Elfriede Jelinek
Der Kommentar zur Ehrung Jelineks biete selbst das beste Beispiel dafür, was unter dem von Elfriede Jelinek verwendeten Begriff "Normalterroristen" zu verstehen sei, so Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren.
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Die IG Autorinnen Autoren fordert den Rückzug des Wiener FPÖ-Landtagsabgeordneten und -Kultursprechers Stefan Berger wegen seiner Empfehlung, Elfriede Jelinek "statt zu ehren zu therapieren". Die Literaturnobelpreisträgerin wurde zuvor nach beinahe zweijähriger Verspätung mit der Wiener Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet, worauf sich die Wiener FPÖ in einer Aussendung kritisch geäußert hatte. Darin warf sie der SPÖ vor, der Stadt einen schweren Schaden zugefügt zu haben.

"Es zählte zu den Ostblockpraktiken genauso wie zum Nationalsozialismus, Menschen für verrückt zu erklären, um sie mundtot zu machen, zu entmündigen, wegzusperren, ihnen die Glaubwürdigkeit zu nehmen und ihre Haltungen und Meinungen aus der Welt zu schaffen", heißt es nun in einem Schreiben der IG Autorinnen Autoren, das die Haltung der FPÖ und Bergers scharf kritisiert. Der Kommentar zur Ehrung Jelineks biete selbst das beste Beispiel dafür, was unter dem von Elfriede Jelinek in ihrer Dankesrede für die Wiener Ehrenbürgerschaft verwendeten Begriff "Normalterroristen" zu verstehen sei.

"Österreich-Hasserin"

Berger hat sich in seinem Kommentar auch konkret auf den genannten Begriff bezogen: "Wenn Jelinek diejenigen Österreicher, die gegen Wokeness, Klimakleber und gegen das Teichtmeister-Skandalurteil auftreten, wörtlich als Normalitätsterroristen bezeichnet und dabei den Bogen zum NS-Regime spannt, dann sagt das alles über diese Person aus." Die Ehrung für Jelinek hatte bereits 2021 für Kritik bei der FPÖ gesorgt. Mit ihr werde eine deklarierte "Österreich-Hasserin" geehrt, befand der blaue Kultursprecher damals. Schon 1995 hatte die FPÖ die Schriftstellerin auf Plakaten angegriffen. "Lieben Sie Scholten, Jelinek, Häupl, Peymann, Pasterk ... oder Kunst und Kultur?", lautete der Slogan.

Der Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete und Kultursprecher solle seine Kultursprecherfunktion sofort zur Verfügung stellen, er sei nicht dazu imstande, über Kultur befähigt zu sprechen, so Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren. (red, APA, 14.9.2023)