Elon Musk spricht mit Journalistinnen und Journalisten vor dem Kapitol
Elon Musk forderte einen "Schiedsrichter" in Form einer KI-Aufsichtsbehörde.
AP/Jacquelyn Martin

Es war ein Auftritt, wie es ihn in der Tech-Welt zuvor noch selten gegeben hatte. Die Großen der Industrie fanden sich in Washington ein, um mit US-Senatoren über die künftigen Spielregeln für künstliche Intelligenz (KI) zu diskutieren. Die Chefs der großen KI-Player sind sich einig, dass es rasch Regeln braucht – aber bitte nicht allzu strenge.

"Heute starten wir ein enormes, komplexes und lebenswichtiges Unterfangen: die Schaffung einer Grundlage für eine überparteiliche KI-Politik", sagte der Fraktionschef der Demokraten und Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, am Mittwoch auf einem KI-Forum auf dem Kapitol. Führende Köpfe auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz waren der Einladung gefolgt, darunter Meta-CEO Mark Zuckerberg, OpenAI-CEO Sam Altman, Microsoft-CEO Satya Nadella, Nvidia-Präsident Jensen Huang, Google-CEO Sundar Pichai, Tesla-Chef und X-Eigentümer Elon Musk sowie Microsoft-Gründer Bill Gates und Arvind Krishna von IBM.

Schlupflöcher und Zurückrudern

Das Forum war für Öffentlichkeit und Medien geschlossen, aber einige führende Vertreter der Technologiebranche sprachen mit Reportern vor dem Kapitol. Zuckerberg sagte in einem vorbereiteten Statement, dass "sich der Kongress mit KI befassen sollte, um Innovation und Schutzmaßnahmen zu unterstützen". Er meinte, dass es zwei entscheidende Themen in Bezug auf KI gebe: Sicherheit und Zugang. "Wir sind der Meinung, dass politische Entscheidungsträger, Wissenschafter, die Zivilgesellschaft und die Industrie zusammenarbeiten sollten, um die potenziellen Risiken dieser neuen Technologie zu minimieren, aber auch, um die potenziellen Vorteile zu maximieren", so Zuckerberg, der daraufhin die Vorzüge des quelloffenen Llama-2-Modells von Meta hervorhob. Aber: Regulierung und Innovation müssten im Gleichgewicht sein, damit die USA führend im Bereich der KI-Entwicklung bleiben könnten, betonte Zuckerberg – was durchaus als Warnung vor einer Überregulierung der Branche gewertet werden kann.

Musk, der zuerst einen Stopp der KI-Entwicklung gefordert hatte und daraufhin selbst ein KI-Unternehmen gründete, meinte, dass es eine KI-Aufsichtsbehörde geben sollte, wie Reuters berichtet. "Es ist wichtig für uns, einen Schiedsrichter zu haben", damit Unternehmen KI-Produkte nicht unkontrolliert einsetzen.

Sam Altman von OpenAI sagte, er glaube, dass die politischen Entscheidungsträger "das Richtige tun wollen", und er sei beeindruckt, wie schnell die Regierung Regeln für die Technologie schaffen wolle. Aber selbst Mehrheitsführer und Initiator des Treffens Schumer schien zurückzurudern. Er hatte von seinen Politikerkollegen zuletzt mehr Tempo bei der KI-Regulierung gefordert. Am Mittwoch klang das schon anders: Er erklärte Reportern nach dem Forum, dass die USA die Festlegung von Regeln nicht überstürzen dürften.

Kritik: Tech-Giganten beeinflussen Politik

Dies führte prompt zu Kritik an der Art des Treffens. Ramayya Krishnan, Dekan des Heinz College of Information Systems and Public Policy an der Carnegie Mellon University, erklärte gegenüber "The Verge", dass andere AI-Insight-Foren öffentlich sein müssten. "Wir brauchen mehr öffentliche Anhörungen, damit wir mehr Transparenz darüber haben, wie die Vorschriften ausgearbeitet werden", so Krishnan. "Ich hoffe, dass andere Foren öffentlich sind."

Kritisch äußerte sich der oppositionelle republikanische Senator Josh Hawley: "Ich weiß nicht, warum wir die größten Monopolisten der Welt einladen sollten, um dem Kongress Tipps zu geben, wie sie mehr Geld verdienen können." Er warf der demokratischen Mehrheit im Kongress vor, es bislang verabsäumt zu haben, eine sinnvolle Technologiegesetzgebung zu verabschieden. Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren kritisierte das Forum ähnlich: Es stelle eine Möglichkeit für Tech-Giganten dar, die Politik zu beeinflussen. (Reuters, red, 14.9.2022)