia erwarb dann das Grundstück.

Das Konzept Robin soll in weiterer Folge auch auf andere Standorte ausgerollt werden, genauere Angaben zu etwaigen Projekten gab es noch nicht. In Deutschland prüft man laut Rieger gerade einen Standort. (Martin Putschögl, 14.9.2023)